In der kommenden Woche feiern wir Tu be'Shevat - das jüdische Neujahrsfest der Bäume. Das Photo zeigt den überall stattfindenden traditionellen Früchteverkauf zum 15. Shevat. Hier ein Stand auf dem Tel Aviver Carmel Markt.
Photo: Miriam Woelke
B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Dieser Schabbat ist ebenso "Schabbat Schira", denn es wird der Song von Moshe "Az Yashir Moshe" gelesen. Moshe war von all den Wundern (der Durchquerung des Roten Meeres) dermassen überwältigt, dass er zu singen begann.
In dieser Parashat Beshalach kommen die Israeliten endlich frei und sie verlieren keine Zeit und ziehen sofort los. Die Mehrheit der Kommentatoren diskutiert nicht nur diese Tatsache, sondern befaßt sich ungewohnterweise ebenso mit der Psychologie.
Nach der Ankunft Yosefs und seines Vaters Yaakovs in Ägypten, waren mehr als 200 Jahre vergangen, was automatisch zur Folge hatte, dass neue Generationen geboren wurden. Und genau diese neuen Generationen kannten kein Leben in Freiheit geschweige denn, dass sie unabhängig denken konnten. Vielmehr hatten sie sich an ihr Sklavendasein gewöhnt und man mag sich vorstellen, mit welcher Mentalität sie Ägypten verliessen (siehe das kabbalistische Buch ZOHAR).
Eine neue große Zukunft stand für sie bereit, doch waren sie mental imstande, dieser entgegenzusehen ? Selbst G - tt hegte da so seine Zweifel und entschloß sich, die Israeliten nicht auf einmal zu überfordern.
In der Chassidut wird der Sklavenmentalität noch weitere Bedeutung begemessen und Hinterherjagen Pharaos nach den Israeliten als eine Metapher gesehen. Der große chassidische Rabbiner, Rabbi Simcha Bunim Bonhart von Peshis'cha (1765 - 1827) kommentiert, dass die Verfolgung Pharaos gleichkommt mit der Yetzer HaRah, der schlechten Seite in uns. Sein Kommentar basiert übrigens auf dem Kommentar von keinem anderen als dem Baal Shem Tov selber. Immer wieder wird ein jeder von uns von seiner eigenen Yetzer heimgesucht, die ihn dazu überreden will, Negatives zu tun.
Metaphorisch betrachtet wurden sie nicht vom physischen Pharao verfolgt, sondern die Israeliten nahmen ihre eigene Yetzer HaRah mit im Gepäck. Ziel eines jeden von uns ist es, seine eigene Yetzer zu überwinden und in etwas Gutes umzuwandeln.
In der Kabbalah ist häufig die Sprache von einem inneren seelischen Reinigungsprozeß, den sie Israeliten durchlaufen mußten. Die 40 Jahre in der Wüste werden als 40 Jahre der spirituellen Reinigung gesehen. Die ursprüngliche Absicht G - ttes war zuvor eine ganz andere; die Israeliten sollten nämlich direkt nach ihrem Auszug zum Berg Sinai geführt werden, dort die Thora erhalten und gleich anschliessend war der Einzug nach Israel geplant. Durch den Bau des Goldenen Kalbes aber wurde alles zunichte gemacht und stattdessen dauerte die Wanderung 40 Jahre. Somit hatte die individuelle Yetzer gesiegt. G - tt selber greift kaum ein, denn schliesslich haben die Menschen ihren freien Willen und müssen allein zu der richtigen Erkenntnis kommen.
Der Ramban (Nachmanides, 1194 - 1270) stellt in seinem Thorakommentar die Frage, warum die Israeliten immer wieder aufschrien und sich beschwerten, andererseits jedoch ihr G - ttvertrauen bewahrten. Schon Rabbeinu Bachya (ben Ascher ibn Halawa) aus Saragossa (verstorben im Jahre 1340) und der Ramban nahm dessen Frage sowie Antwort mit in seinen Kommentar auf.
Rabbeinu Bachya und der Ramban sind der Meinung, dass es im Lager der Israeliten unterschiedliche Gruppen gab. Diese Gruppen vertraten verschiedene Interessen und so ergaben sich immer wieder neue Konflikte. Einmal wollte das eine Lager nach Ägypten zurückkehren, dann wieder wollten sie essen und dann ein Goldenes Kalb bauen. Moshes grandiose Aufgabe bestand darin, der Anführer aller zu sein und ich stelle mir häufig die Frage, wie er das bloss schaffte.
Trotz all der alltäglichen Wunder rebellierten immer wieder neu einige der Interessenlager. Ist uns das so furchtbar fremd ? Sind wir nicht heute genauso ? Man schaue sich nur eine "normale" jüdische Gemeinde an !
Schabbat Schalom
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