Himmel über Tel Aviv
Photo: Miriam Woelke
B”H
Die Gemara (rabbinische Diskussion) im Talmud Traktat Schabbat 12b lehrt, dass die Engel die aramäische Sprache nicht verstehen. Kommentatoren fragen daher, wie die Gemara solche eine Behauptung aufstellen kann, wenn doch die Engel die Gedanken der Menschen kennen. Daher sollten sie der aramäischen Sprache mächtig sein (in Jerusalem vor mehr als 2000 Jahren wurde aramäisch gesprochen).
Woher wissen die Kommentatoren, dass die Engel unsere Gedanken kennen ?
Und wie immer finden wir im Talmud sowie den späteren Schriften der Tosafot Widersprüche und Uneinigkeiten. Einerseits heisst es, dass die Engel die Gedanken der Menschen nicht kennen, sondern nur G – tt allein. Der einstige Rebbe der Chassidut Gur, der berühmte Thorakommentator Sfat Emet, hebt hervor, dass das kabbalistische Buch ZOHAR ausdrücklich lehrt, jene Engel, die zu Avraham kamen, fragten diesen, wo sich seine Frau Sarah befinde. Die Engel wissen folglich nur das, was G – tt sie wissen lässt.
Der berühmte Vilna Gaon hingegen schlägt eine weitere Quelle im Talmud Traktat Berachot 55a vor. Dort nämlich heisst es, dass ein “Iyun Tefillah” verursacht, dass die Sünden eines Betenden genauer betrachtet werden. Bedeutet, dass jemand, der betet und erwartet, dass G – tt sein Gebet erhört und positiv “beantwortet”, denn er (der Betende) investierte schliesslich soviel Konzentration in sein Gebet, dass G – tt einfach reagieren “muss”. Die Engel dagegen sehen betrachten die Angelegenheit wesentlich anders und achten weniger auf die Konzentration im Gebet als auf das gerechte Verhalten einer Person. Deswegen fordern sie G – tt auf, doch erst einmal das Verhalten des Betenden genauer zu untersuchen als sich lediglich auf die hohe Betkonzentration zu verlassen. Und so schaut G – tt auf das Leben des Betenden und ob er denn eine Antwort verdiene, wenn er diese einfordere.
Wenn aber die Engel G – tt zu näherer Betrachtung auffordern, woher wissen sie dann, was der Betende bezweckt ? Also müssen sie doch zwangsläufig dessen Gedanken kennen. Kann es sein, dass jene Engel, welche für Gebete der Menschen zuständig sind, die Fähigkeit besitzen, die Gedanken der Menschen zu kennen und demnach entscheiden, wessen Gebet beantwortet wird oder nicht.
Eine Meinung lautet, dass die Engel sehr wohl unsere Gedanken kennen und daher die Gebete, welche wir in aramäisch beten (wie das KADDISCH), verstehen. G – tt aber will die Engel nicht für Gebete in aramäischer Sprache als unsere Für – oder Gegensprecher, die uns da im Himmel rechtfertigen (oder auch nicht). Gebete in hebräischer Sprache sind G – tt einfach wesentlich lieber. Wenn jedoch ein Betender der hebräischen Sprache nicht mächtig ist, dann erhalten die Engel die Ermächtigung, zugunsten des Betender bei G – tt “vorzusprechen”.
Der berühmte Talmudkommentator “Rosh” meint, die Engel verstehen Aramäisch, betrachten die Sprache aber als minderwertig gegenüber der heiligen hebräischen Sprache. Aus diesem Grund sprechen sie vor G – tt nicht zu unseren Gunsten, da das Gebet nicht in hebräischer Sprache erfolgte.
Der ROSH sowie der Kommentator RA’AVAD kommentieren weiter, dass die Engel nur der hebräischen Sprache folgen und keiner weiteren.
Erhalten wir eine definitive Antwort ?
Nein, wie so oft im Talmud !
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