Sonntag, Juni 03, 2012

Konvertiten zum Judentum und höhere jüdische Studien

Rabbi Moshe ben Maimon, der Rambam (1135 - 1204). Einer der größten jüdischen Philosophen und Kommentatoren.



B"H 

Längst habe ich es aufgegeben, irgendwelche Infos zum Giur (der Konversion zum Judentum) in Israel zu veröffentlichen. Zu kompliziert ist das Verfahren geworden und da lohnen sich kaum Erläuterungen, wenn sich nach einem Monat eh wieder die Gesetze ändern. Eines aber kann ich sagen: Der orthodoxe Giur in Israel ist alles andere als leicht. Spezielle Zulassungen vom Innenministerium bezüglich der Visafrage werden benötigt. Dazu weitere Zulassungen vom Oberrabbinat und dem einzelnen Konversionskurs. Weiter will ich mich zum Thema nicht auslassen. 

Warum ich an dieser Stelle zum Thema überhaupt noch Stellung nehme, hat einen ganz anderen Grund. Und zwar geht es um potentielle Konvertiten, die im Nachhinein irgendwie doch nicht konvertieren wollen, weil ihnen die Stellungnahmen des Rambam (Maimonides, 1135 – 1204) nicht passen. Und zwar würde der Rambam, u.a., gegen Nichtjuden hetzen. Ein paar Mails eines Betreffenden erreichten mich zum Thema und die Inhalte brachten mich auf den Gedanken, folgendes in den Blog zu stellen: 

Zuerst einmal sei gesagt, dass ein Neuling, der sich mit dem Judentum auseinandersetzt bzw. zu konvertieren plant oder bereits dabei ist, sich gewiss nicht mit hochakademischen Schriften wie denen des Rambam auseinandersetzen sollte. Das ist so als Beginne ich mein Physikstudium mit meiner eigenen Nominierung zum Nobelpreis. Wer sich mit dem Judentum beschäftigt und keinerlei Grundkenntnisse besitzt (die Segen zum Essen etc., warum man Schabbat hält und wie, wie ein Jude betet, wie wird koscher gegessen bzw. gekocht und warum gibt es nur einen G – tt) der sollte gemeinsam mit einem Rabbiner oder in einem Konversionskurs ein Fundament aufbauen. Dies geschieht im Regelfall allmählich, denn es geht nicht darum, im Hauruck – Verfahren die Einhaltung der Halachot eingekloppt zu bekommen, sondern die Konversion zum Judentum setzt eine Änderung der Lebenseinstellung voraus. 

Nicht, dass sich der Neuling hochakademische Studien "reinzieht" und bei jeder Gelegenheit wahllos aus dem Talmud oder vom Rambam zitiert. Inhalte, die er gar nicht zu deuten versteht und lediglich mit seinem falschen Wissen anzugeben versucht. Kenntnisse im Judentum werden sich innerhalb vieler Jahre angeeignet und sich einfach so hinzusetzen und Bücher zu lesen, ohne Rabbiner ohne Kurs ohne Yeshiva (relig. Schule) grenzt an Arroganz. "Ich lese das, verstehe es und was soll ich da mit einem Rabbiner ? Ist doch alles klar, oder ?" 

Der Eine konvertiert und gibt sich hinterher mit einem gewissen Quentchen an Grundwissen zufrieden. Ab und an geht er zu einem relig. Vortrag und das reicht ihm. Andere hingegen melden sich nach dem Giur zu weiteren höheren Studien bei Yeshivot oder Seminaren an, um dort ein Jahr oder länger zu verbringen. Aber selbst dort steht der Rambam noch nicht sofort auf dem Programm. Wie also kann da ein Anfänger einfach so die Schriften des Rambam lesen, noch dazu in einer Fremdsprache und nicht im hebräischen bzw. im arabischen Original ? 

