Freitag, März 18, 2011

Purim Insights

B"H

Meine Absicht ist es, in diesem Beitrag einige Insights in den jüdischen Feiertag Purim zu geben. Insights, die vielleicht dem ein oder anderen nicht so geläufig sein mögen. Die eigentliche Purim – Storie dagegen kann jeder auf den Sites von Aish HaTorah und Chabad.org nachlesen.
Vorweg aber dennoch einige Halachot aus dem Schulchan Aruch (Code of Jewish Law):

Am Abend vor dem Lesen der Megillah wird der Machazit HaShekel eingesammelt. Dieses geht auf die Thoraparasha "Ki Tisa", welche wir in einer Woche lesen. Am Schabbat Schekalim, dem Schabbat vor dem
Monatsbeginn Adar. Das Geld, welches auf diese Weise zusammenkommt, wird an Purim selbst unter den Bedürftigen verteilt.
In Parashat Ki Tisa wurde Moshe von G - tt aufgefordert eine Volkszählung durchzuführen. Jeder Israelit über 20 Jahre sollte einen halben Schekel geben.
Ich persönlich gehe meistens in eine Chabad – Synagoge und gebe den Machazit HaShekel dort vor Beginn des Lesens der Megillah. Jeder kann soviel spenden, wie er will. Es gibt diesbezüglich keine Vorgaben.

An Purim wird zweimal die Megillath Esther (das Buch Esther) gelesen; einmal abends nach Einbruch der Dunkelheit und einmal morgens.
Jeder muss die Megillah diese zweimal hören, vorzugsweise natürlich in der Synagoge. Geht jemand nicht in die Synagoge, so muss er die Megillah daheim lesen.
- Ein jeder muss die Megiallah hören, selbst Kleinkinder.
- Jedes Wort der Megillah muss vom Zuhörer gehört werden.
- Man muss an Purim eine Se'udah, ein festliches Mahl, haben.

Der Schulchan Aruch schreibt vor, dass man
sich betrinken muss oder zumindest mehr Alkohol trinkt als normal. Laut Talmud Traktat Megillah 7b sollte soviel getrunken werden, dass man den Unterschied zwischen Mordechai und Haman nicht mehr weiss.
Hierüber jedoch gibt es Dispute und viele sind der Ansicht, dass ein wenig Wein genauso ausreichend sei.

Wer an Purim arbeitet, dem bringt das so verdiente Geld keinen Segen.
(Kitzur Shulchan Aruch, Hilchot Megillah 141)
Exellente Einblicke in Purim liefern der Talmud Traktat Megillah sowie die Midrash Rabbah – Esther.

Überall auf der Welt und in den meisten Orten Israels wird Purim am 14. des jüdischen Monats Adar Sonntag, 20. März 2011) gefeiert. In Jerusalem sowie in anderen Städten, die zu Zeiten Joshua bin Nun eine Stadtmauer hatten, wird Purim jedoch am 15. Adar (Montag, 21. März 2011) gefeiert (Gemara in Megillah 2a). Dieser Tag wird
Schuschan Purim genannt. Wenn in Tel Aviv Purim schon längst wieder vorbei ist (in Tel Aviv wird am kommenden Sonntag Purim gefeiert), beginnt Jerusalem, Purim zu feiern. Einen Tag später (in diesem Jahr am kommenden Montag).

Was ist der Grund für Schuschan Purim ?
Wie wir im Buch Esther lesen, wurde in der babylonischen Hauptstadt Schuschan Purim am 15. Adar gefeiert und eben jenes Schuschan war von einer Stadtmauer umgeben. Diese Regel von Schushan Purim gilt sowohl für israelische Städte als auch für Städte im Ausland (Ramban, Rambam und Ritva).

Warum mussten die Orte gerade in der Zeit von Joshua bin Nun eine Stadtmauer besitzen ? Der Talmud Yerushalmi antwortet, dass wenn die Zeitrechnung mit dem stattfinden von Purim begonnen haette, das Land Israel keine Stadtmauer besessen haette. Man wollte ganz einfach dem Land Israel die Schande ersparen und so einigte man sich auf die Zeit Joshua bin Nun. Des weiteren führte Joshua den Krieg gegen Amalek und Haman war ein Nachkomme Amaleks. So wird der Sieg von Purim mit dem Sieg gegen Amalek in der Wüste verbunden.

Alles in der Megillat Esther
ist versteckt und uns nicht offensichtlich. Selbst der Name Esther stammt vom hebräischen Wort Seter = hidden, Versteck. G - ttes Name erscheint offiziell nicht ein einziges Mal in der Megillah. Verschlüsselt finden wir Seinen Namen dennoch; wenn Esther König Achashverosh und Haman zum Essen einlädt: Yavo Hamelech ve Haman ….. Die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Wörter ergeben den Namen G - ttes י - ה - ו - ה.

Die Stadt Schushan liegt im heutigen Iran. Nach der Zerstörung des Ersten Tempels durch die Babylonier lebten die Juden 70 Jahre in der Babylonier Diaspora. König Achaschwerosch war zu der Zeit der mächtigste Herrscher der Welt und Herr über 127 Länder. Er herrschte von 3393 - 3407 (nach dem jüd. Kalender).

