Sonntag, Januar 02, 2011

REINKARNATIONEN in Talmud & Gebet

B”H



Ausgestelltes Kabbalah - Bild in Zfat.

Photo: Miriam Woelke


Neulich schrieb ich, dass REINKARNATIONEN im Judentum einen festen Bestandteil haben und zu den Glaubensinhalten der Religion dazu gehören

Reinkarnationen sowie kabbalistische Inhalte wie die “Sefirot” (Keter, Chochmah – Weisheit, Bina – Verstehen, etc.) sind keine Erfindung jüdischer Kabbalisten, sondern waren schon zu talmudischer Zeit bekannt. Ich erwähne an dieser Stelle nur den talmudischen Rabbiner Rabbi Akivah, der sich sehr eingehend mit der “verborgenen Thora = der Kabbalah” beschäftigte. 

Die Kabbalah selber wird in die “theoretische” und die “praktische” Kabbalah unterteilt. Die praktische Kabbalah setzt eine aktive Handlung voraus und hat Auswirkungen. Zum Beispiel kann ein in der Kabbalah sehr bewanderter FROMMER Jude anhand der hebräischen Buchstaben eine praktische Kabbalah ausüben. Es heisst, dass es gerade Rabbi Akivah war, der die Praktiken der praktischen Kabbalah verbarg, damit niemand Unfug damit betreibt und alles benutzt, wie es ihm beliebt.

Aber selbst im Gebet erwähnen wir tagtäglich REINKARNATIONEN; und das kurz vor dem Zubettgehen im “Bedtime Shema – Kriat Shema la’Mitah”. Gleich im ersten Gebet “Ribono shel Olam” finden wir die Reinkarnationen. 

In “Ribono shel Olam” bekennen wir allabendlich, dass wir jenen Mitmenschen vergeben, die da tagsüber nicht gerade freundlich zu uns waren oder uns verärgert haben. Wir bitten G – tt, dass niemand wegen uns bestraft wird, weil er sich uns gegenüber an dem Tag nicht gerade von der besten Seite zeigte. 

… bejn beshogeg bejn bemesid bejn bedibur bejn bema’aseh bejn be'GILGUL zeh bejn be'GILGUL acher le’kol bar Israel …

… jemand, der uns unabsichtlich oder absichtlich schlecht behandelte; durch Reden oder anhand von aktivem Handeln gegen uns; in diesem Gilgul (in dieser Reinkarnation) oder in der nächsten...

Weitere Ausführungen zum Thema “Reinkarnationen” liefert der Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria (1534 – 1572). Wer jedoch die entsprechende Literatur liest, sollte in Betracht ziehen, dass Rabbi Luria von Juden ausgeht und nicht von Nichtjuden. 

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Zum Kommentar von s5:


Als Beispiel nahm ich den Text heute morgen aus einem ganz normalen ARTSCROLL Siddur. Nicht chassidisch, sondern ganz normal Aschkenaz !
Allersings muss ich zugeben, dass der hebraeische Originaltext von der englischen Uebersetzung abwich und deswegen habe ich den Originaltext zitiert !
Wie gesagt, aus einem normalen Siddur und ich habe hier genauso andere Siddurim liegen, wo derselbe Text drin steht. 
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Ich denke, es ist ganz einfach der Originaltext. Hast Du im hebraeischen Text geschaut, denn selbst bei Artscroll laeuft die englische Uebersetzung anders ab und es steht dort nicht "Reinkarnation". 


Allgemein aber werden derlei einheitliche Gebete nicht unbedingt abgeaendert. In den verschiedenen Nussach, meine ich. 
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Und ich war immer der Meinung, aus orthod. Siddurim wird nichts gekuerzt.
Ich kenne das Bedtime Shema nur mit "Ribono shel Olam".
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Ich habe in meinem Leben nur ganz wenige Siddurim besessen, denn normalerweise haelt bei mir ein einziges viele Jahre. Daher ist Artscroll mein Standardwerk, das ich jedoch eigentlich gar nicht mehr benutze. Privat habe ich ein chassidisches mit der Nussach Ari. 


Das Sfat Emet aus Deutschland sagte mir nie zu. Soweit ich mich erinnere, fehlt dort ebenso "Shir HaShirim", was ich persoenlich recht seltsam finde. 


Wie gesagt, ich bin noch nie einem orthodoxen relig. Juden begegnet, der die Gilgulim nicht anerkannte. Nicht damit beschaeftigen, ist etwas anderes und nicht gleichzusetzen mit nicht anerkennen. An und fuer sich ist es ein sehr weites anerkanntes Konzept, denn ansonsten waere allein das Konzept des Tikkun fast ueberfluessig.

5 Kommentare:

  1. Das steht aber nicht in allen Siddurim, sondern eben nur in den Chassidischen... In Nussach Ari steht es, im Jekkischen S'fat Emet steht es nicht...

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  2. Ich sage nicht, dass dieser Text nicht existiert. Ich sage nur, dass er nicht in allen Siddurim steht.

    Im "S'fat Emet" steht er nicht, im Hirsch Sidur auch nicht (aber ich nehme an, das ist in Wirklichkeit dasselbe), sonst habe ich leider gerade keines da...

    Ich kann mich erinnern, dass ich diesen Text zum ersten Mal in einem Chabadischen Sidur (nussach haari) gesehen habe, nussach Sefard (chassidische Sidurim) haben ihn meist auch.

    Dass er bei Artscroll in nussach Ashkenaz steht wundert mich ehrlich gesagt ein bisschen... Vielleicht hat sich die Mode verbreitet, diesen Abschnitt zu sagen, also nehmen sie ihn auch rein...

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  3. Jetzt hatte ich Gelegenheit, in einem anderen Sidur nachzusehen, Sidur Rinat Israel, Nussach Aschkenaz, für Beney Chu'l, Ausgabe von 1982.

    Dort steht der Text gekürzt, ohne Ribono Shel Olam, (nur hareini Mochel) und ohne Gilgulim...

    Die Idee, dass man verzeihen soll, hat ihnen wahrscheinlich gefallen, aber בין בגילגול הזה, בין בגילגול אחר war ihnen offensichtlich doch ein bisschen zuviel - also gestrichen... interessant....

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  4. Ich bin etwas erstaunt, dass du "Rinat Israel" nicht kennst. Das ist, glaube ich, so das Standart-Siddur von "kipah srugah" in Israel, also durchaus orthodox.

    S'fat Emet ist ein streng orthodoxes Sidur, aus Deutschland vor dem Krieg, dort wurde der Text nie abgedruckt, weil er einfach nicht zur Jekkischen Tradition gehört. So einfach ist das.

    Meine Vermutung ist eher, dass Artscroll Ashkenaz den Text einfach hinzugefügt hat, als Konzession an eine Mode. Aber das müsste man mit älteren Sidurim überprüfen.

    Auf jeden Fall geht aus meiner kleinen $stichproble eindeutig hervor, dass das Konzept der Gilgulim keineswegs "überall anerkannt" ist.

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  5. "ich bin noch nie einem orthodoxen relig. Juden begegnet, der die Gilgulim nicht anerkannte."

    Das ist gut möglich. Du kennst eine gewisse Anzahl Personen, damit deckst du vielleicht 1% der betreffenden Bevölkerungsgruppe ab, oder sogar noch weniger, und auch bei den 1% hast du wohl kaum mit jedem die Frage der Reinkarnation angesprochen und dich zweifelsfrei überzeugt, dass sie daran glauben.

    Ich denke also, wir können diese zwei Aussagen nebeneinander stehen lassen, sie widersprechen einander nicht.

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