Grundsätzlich sei angemerkt, dass ein Studium des Rambams allein ebenso mehrere Jahre voraussetzt und nicht eben mal so ein kurzes Durchschmökern und dann "passt mir nicht". Leider muss ich sagen, dass sich viele dieser Leute keines Besseren belehren lassen und es vorziehen, mit ihren einsamen falschen Studien fortzufahren. 

All jene, die ernsthaft am Rambam interessiert sind: Rabbi Chaim Eisen aus Jerusalem bietet kostenlose online Vorträge an: 

http://yeshivathsharashim.org/

7 Kommentare:

  1. Anonym5:26 PM

    Hallo Miriam,

    zuerst einmal ein Danke, dass du das Thema in deinem Blog ansprichst.

    Ich fühle mich aber nicht ganz von dir verstanden. Mir fällt das Thema schwer und ich nehme es nicht auf die leichte Schulter. Dass es an der Identitätsentwicklung der letzten Jahre scharbt, ist jedenfalls keine spontane Emotion von "Heute konvertiere ich und morgen habe ich wegen unangenehmer Dinge vllt doch keine Lust mehr".

    Ein Neuling im engen Sinne bin ich sicher nicht. Sicher kann im relativen Sinne jeder als Neuling gegenüber Fortgeschritteneren betrachtet werden. Aber dass ich mir die von dir beispielhaft genannten Grundlagen nicht noch mal aneignen muss, um immer ein Neuling zu bleiben, muss ja auch nicht ausdiskutiert werden.

    Ich halte die von dir scheinbar gegebene Empfehlung, mit Rambam bis in späte Jahre zu warten, nicht für angemessen. Wenn jemand erst nach vollzogenem Gijur feststellt, dass es da einige Punkte gibt, die er persönlich nicht mit seinem Gewissen bejahen kann, hat er ein Gewaltiges Problem. Da ist es selbst besser, im Voraus in eine Sinnkrise zu geraten.

    Wäre das Judentum eine Sekte auf Mitgliederfang, würde eine vergleichbare Taktik zur Einwicklung der Person verfolgt: lassen wir ihn erst mal die leichten Sachen schlucken, bis er so weit ist und kaum mehr von uns weg kann und automatisch alles annehmen wird, was er vorher abgelehnt hätte, so dass er nicht bei uns geblieben wäre.
    Ich sage ausdrücklich nicht, dass es im Judentum so ist oder dass du einen solchen Gedanken im Hinterkopf haben könntest - diese Vorgehensweise kann aber natürlich auch zur bedingungslosen Übernahme all dessen führen, was man dann erst in der Jeschiwe für Fortgeschrittene lernt. Hier Rambam und seine Beziehung zu Nichtjuden. Also nicht nur Sinnkrise und Bruch mit der orthodoxen Orientierung, sondern auch vollkommenes Aufgehen, weil man nun mal da ist, wo man ist und ein Rückweg schwer denkbar sein mag.

    Schreibst du in Bezug auf mich, dass ich mit falschem Wissen angeben wollte?

    Ich hatte Raw Eisen auf deine Empfehlung hin angeschrieben. Mein Problem wurde dann aber, dass er mir ein Telefonat anbot und nicht schriftlich antworten wollte, was aber für eine Gesamtwürdigung einer WEITEREN Stellungnahme sehr hilfreich gewesen wäre.

    Ich hatte das Thema bereits im örtlichen Unterricht unseres Rabbiners angesprochen. Auch mit anderen Betern sprach ich darüber. Die Antworten führten mich nicht wesentlich weiter. Unser Rabbiner bestätigte, was ich ihm vortrug. Ich werde ihm noch mal alles ausführlich nach meinem Verständnis aufschreiben und es ihm zur Prüfung vorlegen und schauen, was kommt.

