Donnerstag, Juni 14, 2012

Parashat Schlach Lecha: "Gibt es einen Unterschied zwischen den Spionen und den Juden heute ?"


Gesehen in der Jaffa Road / Downtown Jerusalem

Photo: Miriam Woelke

 B"H  

Die Thoralesung für diesen Schabbat 


Die dieswöchige Thoralesung berichtet uns ausführlich, wie Moshe die Spionen entsandte, um das Land Israel (damals noch Canaan) auszukundschaften. G – tt hatte Moshe nicht angewiesen, dies zu tun, denn Er selber hatte den Juden versprochen, sie in ein Land zu führen, welches GUT (TOV) ist. Warum also dann Spione entsenden ? Vertraute man nicht auf das Versprechen G – ttes ? Offenbar vertrauten nicht alle Juden in der Wüste. 

Kommentare besagen, dass viele von ihnen auch gar nicht bereit waren, ihr geordnetes Leben aufzugeben. Erst einmal im Heiligen Land angekommen, sollten sie nach israelischen Stämmen territorial aufgeteilt werden und ihr Land selbst bearbeiten. Arbeiten, um sich einen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. In der Wüste hingegen kam alles von G – tt. Von der Nahrung MAN (Manna) bis hin zum Wasser sowie dem Schutz vor Feinden. Plötzlich auf sich allein gestellt sein: Davor hatten nicht wenige Israeliten Angst. 

G – tt sagte Moshe, dass Moshes Entscheidung, die Spione doch noch loszuschicken, auf dessen eigene Kappe gehe. Moshe seinerseits hatte sich von den Juden breitschlagen lassen und stimmte letztendlich der Entsendung der Spione zu. So machten diese sich auf den Weg und erforschten das gesamte Land Israel. Vom Süden bis hinauf in den Norden. 

Am 9. des Monat Av (ca. Ende Juli / Anfang August) kehrten sie ins Lager der Israeliten zurück und verbreiteten Panik. Nicht, dass sie mit ihren negativen Berichten logen, sondern ihr Fehler war, dass sie eben alles nur negativ darstellten, anstatt die Vorteile zu sehen und auf G – tt zu vertrauen. Die Juden verfielen in Panik und wollten nicht mehr ins Gelobte Land ziehen. G – tt bestrafte fast die gesamte Generation der Spione, indem sie innerhalb der 40 Wanderjahre allmählich starben. Es sollte eine neue Generation heranwachsen, welche schliesslich in Israel Einzug hielt. 

Außerdem hat der 9. des jüdischen Monat Av bis heute folgenschwere Auswirkungen auf das Judentum. Da die Juden nach dem Bericht der Spione klagten und jammerten anstatt auf G – tt zu vertrauen, machte G – tt diesen Tag zum Trauertag. Beide Jerusalemer Tempel wurden am 9. Av zerstört. Einmal von den Babylonier und viele Jahre später von den Römern. Und bis heute ist der Tisha be’Av, der 9. Av., deswegen ein Trauertag im Judentum, an dem 25 Stunden lang gefastet wird. Ähnlich dem Yom Kippur. 

Der Maharal von Prag (16. Jahrhundert) schrieb in seinem Thorakommentar GUR ARYEH, dass aus den ursprünglich rechtschaffenden Spionen Menschen wurden, die sich von negativen Meinungen beeinflussen liessen. Sprich, aus den Spionen wurden Diener derjenigen, die G – tt nicht trauten und die Entsendung von Spionen forderten. Von Kundschaftern, die Israel ausspionieren, ob da auch wirklich Milch und Honig fliesse. 

Der Maharal kommt zu der Schlussfolgerung, dass die Juden damals noch nicht reif für den Einzug in das Gelobte Land waren und sie deshalb viele Jahre durch die Wüste wandern mussten, ehe sie am Ende doch den Weg nach Israel fanden. Zu sehr waren sie an die tagtäglich stattfindenden G – tteswunder wie das fallende Manna oder den Brunnen der Miriam gewohnt als dass sie sich auf Natur und Alltag eingelassen hätten. Wer nur Wunder erlebt, der kommt nicht mehr so einfach in den Alltag zurück. 

Und was hat diese Thoralesung mit uns zu tun ? 

Seien wir ehrlich und stellen uns die Frage, ob wir anders gehandelt hätten. Schauen wir auf die heutigen Diasporajuden, die aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht nach Israel einwandern, sondern lieber die Bequemlichkeiten der Diaspora geniessen. Vor einiger Zeit startete ich auf einem meiner deutschen Blogs eine Umfrage, warum deutsche Juden nicht nach Israel ziehen wollen. Die Mehrheit antwortete: Wir haben Angst, keine Arbeit und Wohnung zu finden. 

Das Leben in Israel ist alles andere als einfach, es sei denn, man kommt mit einem Sack voller Geldmünzen. Die Wenigsten sind dazu in der Lage und so findet der alltägliche Kampf ums Überleben statt. Da lebt es sich in der Schweiz, in Deutschland oder Österreich wesentlich angenehmer. Man schaue nur auf all die sozialen Absicherung, obwohl die Leute dort ständig am Jammern sind. In Israel deckt die Sozialhilfe noch nicht einmal die Miete und der Bedürftige kann sehen, wo er bleibt. 

Trotzdem existiert viel Positives in unserem Land. Die Leute sind anders und nicht so starr wie in Europa. Das Land Israel ist wunderschön und ich denke dabei an die sanften kühlen Sommerbrisen, die des nachts über Jerusalem ziehen. Das Judentum kann offen gelebt werden und jeder wird, wenn er denn will, seine Nische in der Gesellschaft finden. 

Wer die Augen aufmacht, der findet ein Land, in dem Milch und Honig fliessen. Man muss nur bereit sein, dies zu erkennen und nicht ständig mäkeln, dass in Europa der Standard höher und daher besser sei. Vielleicht sollten sich die Juden in der Diaspora, und dies geht die USA oder Kanada, genau so an, darüber Gedanken machen, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. 

Schabbat Schalom

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