Zu Beginn der Megillah lesen wir von einem grossen Bankett, welches er gab. Leider nahmen an dem Bankett auch Juden teil. Das unkoschere Essen, welches serviert wurde, störte sie nicht. Das weit verbreitete Vergehen unter ihnen war, dass sie kaum noch Thora lernten, sondern sich mit der Situation im Exil abfanden. So liess G - tt es zu, dass Haman sein Urteil faellen konnte (Maharsha und Raschi).

Achaschwerosch sah das Bankett als eine Lehre für die Juden, dass sie nun endlich verstehen, dass ihr G - tt sie nicht mehr aus Babylon rettet. Der König stellte die Kleidung und die Gefässe aus dem Ersten Tempel zur Schau. Er trug die Kleidung und benutzte die Gefässe (Midrash Rabbah – Esther). Während Achaschwerosch mit den Männern feierte, so feierte seine Frau Vashti mit den Frauen (Megillah 12a). Auch Vashti stellte auf ihrer Party die Gegenstände aus dem Ersten Tempel zur Schau.
In der Megillah lesen wird die berühmte Stelle, in der Achaschwerosch Vashti am siebten Tage des Banketts auffforderte, vor der Männergesellschaft zu erscheinen, sie sich weigert und der König sie zur Strafe hinrichtet.

Die Gemara in Megillah 12b diskutiert ausführlich was denn wohl der Grund für Vashtis Reaktion gewesen war. Einige Meinungen lauten, dass sie plötzlich Lepra bekam und wieder andere sagen, dass ihr ein Schwanz wuchs. Alles in allem ist aber anzunehmen, dass sie sich einfach nicht der Demütigung aussetzen wollte, nackt vor dem König und dessen Untertanen zu erscheinen.

Haman erliess den Erlass, alle Juden umzubringen, aus purem Judenhass. Mordechai verbeugte sich nicht vor ihm und Haman empfand dies als Beleidigung. Sein Hass auf Mordechai schlug in Hass auf alls Juden um.

An dieser Stelle möchte ich einen Kommentar von einem meiner Rabbis,
Rabbi Mordechai Machlis, einbringen. Anstatt auf das zu schauen, was er (Haman) in seinem Leben alles hatte, konzentrierte er sich nur auf das, was er nicht hatte; nämlich die Verbeugung Mordechais.


Das Gleiche gilt auch heute in unserem Leben. Vielmals konzentrieren wir uns auf das, was wir in unserem Leben nicht haben, übersehen jedoch komplett, das was wir eigentlich haben. Wir wollen immer mehr Geld, wissen aber nicht zu schaetzen, dass wir schon ein Haus besitzen und bester Gesundheit sind. Dass der Nachbar vielleicht ein grösseres Haus hat, macht uns wahnsinnig.

Nach dem ganzen Komplott Hamans musste dieser auch noch zu seiner Schande den Mordechai auf einem Pferd durch die Stadt führen. Hamans Tocher sah dies und dachte, dass ihr Vater auf dem Pferd sitze und Mordechai führe es. Sie wusste nicht, dass es genau umgekehrt war. Aus Verachtung gegenüber Mordechai nahm sie ihren Nachttopf unter dem Bett hervor und schüttete ihn auf denjenigen, der das Pferd führte, nämlich ihren Vater. Als sie sah, was sie angerichtet hatte, stürzte sie sich vor Scham über den Balkon in den Tod (Megillah 16a).
Haman und seine zehn Söhne wurden gehängt und das jüdische Volk überlebte.

Mit dem Lesen der Megillah machen wir das damals stattfindende Wunder publik. Wer einmal an dem Aish HaTorah – Discovery – Program in Jerusalem teilnimmt, der wird dort lernen, dass die zehn gehängten Söhne Hamans mit den 10 hingerichteten Nazi – Kriegsverbrechern nach den Nürnberger Prozessen verglichen werden. Auch der Verbrecher Julius Streicher erkannte dies als er vor seiner Hinrichtung das Wort "Purimspiel" ausrief.

Das jüdische Volk überlebte aufgrund von Umkehr und der erneuten Aufnahme des Thorastudiums. Es gibt die berühmte Gemara im Talmud Traktat Schabbat 88a, dass die Israeliten am Berg Sinai die Thora aus Furcht akzeptierten. In den Tagen Achaschweroschs jedoch akzeptierten sie sie erneut. Dieses Mal aus Liebe zu G - tt (Rashi). Als sie unter Ezra aus dem babylonischen Exil nach Israel zurückkamen, nahmen sie die Thora ohne Konditionen an. Die neue Verpflichtung war eine Folge der Wunder, die zu ihren Gunsten geschehen waren und sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatten.




Die Chassidim von Karlin - Stolin (Jerusalem) am letzten Schuschan Purim

Da ich in Tel Aviv lebe, feiern wir am Sonntag, doch ich muss arbeiten. Montag habe ich frei und werde nach Jerusalem zu den Feiern im ultra - orthodoxen Mea Shearim gehen und ein paar Photos machen. Unter anderem besuche ich gute Freunde von mir, die Mitglied in der chassidischen Gruppe Satmar sind. Daneben gehe ich zu allen chassidischen Purim - Tischen, die sich in der Umgebung befinden.


"Schabbat Schalom" & "Purim Sameach !"

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