Gesehen in Jerusalem
Photo: Miriam Woelke
B”H
Unbestreitbar brachte mich der grosse Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria (1534 – 1572) durch seine Lehren (niedergeschrieben von seinem Schüler Rabbi Chaim Vital, 1543 – 1620) auf den Gedanken, diesen Purim – Artikel zu verfassen.
Die jüdische Kabbalah unterscheidet zwischen dem Konzept “Von Angesicht zu Angesicht” sowie dem Gegenteil. “Von Angesicht zu Angesicht” bedeutet nichts anderes als dass das jüdische Volk der Thora folgt und somit mit dem Gesicht zu G – tt steht. Um es einmal symbolisch auszudrücken. G – tt wiederum "steht" Seinerseits ebenso mit dem “Gesicht” zu den Juden. Findet jedoch das Gegenteil statt und die Juden folgen nicht allzu sehr der Thora, dann wendet auch G – tt sein “Gesicht” von den Juden ab. NIEMALS ganz (wie christliche Missionare und die Kirchen immer so gerne behaupten), doch in dem Maße, dass das jüdische Volk plötzlich in die Diaspora muss und damit dem Willen der anderen Völker ausgesetzt sind. Am Ende führt G – tt Sein Volk wieder nach Israel und der Meschiach kommt. Der Richtige und nicht der von christlichen Missionaren und den Kirchen propagandierte tote Jude J.
Auch zu Zeiten von Esther und Mordechai war das so. Die Juden in der babylonischen Diaspora hatten sich nach der Ersten Tempelzerstörung von G – tt abgewandt und waren nicht mehr gerade das, was man unbedingt religiös nennt. Viele Juden lernten keine Thora und assimilierten sich im höchsten Maße in die babylonische Gesellschaft. Nicht alle Juden, doch leider zuviele. Wir sehen das, unter anderem, daran, dass Juden am Mahl des Achshwerosh teilnahmen, wo garantiert kein koscheres Essen serviert wurde.
Geht es den Juden in der Diaspora zu gut und machen sie es sich aufgrunddessen zu gemütlich, lässt sie G – tt wissen, was ihre eigentliche Aufgabe auf dieser Welt ist und wo ihre wahre Heimat ist. So geschehen auch den Juden in Babylon. Zu sehr hatten sich viele von ihnen assimiliert und plötzlich wendete sich das Blatt und sie wurden auf fatale Weise daran erinnert, wer sie waren. Nämlich als Haman seine Todeslotterie startete, um das Datum zur Vernichtung der Juden festzulegen. Und mit einem Schlage ist man dann doch wieder Jude; da kann die Assimilierung in ein anderes Volk noch so “erfolgreich” gewesen sein.
G – tt liess die Babylonier walten und erst als die Juden, Dank Esther, zu G – tt zurückfanden, wendete sich das Blatt. Mit dem Ergebnis das die Juden und G – tt sich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber standen. Wenn dieser perfekte Zustand eintritt, sind sämtliche Gegner der Juden machtlos, denn die Verbindung G – ttes mit seinem Volk ist unzertrennlich und auf ewig. Im Judentum kann die TESCHUVA – UMKEHR ZU G – TT alles nur erdenkliche bewirken und sie kann sozusagen Bäume versetzen.
Der Talmud Traktat Schabbat 88b lehrt uns eine berühmte Aussage: Nämlich dass die Juden zur Zeit von Esther und Mordechai die Thora voll und ganz akzeptierten wohin gegen sie dies am Berg Sinai nicht unbedingt getan hatten. Als sie damals von G – tt am Sinai standen, akzeptierten sie die Thora mehr oder weniger aus Furcht, obwohl es “Na’ase veNishma – Wir werden tun und dann hören” hiess. Bevor G – tt den Juden die Thora gab, fragte Er alle anderen Völker, ob diese sie nicht haben wollen. Die Völker aber lehnten ab, da sie weiter stehlen und morden wollten. Die Juden aber waren sofort bereit, ohne dass ihnen G – tt den Thorainhalt erst aufzählte. Hierzu lautet ein bekannter Kommentar, dass es unter den Völkern damals doch einige wenige gab, die bereit waren, die Thora zu akzeptieren, doch lehnten ihre Könige ab. Diese Bereitwilligen sollen, dem Kommentar zufolge, die aufrichtigen Konvertiten zum Judentum sein.
Der Idealzustand des jüdischen Volkes ist also der “Von Angesicht zu Angesicht”. Genauso wie es im Ersten Tempel einst der Fall war und sich die Cherubim (eine bestimmte Art von Engeln) auf dem “Aron HaKodesh – der Bundeslade” in die Augen sahen. Wendeten sie sich dagegen in entgegen gesetzte Richtungen, so lag einiges im Argen und G – tt liess nicht lange auf Sich warten und die Tempel zerstören.
Bis heute sind wir dem Willen der Völker ausgesetzt, doch möge uns das anstehende Purim daran erinnern, dass es auch anders geht, wenn wir nur wollen. Dann sind die Völker gegen uns machtlos, denn wir befinden uns im Angesicht G – ttes.
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