Mittwoch, Februar 01, 2012

Jüdische Orthodoxie: "Ohr Sameach" und "Machon Me’ir"

B"H 

Worin unterscheidet sich die jüdische Orthodoxie ? Muss man im ultra – orthodoxen Mea Shearim leben, um als ORTHODOX zu gelten ? Nein, sicher nicht und darüber hinaus gibt es unzählige Auslegungen des jüdisch – orthodoxen Lebens. Allerdings braucht deswegen noch lange nicht jeder Mann einen schwarzen Hut aufzusetzen oder eine Frau lange Röcke zu tragen. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich die Orthodoxie recht facettenreich präsentiert, was gerade in Jerusalem besonders deutlich wird. Dort nämlich drängen sich streng Orthodoxe dicht an dicht mit traditionellen Juden, nationalreligiösen – zionistischen Juden, den Modern – Orthodox oder den super Modern – Orthodox Shlomo Carlebach Anhängern. 

Da mich jemand aus der Leserschaft fragte, was genau die einzelnen Richtungen innerhalb der jüdischen Orthodoxie bedeuten und wie diese zum liberalen Judentum stehen, hier eine kleine Serie zum besseren Verständnis. Wobei ich gerade das Verständnis nicht garantieren kann, denn vor allem in Deutschland werden Juden, die noch niemals in Israel an relig. Einrichtungen (sprich YESHIVOT oder SEMINAREN) studierten, sich schwer tun, nachzuvollziehen, von was genau ich rede. Das Problem sind die unterschiedlichen Mentalitäten und gerade in Deutschland werden viele Richtungen der Orthodoxie sofort als fanatisch, irre, total daneben oder nicht mehr zeitgemäss, abgehakt. Wer sich hingegen entschliesst, für mindestens ein halbes Jahr nach Israel zu kommen und an einer relig. Einrichtung zu lernen, der wird hinterher Probleme haben, sich wieder in eine deutsche Gemeinde einzuleben. In Israel laufen die Uhren anders und wer das verstehen will, der muss seine deutsche Mentalität erst einmal ad acta legen. 

Am besten zeigt sich, wer wer ist, wenn wir mit den unterschiedlichen Lernprogrammen einzelner orthodoxer Auslegungen beginnen. Zahlreiche Leser fragen regelmässig nach, wo sie was lernen können. Mit zwei, in Jerusalem, sehr bekannten Programmen will ich beginnen. Bitte beachtet, dass diese beiden Programme nur für männliche Bewerber offen stehen und keinesfalls für Frauen !!! 

Wer auf der nationalrelig. Yeshiva “Machon Me’ir” lernen will, muss Jude sein. Entweder jüdisch geboren oder halachisch orthodox konvertiert. Schummeln empfiehlt sich nicht, denn es werden Empfehlungsschreiben verschiedener Rabbiner verlangt. “Machon Me’ir” unterscheidet sich von meiner zweiten Beschreibung der haredisch (ultra – orthodox) – litvischen Yeshiva darin, dass das Machon Konversionskurse zum Judentum anbietet. Auch hier gilt: Ausschliesslich für männliche Bewerber !!! 

Beide Institutionen befinden sich in Jerusalem, wobei “Ohr Sameach” ebenso Niederlassungen im Ausland unterhält. Unter anderem in den USA. Die nationalreligiöse Yeshiva “Machon Me’ir” im gleichfalls nationalrelig. Stadtteil Jerusalems, Kiryat Moshe, vermittelt sehr viel Wissen zum relig. Zionismus. Wie wichtig das Land Israel ist. Im Sinne der Thora sowie der jüdischen Vorväter. Ferner werden jüdische Gesetze (Halacha) gelehrt oder auch Philosophie. Das Machon unterhält mehrere Zweige: Es lernen dort Neureligiöse jeglicher Herkunft. Ob Franzosen, Israelis, Anglos, etc. Von den Konversionskursen habe ich verhältnismässig viel Negativstories vernommen. Von Leuten, die dort lernten. Zum einen seien die Dormitories zu vollgestopft. Mit vier bis fünf Leuten in einem kleinen Zimmer. Außerdem werde bei den Konvertiten untereinander geklaut und, wie im russischen Konversionskurs, gesoffen. 

Kurse aller Art werden in hebräischer, französischer, russischer , spanischer oder englischer Sprache angeboten. 

Bei “Ohr Sameach” im Jerusalemer Stadtteil Ma’a lot Dafna schauen die Lernprogramme wesentlich anders aus. Hier setzt man auf das Talmudstudium. Selbst für Juden, die sich im Judentum kaum auskennen und erst einmal kleine Schritte in Richtung ihrer eigenen Religion unternehmen. Talmud deswegen, da man den Studenten etwas bieten will. Sozusagen, damit diese sagen, sie lernen “Talmud”. “Ohr Sameach” wird gerne mit der ebenso haredisch – litvischen Yeshiva “Aish HaTorah” in der jüdischen Altstadt Jerusalems verglichen. Beide Institutionen unterscheiden sich jedoch bei den Lerninhalten sowie der Mentalität ihrer Studenten. Insgeheim gilt “Ohr Sameach” als intellektueller. Andererseits hörte ich, dass AISH mit besserem Essen aufwartet. 

“Ohr Sameach” bietet keine Konversionskurse an, doch gibt es dort einen Rabbiner, welcher sich um Konversionswillige kümmert und seinen eigenen Kurs unterhält. Unabhängig von “Ohr Sameach”. Wer Näheres dazu wissen will, kann einen Kommentar hinterlassen oder mir schreiben ! 

Hier ein paar Video – Eindrücke und morgen werde ich mit den Beschreibungen fortfahren ! 

Falls jemand fragt, ob er als deutscher Jude an den Programmen teilnehmen kann: Ja, kann er. Vorausgesetzt er ist der englischen Sprache mächtig. 

Und die Kosten ? “Machon Me’ir” wird teilweise auch von der Jewish Agency gesponsort und bietet Kurse sowie Wohngelegenheiten in den Dormitories günstig an. Die aktuelle Preisliste kenne ich nicht, doch dürften sie sich um ca. 200 – 300 Euro / Monat bewegen. Inklusive Lernen, Essen und Unterkunft. 

“Ohr Sameach” ist da wesentlich teurer, doch werden Stipendien angeboten. Vor einiger Zeit war es noch so, dass man das erste Studienjahr umsonst bekam. Ob dem noch so ist, muss ich erst erfragen.     


OHR SAMEACH




Machon Me'ir 

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