Dienstag, November 24, 2009

"Nur ein angepasster Jude ist ein guter Jude !"

B"H

Wer ist Jude ? Seltsamer Weise mögen uns manche Völker nur dann, wenn wir uns assimilieren und uns ihren Erwartungen anpassen. Sobald wir zu unserer Religion stehen und sie vertreten, werden wir als Radikalos beschimpft.
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Eine Bekannte äußerte sich mir gegenüber einmal so über die Juden:
"Bisher waren mir Juden immer als Intellektuelle bekannt, denn in unserer Stadt kenne ich viele solcher Leute. Bevor ich nach Israel kam, wusste ich gar nicht, dass das Judentum auch aus Haredim (Ultra - Orthodoxen) besteht. Weshalb muss die Religiosität sein, wenn doch der Intellekt und die Kultur dem Judentum ausreichen ?"
Diese Meinung steht sicher nicht so allein. Manche Leute scheinen wirklich zu glauben, dass Kulturjuden die positivste Werbung des Judentums sind. Unsere Religion oder sollte ich besser sagen, unser Volk ist nicht dazu da, sich den anderen Nationen gegenüber anzubiedern oder ihnen nach dem Mund zu reden. Im Ausland fällt mir oft das jüdische "Gefallenwollen" auf. Nur nie anecken und sich halt solidarisch und aufgeschlossen zeigen.

Das Judentum aber bedeutet etwas ganz anderes: G - tt erwählte die Juden zu einer bestimmten Aufgabe in dieser Welt aus; genauso wie Er das mit den anderen Nationen tat. Zwischen diesen beiden Fakten muss immer unterschieden werden.
Die Aufgabe der Juden liegt in der Thora und nicht in Kultur und Assimilation. Wer seine jüdische Identität verliert, der wird seine nachfolgenden Generationen verlieren.

Aufgeschlossenheit, Toleranz oder von mir aus auch Kultur JA, aber die eigene Identität sollte im Hinterkopf fest verwurzelt sein. "Bis hierher und nicht weiter" - ein wichtiger Punkt im gelebten Judentum. Auch wenn dies den anderen Völkern nicht passt.

9 Kommentare:

  1. Man muss nicht mal Haredi sein, um auf solche Reaktionen zu stoßen.
    Es reicht schon aus, zu sagen, dass man kein Schweinefleisch isst und Schabbes hält.

    Schön ist auch die Behauptung, dass der "Intellekt" der Juden dem Judentum genügen sollte, denn das ist nicht anderes als philosemitischer Rassismus.

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  2. B"H

    Ich gehe einfach einmal davon aus, dass die Mehrheit der Bevoelkerung in Deutschland, Oesterreich sowie der Schweiz keinen Juden persoenlich kennt. Noch weniger wahrscheinlich einen relig. Juden.
    Und da kommen schon so Wunschdenken auf: Wie sich ein Jude heute zu verhalten hat oder wie er am wenigstens nervt.

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  3. Als ich deinen Titel las, dachte ich, du spielst auf den Anpassungsdruck innerhalb der charei dischen oder auch weniger chareidischen Gemeinden an .. .
    ...so kann mansich täuschen .. .

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  4. Anonym8:17 PM

    "Weshalb muss die Religiosität sein, wenn doch der Intellekt und die Kultur dem Judentum ausreichen ?"

    Ich würde erstmal wissen wollen, wie diese Dame auf sowas absurdes kommt?
    Ohne Religion gäbe es wohl kaum das jüdische Volk.
    Die Aussage intellekt ist in der Tat philosemitisch (was man von Nichtjuden oft vernimmt), der oft leider ins antisemitische abrutscht.
    Vielleicht musst du ihr mal sagen, dass es auch nicht intelligente Juden gibt, vielleicht fällt sie dann von Stuhl. ;))

