Mittwoch, Juni 20, 2012

Haredischer (ultra - orthodoxer) Urlaub in Deutschland ?





B"H


Wer als religiöser Jude würde jemals in Erwägung ziehen, ausgerechnet in Deutschland zu URLAUBEN ? Insbesondere die haredische (ultra – orthodoxe) Welt Osteuropas verlor mehrere Hunderttausend Mitglieder im Holocaust und jetzt soll gerade Deutschland zum SPA – Erholungsziel werden ?

Zahlreiche Werbeposter sorgen in israelisch – haredischen Foren für eine kontroverse Diskussion, denn die Mehrheit kritisiert die Werbekampagne aufs Deftigste. Die Poster offerieren billige Urlaubsziele in deutschen Hotels in Berlin, Leipzig oder Dresden. Natürlich kommt dabei auch die Frage nach der Kaschrut (den Koschergesetzen) auf, denn sind deutsche Hotels überhaupt in der Lage, einen diversen Standard zu halten ? Dazu müssten allein die Hotelküchen vollkommen umgestellt werden und das kostet massig an Summen. Und wer soll die Kaschrut in der Hotelküche kontrollieren bzw. den Herd zum Kochen anzünden ? Etwa in Deutschland tätige Gemeinderabbiner, von denen einige keinen besonders ehrlichen Ruf geniessen ?

Nehmen wir einfach einmal an, das einige Haredim (ultra – orthodoxe Juden) sich auf den Trip einlassen: Was ist dann mit dem hohen Koscherstandard von Milchprodukten, denn im Ausland unüberwacht gemolkene Milch gilt als CHALAV NOCHRI und wird normalerweise nicht von ultra – orthodoxen konsumiert. Nicht, dass die Milch unkoscher ist, doch wird gerade in der haredischen Welt sehr viel Wert auf kabbalistische Schriften gelegt und hier sagt die Kabbalah, dass sich derlei Milch negativ auf die Seele auswirkt.

Weiter stellt sich die Frage, ob die angereisten Haredim in der Lage sind, das Hotel zu verlassen und einfach so spazieren zu gehen. Dresden und Leipzig sind voller Neonazis und Berlin voll Moslems. Gerade in Berlin gab es in der Vergangenheit häufiger Zwischenfälle, wo relig. Juden auf offener Straße angegriffen worden sind.

Im Gegensatz zur Werbekampagne einiger weniger Haredim belegte der Rebbe der chassidischen Gruppe ERLOI (Jerusalem) deutsche Produkte mit einem Bann (Cherem).





Ich selber bin in Deutschland geboren und aufgewachen und, obwohl ich seit vielen Jahren nicht mehr dort war, höre immer wiederholt, dass ausgerechnet Deutschland immer mehr von radikalen Moslems bevölkert wird, die da die Scharia – Gesetze einführen wollen. Bleibt zu hoffen, dass die anreisenden Haredim einen Bodyguard im Reisegepäck haben und sich außerhalb des Hotels nicht gerade mit dem Streimel (chassidische Pelzmütze) auf dem Kopf zeigen.

8 Kommentare:

  1. Grundsätzlich kann ich verstehen, dass Deutschland als Feriendestination kontrovers diskutiert wird.

    Was die praktischen Aspekte betrifft ist Berlin, Leipzig oder Dresden aber auch nicht anders als Sinaia (Rumänien), Burgas (Bulgarien) oder Jesolo...

    Der Veranstalter mietet meist ein ganzes Hotel, ersucht bei einem anerkannten Rabbiner um Hechscher, bringen einen Mashgiach (oder mehrere), kashert die Küche. Obst und gEmüse wird vor Ort gekauft, Fleisch- und Milchprodukte etc. werden entweder aus Israel oder einer Gemeinde mit anerkanntem hechsher in Europa geliefert (Antwerpen, London, Paris, das ist ja alles in der EU, also kein Zollproblem)...

    Auch was die Sicherheit betrifft sehe ich keinen Grundsätzlichen Unterschied zwischen Jesolo oder Williamsburg oder Leipzig...

    Dass die türken die Sharia-Gesetze einführen wollen: das ist eigentlich ganz ähnlich wie die Chareidim, die innerhalb ihrer Gemeinde auch ihre Batey Din haben wollen. Man meint nicht für den Rest der Bevölkerung.

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  2. http://www.shainfeld.com/pg3.php#

    Hier ist eine nähere Beschreibung dieser Reise: Shainfeld hat ein Abkommen mit Hotel Hilton Dresden (dass er mindestens eine Küche, einen Speisesaal, einen Aufenthaltsraum und x Zimmer mietet). Das Hotel in Dresden ist dann der Ankerpunkt der Reise, dort wird gegessen und geschlafen, und dann finden Tagesausflüge nach Berlin, Prag, Weimar, Leipzig statt. Das sind jeweils ca. 150-200km, also 1.5-2.5 stunden Busfahrt

    Das Mittagessen wird im Bus meist mitgeführt und in so styropor-Behältern warmgehalten. Es ist meist ziemlich luxuriös, mit Fleisch, Beilage, salaten, Kuchen, etc. Frühstück und Abend gibt's in Dresden im Hotel...

