B"H
Der Jerusalemer Stadtteil Givat Sha'ul ist nur einer von den zahlreichen haredischen (ultra – orthodoxen) Gegenden der Stadt. Touristen kennen fast immer nur den Stadtteil Mea Shearim aus Reiseführern, doch allein das bekannte Mea Shearim ist längst nicht der einzige Stadtteil dieser Art.
Wenn ich hier “ultra – orthodxer” Stadtteil sage, so meine ich damit NICHT die Nationalreligiösen, denn diese wohnen mehr verstreut und der einzige richtige Stadtteil, den sie haben nennt sich “Kiryat Moshe”. Viele Jahre lebte ich in Kiryat Moshe und kenne daher den Stadtteil sehr gut. Das benachbarte haredische Givat Sha’ul hat sein Eigenleben und so besitzt auch Kiryat Moshe seinen individuellen Charakter.
Im haredischen Givat Sha’ul leben litvische Haredim genau so wie Chassidim.
Vor mehr als zehn Jahren wohnten Freunde von mir in Givat Sha’ul. Eine Familie, die eigentlich nationalreligiös war und von daher gar nicht in den Stadtteil passte. Ich erinnere mich, dass ich sie einmal besuchen kam und ein haredischer Nachbar weigerte sich, mit mir den Aufzug zu teilen. Wir waren allein und er pochte auf “No Yichud”. Halachisch betrachtet wollte er mit keiner Frau allein in einem Raum sein, mit der er nicht verheiratet ist. Ich war sauer, weil ich nicht auf den nächsten Aufzug warten wollte und stattdessen zufuss die Treppe hinaufstieg. Der Typ hätte mir ja wenigstens den Aufzug überlassen und selber die Treppe benutzen können.
Die Kinder meiner Freunde besuchten die nationalreligiöse "Noam" Schule und keinen haredischen"Talmud Torah" (Jungenschule) oder "Beit Yaakov" (Mädchenschule). Bei “Noam” lernt man zwar auch getrennt nach Geschlechtern, doch mit einer anderen Philosophie.
Nicht, dass jetzt jeder wieder denkt: “Was denn: Nach Geschlechtern getrennt lernen ? Das sei doch bestimmt wieder so ein ultra – orthodoxer Rassismus den Frauen gegenüber !” Falsch, denn auf religiösen Schulen verfolgen Jungen und Mädchen vollkommen andere Lernziele. Neben den regulären Unterrichtsfächern lernen Jungen und Mädchen unterschiedliche Halachot (jüdische Gesetze) sowie die Jungen Talmud.
Um auf meine Freunde zurückzukommen: Die sind bald darauf umgezogen, sprich, sie verliessen den Stadtteil. Nicht, weil sie eine andere Ideologie vertraten, sondern weil die Miete erhöht wurde und die Frau zur gleichen Zeit ihren Job verlor. So zogen sie ins nationalreligiöse Beit El bei Jerusalem.
Jerusalem heute morgen. Mit Blick auf Givat Sha'ul (auf der linken Seite).
Mossad Harav Kook: Bibliothek und Vortragshalle benannt nach dem ersten Oberrabbiner Israel, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook.
Rechts neben dem Mossad HaRav Kook finden wir eine Mikweh (Ritualbad), die sich in einem kleinen Gebäude befindet, welches von der chassidischen Gruppe Stropkov auch als Yeshiva (relig. Schule) genutzt wird.
Die Stropkov Yeshiva. Die Hauptsynagoge der chassidischen Gruppe befindet sich im Stadtteil Mea Shearim.
Jerusalem mit Blick auf den Zentralen Busbahnhof.
Copyright / Photos: Miriam Woelke
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