Montag, November 30, 2009

Ezra und seine zehn Festlegungen, Teil 2

B"H


Erläuterungen zu Bava Kamma 82


Insbesondere zwei Fragen kamen zum Artikel "Ezra und seine zehn Festlegungen" (siehe Talmud Traktat Bava Kamma 82a) auf.

Ezra und seine Zehn Festlegungen, Teil 1


Hier ein paar weitere Infos, die ich zusätzlich heraussuchte:


In Exodus (Sefer Schemot) 15:22 heißt es, dass nachdem die Israeliten das Rote Meer durchquerten, sie die Wildnis SHUR betraten. Shur ist ein Teil des Sinai. "Und sie gingen drei Tage lang in der Wildnis, aber fanden kein Wasser".


Die Prophetengenerationen nach Moshe sahen hier eine verborgene Aussage. Sobald "Wasser" erwähnt wird, ist nicht selten auch die Thora gemeint. "Thora" und "Wasser" sind beides lebensnotwendige Element. Deswegen wird im Judentum die Thora oftmals mit dem Wasser gleichgesetzt.


Wenn es nun in der obigen Aussage lautet, dass die Israeliten drei Tage lang durch die Wildnis wanderten und sie kein Wasser fanden, so bedeutet dies darüber hinaus, dass sie ebenso drei Tage lang ohne Thora waren. Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Kiddushin 30b lehrt, dass die Thora ein Lebenselexier ist. In der gleichen Gemara steht geschrieben, dass G - tt sagte, Er habe die Yetzer HaRah (negative Seite in uns) erschaffen. Als Gegenpart dazu habe Er die Thora erschaffen.
G - tt fährt fort in Seiner Ansprache zu Israel (dem jüdischen Volk): "Solange Ihr Euch mit der Thora beschäftigt, hat die negative Seite in Euch selbst keine Chance, die Macht über Euch zu gewinnen. Wenn Ihr keine Thora lernt, dann seid Ihr der Yetzer HaRah ausgeliefert".


Da sich die Israeliten im Sinai drei Tage lang nicht der Thora zuwendeten, erfolgte eine spirituelle Erschöpfung.
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Die zweite Frage bezüglich Ezra lautete, weshalb die zwei weiteren Thoralesungen mitten in der Woche ausgerechnet am Montag und am Donnerstag dazu ausersehen worden sind. Die Gemara in Bava Kamma 82a lässt uns wissen, dass diese beiden Thoralesungen an den jeweiligen Tagen schon vor Ezra existierten.


Warum aber am Donnerstag und am Montag ?


Die Tosafot, welche sich auf eine Midrasch in der Midrasch Tanchuma beziehen, besagen, dass Moshe an einem Donnerstag den Berg Sinai bestieg, um das zweite Paar Gesetzestafel (Luchot) in Empfang zu nehmen. Nachdem er das erste Paar zerbrach als er einige der Israeliten um das Goldene Kalb herumtanzen sah.
An einem Montag dann kam Moshe wieder herab und G - tt hatte den Israeliten verziehen. Deswegen heißt es, dass G - tt an donnerstagen sowie montagen besondere Güte den Menschen bzw. Juden gegenüber zeigt. Und aus diesem Grunde solle die Thoralesung innerhalb der Woche an genau diesen zwei Tagen stattfinden.



Wer sind / waren die TOSAFOT ?


Ein eher bekannterer Name für sie ist RISHONIM und ihre Ära begann, nachdem Raschi seine Kommentare verfasst hatte. "Tosafot" heißt übersetzt "Zusätze" und es handelt sich hierbei um mittelalterliche Talmudkommentare. Wenn wir heute eine Talmudseite betrachten, so sehen wir den eigentlichen Talmudtext in der Mitte und drumherum einen Raschi - Kommentar sowie die Tosafot.


Unter anderem werden Rabbi Asher ben Yechiel, Rabbi Israel von Bamberg, Rabbi Yehudah ben Natan (der Riban), Rabbi Simcha ben Samuel von Speyer oder Rabbi Me'ir von Rothenburg als Tosafisten genannt.




Aber auch der Maharal von Prag, Rabbi Yehudah Loew ben Bezalel, 1520 - 1609, schreibt in seinen "Chiddushei Aggadot" zum Talmud Bava Kamma einen betreffenden Kommentar (siehe Seite 12 - 13). Auch er bezieht sich auf die Tosafot und kommentiert, dass der Donnerstag und der Montag besondere Tage in Bezug auf das himmlische Gericht darstellen. Hierzu nennt der Maharal einen Passuk aus dem Talmud Traktat Schabbat 129b:
"An Montagen und Donnerstagen befinden sich das himmlische sowie das erdliche Gericht zusammen in einer Sitzung".


Laut des Talmud Traktates Rosh HaShana 16a wird eine Person täglich vom himmlischen Gericht gerichtet. Gemäss der Festlegungen des Ezra aber halten an donnerstagen sowie an montagen auch die erdlichen rabbinischen Gerichte (Batei Din) ihre Sitzungen ab. Von daher sollten an diesen beiden Tagen Gefahrensituationen vermieden werden. Bedeutet, man begebe ich nicht nur Fallschirmspringen etc. in unnötige Gefahr, denn das himmlische Gericht könnte gegen mich entscheiden. Somit kommt der Maharal zu der Überzeugung, dass an den beiden Tagen Thoralesungen genauso wie persönliches Fasten erfolgen können. Wer meint, er müsse einen Tag lang fasten, um einen privaten Tikun (Seelenkorrektur) durchzuführen, der solle dies vornehmlich an montagen oder donnerstagen tun.


Fazit: Die Midrasch Tanchuma gibt an, dass Moshe an einem Donnerstag den Berg Sinai bestieg und an einem Montag mit dem zweiten Paar Gesetzestafeln wieder herab kam. Folglich lässt an diesen beiden Wochentage G - tt mehr Gnade walten als an anderen, denn Moshe hatte keinen leichten Gang vor sich, G - tt um Verzeihung zu beten.


Berechnungen der Wochentage und gewisser Zeitperioden finden wir ebenso im Talmud !

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