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  5. Schoschana10:03 AM

    nun, psychologisch ist das zu verstehen: einer, der anders ist oder lebt als man selbst, fordert einen heraus. es ist ja nicht so, dass nur die juden einem ganz bestimmten bild entsprechend sollen (welches das sein soll, darüber gibt es vermutlich mehrere versionen). neulich erzählte mir eine freundin, die in einem kleinen dorf in deutschland aufgewachsen ist und seit langem "in der großstadt" lebt, wie sie wegen des kleidungsstils ihrer kleinen tochter (hose unter rock) heftigst kritisiert wurde ("die läuft ja wie eine türkin"). dieses beispiel ist eine lapalie, es gibt noch andere, im endeffekt ist es immer das gleiche: ist jemand "anders" als die mehrheit, so verursacht das unwohlsein. wohl, weil es das eigene sein herausfordert. plötzlich sind die eigenen gepflogenheiten hinterfragbar.
    für minderheiten in der mehrheitsgesellschaft gilt das um so mehr, hat man sie endlich "eingeordnet", sprich: mental in schach gehalten und "ungefährlich" gemacht, dann sollen sie gefälligst auch so bleiben, wie man sie nun eingeordnet hat. hat man sich in einem lange intellektuellenfeindlichen land endlich mit ein paar intellektuellen angefreundet und auch damit, dass juden eben "intellekutell" sind, dann sollen sie gefälligst auch so bleiben.
    dazu kommt noch, dass in den tatsächlich gebildeten kreisen natürlich eine grössere nähe zum intellektuellen juden da ist als zum religiösen, wo ja eher wieder eine trennung stattfindet: ist jemand religiös, kann man z.b. nicht gemeinsam brunchen.
    mit einem intellektuellen juden hat man viele gemeinsamkeiten, da kann man sogar darüber hinwegsehen, dass er oder sie jude ist!

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  6. Interessant. Als ich den Titel sah, glaubte ich, dass es um den Anpassungsdruck in den verschiedenen charedischen oder sogar modern-orthodoxen Gemeinden geht.

    "Dissidenten" aus diesen Kreisen schreiben, dass sie den Anpassungsdruck als sehr stark empfinden.

    Ich persönlich hatte auch immer wieder den Eindruck, dass man nicht "dazu gehören" kann, wenn man nicht gleich ist. (Siehe den Scherz mit der Rosh-Hashana-Karte von der Mirer Yeshiva, wo ein verlorenes blaues Hemd wie durch ein Wunder im folgenden Jahr plötzlich weiss war...)
    Na ja, vielleicht geschehen ja auch heute noch Nissim We Niflaot.

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  7. B"H

    @ s5

    Nein, es ging eher um die Differenzierung zwischen Juden und Nichtjuden. :-)

    Hierbeit unerheblich ob Haredi oder nicht.


    @ Yael

    Die Dame ist Politikerin in Muenchen und von daher kennt sie offenbar nur eine bestimmte Art von Juden. Naemlich die eher intellektuelle Schiene.:-)
    Sie sagte mir das im Zusammenhang mit einem Schock, den sie in Israel erlebt hatte. Eine ehemalige Schulfreundin von ihr war relig. geworden. So relig., dass es uebertrieben wirkte und es zwischen den beiden knallte.


    @ Schoschana

    Ich gebe Dir vollkommen Recht.
    Ueberall auf der Welt muss anscheinend jede Gesellschaft / Religion / Volksgruppe einem bestimmten Bild entsprechen. Einem Bild, zu dem teilweise auch die Medien beitragen.
    Deutschland betreffend schaue man sich, z.B., den aufgeschlossen wirkenden Michel Friedman an und dann passt so ein totaler Haredi aus Mea Shearim wenig ins Bild.

    Dies moegen zwei Extreme sein, doch ich hoffe, ein jeder kann sich somit ein Bild machen.

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  8. Also ich persönlich habe von meinem nicht-jüdischen Umfeld meist mehr Toleranz gegenüber meinen "religiösen Bedürfnissen" (Shabbat, Kashrut, etc) erlebt als ich von vielen Juden gegenüber meinem "nicht-jüdischen" Aussehen erlebt habe...

    Toleranz ist eine schwierige Sache, sie erweist sich darin, wie man sich "dem anderen" gegenüber verhält. Meiner Meinung nach lässt die jüdische Religion weit weniger Spielraum für "Toleranz" als die Verfassung eines STaates, der sich an die Menschenrechtskonvention hält...

    ...das ist mir insbesondere dann immer wieder aufgefallen, wenn ich zu Pessach in einem koscheren Hotel mit nichtjüdischen Mitarbeitern war. Man muss sich mal bewusst machen, welchen einengenden Vorschriften die sich anzupassen haben...

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  9. B"H

    @ s5

    Das mit den intoleranten Juden erlebe selbst ich ab und an.:-)

    Wenn Nichtjuden in einem koscheren Hotel arbeiten, muessen sie sich doch ueber die Arbeiten bewusst sein. Und das die viele Putzerei vor Pessach nervt, samt dem ganzen Kaschern, kann ich nachvollziehen. Mich nervt das genauso.
    Aber sobald ich dort arbeite, ist das nun einmal mein Job.

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