    Den Hechsher gibt ein Rabbiner Moshe Nachshoni, der anscheinend auch bei Elal den Glatt-kosher hechsher gibt...

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  3. B"H

    Hallo Betty, zuerst einmal vielen Dank fuer die Infos. Die Themen wurden auch schon in den haredischen Foren angesprochen.

    Ich stelle es mir schwer vor, eine ganze Kueche nur fuer diesen Besuch zu kaschern. Wenn Fleisch etc. ungekocht mitgebracht werden, erfordert der gesamte Kascherprozess einen riesen Aufwand. Mag sein, dass Toepfe ebenfalls mitgebracht werden.

    Was die Sicherheit betrifft: Ich bin mir diesbezueglich nicht so sicher, wenn da ploetzlich 30 oder so Haredim ueber die Strasse laufen. Mag sein, dass man sie in den Reisebus verfrachtet. Bus, Hotel, Sightseeing, Bus, Hotel.

    Oesterreich und die Schweiz haben diverse Hotels extra fuer haredische Klienten eingerichtet und sich darauf spezialisiert, doch in diesen Laendern herrschen ganz andere Infrastrukturen, da es vor Ort haredische Gemeinden gibt.

    Ansonsten kann Ich Ihnen sagen, dass ich kaum Haredim kenne, die ausgerechnet in Deutschland urlauben wuerden. Selbst Polen ruft ein ungutes Gefuehl hervor, doch Tausende Haredim fahren dennoch, da sie Graeber der einstigen wichtigen osteurop. Rabbiner besuchen.

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  4. ja, das ganze muss schon eine ziemliche Generastabsübung in Logistk sein, aber die können das, sie machen es nicht zum ersten mal. R. nachshoni scheint sogar spezialisiert zu sein im Hotelküchen-kashern, shainfeld macht es auch schon lang.

    Ich war mit ihm einmal in Bulgarien, da hatte er 400 Leute und ein ganzes Hotel, zwei Flieger gechartert, nur für 10 Tage Pessach (das ist noch etwas komplizierter, da können sie nämlich viele Sachen nicht nachkaufen, wenn was fehlt...)

    Es gibt einige Reiseveranstalter aus Israel, Belgien, England, Amerika, Österreich, die das machen, in den verschiedensten Ländern: Rumänien, schweiz (Berge), Italien (Strand), FRankreich, Spanien...

    Letztes Jahr Pessach war griechenland, Kreta, Zypern sehr en vogue. Die Türkei früher auch aber das verlagert sich jetzt nach Bulgarien...

    Manche Veranstalter machen nur Pessach, manche Pessach & Sommerferien (mit Pause dazwischen), manche auch Sukkot. Es scheint ein ziemlich rentables business zu sein.

    Du könntest dich doch dort bewerben, als Reiseführerin für Deutschland...

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  5. B"H

    Rentabel ist es allemal ! Einige Hotels in der Schweiz sowie in Oesterreich sind auf die Sommeraufenthalte von chassidischen Rebben spezialisiert. Die Rebben wiederum zahlen eine Menge Geld dafuer und gleichzeitig verbinden sie ihren Sommerurlaub mit dem Einsammeln von Geldspenden. So, z.B., die zwei israelischen Vishnitzer Rebben oder der Toldot Aharon Rebbe aus Jerusalem.

    In New York oder Kanada dagegen wohnen die Rebben waehrend ihres Aufenthaltes oft bei anderen Rabbinern oder wohlhabenden relig. Familien.

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    1. Ich glaube nicht, dass diese Hotels auf "Sommeraufenthalte von chassidischen Rebbes spezialisiert" sind.

      Ich glaube eher, dass diese Hotels - entweder nur saisonal oder das ganze Jahr - kosheres Essen und somit Urlaub für orthodoxe Juden anbieten, und dass sich die Rebbes aus diesen (schon bestehenden) Angeboten eines aussuchen, das ihnen gefällt. Ich habe noch nie gehört, dass ein Hotel wegen eines Rebben auf Kosher umstellt.

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  6. B"H

    Ein beliebter Ort ist das oesterreichische Saalbach - Hinterglemm, aber wie gesagt, dort findet sich eine andere Infrastruktur und der Ort hat sich auf derlei Gaeste besonders eingestellt.

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    1. Ja, das ist ein Hotelier der aus irgendwelchen Gründen einen Hechsher wollte, und dann mit Rav Schwarz aus Wien zusammengearbeitet hat.

      Natürlich müssen auch dort alle Fleisch- und Milchprodukte aus Wien (oder Sonstwo) hingebracht werden.

      Das gleiche gilt für Davos: dort hat irgendjemand ein Hotel gemietet - so wie Shainfeld auch, und er bringt sich die Sachen aus Zürich (In der Schweiz kann er nicht einfach aus der EU importieren, da muss er voll Zoll zahlen)...

      Das Prinzip ist überall mehr oder weniger dasselbe: es ist überall ein ziemlicher Aufwand in Sachen Logistik...

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