Sonntag, September 26, 2010

Säkulere Juden in Mea Shearim

B"H

Jetzt verstehe ich nur allzu gut, warum das ultra - orthodoxe Mea Shearim so allmählich seine Besucherpforten schliesst.

Freunde einer bestimmten chassidischen Gruppe aus Mea Shearim hatten mich für Freitag abend (Erev Schabbat) zum Essen eingeladen. Als ich in deren Wohnzimmer kam, fand ich, zu meiner Überraschung, drei säkulere Frauen vor. Aus Tel Aviv, Ende 50 und für eine haredische Gegend nicht gerade anständig angezogen. Sie waren wegen der "Schabbat Action" an Schabbat angerollt und hatten Glück, eine Familie im Stadtteil zu finden, die sie einlud. Dies zeigt, wieviel Geduld und Toleranz der Stadtteil oftmals aufweist.

Als ich in das Wohnzimmer trat, waren die drei Frauen schon kräftig am stereotypen Argumentieren. Der Tochter unserer Gastgeber sagten sie auf den Kopf zu, dass haredische Kinder ungebildet seien und sie ja eh nur Jiddisch sprechen. Wieso nicht Hebräisch und überhaupt ?
Als die Gastgeber dann ein fast perfektes Englisch mit zwei ebenso haredischen Seminargirls aufwiesen, waren die drei Frauen sprachlos, denn man hielt ja alle im Raum für ungebildet und dann das.

Unsere Gastgeber hörten sich geduldig die Cliche - Vorwürfe der Tel Aviver an, bis diese verkündeten, sie müssen dann mal los, denn man fahre zurück nach Tel Aviv. In dem Moment drehte unsere Gastgeberin durch und fragte, warum die drei Familien (die Ehemänner der Frauen sassen zusammen mit allen anderen Männern drausssen in der Sukkah) gekommen seien. Am Ende offerierte die Gastgeberin sogar Geld für ein Hotel, damit die Tel Aviver nicht den Schabbat brechen, indem sie heimfahren. Nichts half und die drei Familien gingen.

Unsere Gastgeberin war geschockt und meinte hinterher, dass das Verhalten der Tel Aviver grausam war. Man hatte ihr den Freitag abend ruiniert. Ehrlich gesagt war das Verhalten der Frauen ziemlich mies gewesen und wir alle hatten keine richtige Schabbatatmosphäre erlebt, da die Frauen ständig dazwischenquakten.

Viele Jahre lange akzeptierte unsere Gastgeberin alle möglichen Besucher. Sogar Nichtjuden waren darunter. Nach all den Streitereien mit Nichtjuden und Reformjuden begann die Familie nur noch andere Haredim zu akzeptieren. Seminargirls und Yeshivastudenten. Warum ? Das sah ich am Freitag abend mit eigenen Augen und es verwundert nicht.

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