    Ich habe über die Angelegenheit auch ausführlich mit asknoah.com diskutiert. Wir sind aber noch nicht fertig. Und ich möchte von allen Beteiligten ein Wort hören. Das Oberrabbinat von Jerusalem steht immerhin auch hinter der Organisation und bestätigte das herausgegebene Buch über die Gesetze für Nichtjuden. Und in diesem offiziell beglaubigten Buch sind eben auch die Inhalte und Quellenverweise genannt, die mich zu meinem Problem führten. Das Buch ist für Nichtjuden zum Lernen dessen, was die mündliche Torah an Wissen und Lehre für sie bereit stellt. Insofern kann ich über kein Ziel hinausgeschossen sein.
    Ein Teil dessen, was ich angesprochen habe, ist daher von verschiedensten Rabbinern für mich bestätigt worden.

    Auch mit zwei Noachiden habe ich darüber diskutiert.

    Ich werde mir noch weitere Meinungen deutscher Rabbiner einholen.

    Vielleicht möchtest du noch Informationen deiner Rabbiner besorgen und sie hier zum Thema posten.

    Es ist unangenessen mir vorzuwerfen, ich lasse mich keines Besseren belehren und wolle lieber meine einsamen falschen Studien fortsetzen. Ich muss zumindest begründet vermuten, dass diese ganzen Vorwürfe mir gelten sollen, ich setze mich mit vermeintlicher Arroganz ohne alles und jeden hin und meine alles zu wissen.

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  2. Anonym5:27 PM

    Wenn du dich in einer Erhabeneren Position siehst, dann sprich die Themen doch einfach hier an und tue nicht einfach alles mit meiner Dummheit und Arroganz ab und stelle die Problematik nicht als unbegründet und falsch hin.

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  3. B"H

    Vielleicht haettest Du Dir zuerst einmal darueber Gedanken machen sollen, dass es noch andere Leute auf der Welt gibt, die vielleicht dieselben Gedanken hegen, wie Du. Ich beziehe mich nicht auf Dich, aber es sagt mir viel, dass Du alles von vornherein auf Dich beziehst.

    Das Judentum wird erst mit der Zeit gelernt und wer sich in einem Kurs Giur befindet oder Ba'al Teshuva (neurelig.) ist, der lernt allmaehlich Texte zu verstehen bzw. zu deuten. Man (und damit meine ich allgemein) liest nicht so Texte und interpretiert und zieht irgendwelche Schluesse.

    Deine Antwort spricht ja so ziemlich fuer sich !

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  4. Anonym10:05 PM

    Natürlich gibt es noch andere Leute, die sich dieselben Gedanken machen. Das habe ich auch nicht ausgeschlossen. Leute derselben Gedankenmacherei sind in deinem Post allerdings allerlei, zumal du explizit auf mich Bezug nimmst, dessen Mails dich vor kurzem mit der Bitte um deine Stellungnahme erreicht haben. Es ist selbstverständlich, dass ich deine Worte auf mich bezogen sehen muss; schließlich habe ich den Anlass zum Post gegegeben bzw. indirekt, weil eine junge Frau, die ich mit meiner Problematik konfrontierte, dich ebenso um eine Stellungnahme bitten wollte.

    Aus diesem Hintergrund scheinst du die Schärfe der Thematik damit herunterspielen zu wollen, dass ich Falsches berichte. Wenn du dieser Ansicht bist, dann nimm doch bitte unmittelbar zu den Haloches von Rambam Stellung. Als ehemalige Jeschiwa-Schülerin mit guten Draht zu verschiedenen Gelehrten aus dem Land.

    Ja, meine Antwort spricht für sich, dass ich verärgert bin über deine Darstellung und der Abwertung meiner persönlichen Krise.
    Ich dürfte dir, wenn auch nur kurz, in letzter Antwort deutlich genug mitgeteilt haben, dass ich dem von dir im Post beschriebenen Schema NICHT entspreche. Ich denke, du solltest auch Verständnis dafür haben, dass ich mich angesprochen fühlen musste, was nichts damit zu tun hat, dass ich nach dem Motto des getroffenen bellenden Hundes reagiert habe. Ein Hinweis, dass du nur allgemein sprechen willst, hätte es mich vllt anders auffassen lassen.

    Allgemein und ohne Bezug auf mich würde ich dir zustimmen.

    Nach aller von dir behaupteten (behauptet, da unbewiesen) Falschheit und der "Probleme", die sich mir nur aufgrund unklaren Verstandes stellten, kannst du ja jetzt auf die entsprechenden Beispiele eingehen und dafür einen gesonderten Post verfassen.
    GERNE darfst du mir beweisen, dass mein Problem kein Problem ist, sondern sich das eigentliche Toragesetz ganz anders darstellt, weil...
    Genau das hatte ich mir bei allen Gesprächen erhofft: dass mir jemand BEGRÜNDET, warum ich mit meiner Auffassung falsch liege.

    Aber im Gegenteil hat man mir gesagt, dass ich meinen Anteil an der kommenden Welt verliere, wenn ich "es" nicht als Torah vom Sinai anerkenne.

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  5. B"H

    Na, wenn Du immer so mit der Axt im Walde herumkloppst, dann wundert es mich nicht, dass die Leute keine Lust haben, auch nur irgendetwas zu erklaeren.

    Wie waere es mal mit ein wenig Geduld und einem intensiven organisierten Lernen (mit einem anwesenden Rabbiner und nicht online). Dann naemlich ergeben sich viele Fragen von selbst. Aber das braucht, wie gesagt, Zeit und Einarbeitung. Wenn Du das nicht verstehst und von jedem die optimale Antwort forderst, dann bist Du irgendwo falsch.

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    1. Anonym1:21 AM

      :-) Axt im Wald? So schlimm? Möglicherweise waren wir zwei Äxte.

      Die bisher erhaltenen Antworten zum Thema waren teilweise relativ ausführlich. Insbesondere der Direktor von asknoah hat sich sehr engagiert gezeigt.

      Deinen Hinweis auf die längere Einarbeitungszeit verstehe ich an dieser Stelle wiederum nicht.
      Unser lokaler Rabbiner ist der Ansicht, dass Rambam in allen für mich problematischen Stücken zu folgen sei. Was daran durch weiteres geduldiges, intensives und organisiertes Lernen mit ihm anders werden sollte, weiß ich nicht. Mit der Zeit würde ich mich bestenfalls damit arrangieren oder mich so einrichten, dass ich es mir einverleibt habe. Seine Antwort war wie die nur virtuell erhaltenen unzweideutig eindeutig. Wachsende Erkenntnis und zunehmendes Verständnis würden die Antworten nicht abändern, sie wären auch nicht "besser" bzw. anders und damit erst richtig zu verstehen.

      Wenn du die - optimale - Antwort nicht geben kannst und/oder willst, soll es in Ordnung sein. Es wäre wünschenswert gewesen, weil du immerhin zum Schluss gekommen bist, dass ich etwas Falsches sagte, so weit ich dich richtig verstehe. Wenn du zu diesem Schluss kommst, kann man davon ausgehen, dass du für dich auch die Gründe siehst. Die hatte ich gehofft zu hören :-)

      Wie auch immer.

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  6. B"H

    Es gibt viele Themen im Judentum, auf welche man erst Antworten nach Jahren oder zumindest nach laengerer Zeit erhaelt oder versteht. Zu Beginn meiner Yeshivazeit kaufte ich mir saemtliche Literatur und verstand oft nur Bahnhof. Am Ende legte ich die Buecher beiseite und sagte mir, dass ich sie eines Tages verstehen werde. Und dann hole ich sie wieder hervor.

    Rabbi Eisen sagte mir in Deinem Fall, dass die Antwort auf den Bezug des Rambam kompliziert zu erklaeren ist. Ich denke, Du haettest das Telefongespraech akzeptieren sollen, denn nur schriftlich kommen leicht wieder neue Missverstaendniss auf, die muendlich schneller ausgeraeumt werden koennen.

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