Donnerstag, Juni 21, 2012

Parashat KORACH


 Sephardische Synagoge im Jerusalemer Stadtteil Nachlaot

Photo: Miriam Woelke
B"H 

Die Thoralesung für diesen Schabbat 


"Vayikach Korach … - Und Korach nahm"
Was genau Korach nahm, gibt uns die Thora nicht an und dies rief natürlich viele unterschiedliche jüdische Thorakommentatoren zu ebenso zahlreichen unterschiedlichen Interpretationen auf. In meiner englischen ARTSCROLL Stone Edition Thoraausgabe wird "nahm" mit "Korach entfernte sich" übersetzt. Korach entfernte sich von seinen eigenem jüdischem Volk und G – tt, um seine persönlichen Ambitionen durchzusetzen. 

Vielerseits erleben wir dies bis heute, wenn sich Juden dazu auserwählt sehen, durch das Judentum Karriere zu machen, dabei aber G – tt hinter sich lassen. Wenn Juden wie Korach argumentieren und die Thora dazu hernehmen um zu beweisen, dass diese und jene Gesetze gar nicht so, sondern anders auszulegen sind. Wenn Juden gegen angesehen Rabbiner hetzen oder, wie vielerseits üblich, eine wahre Hetze gegen die jüdische Orthodoxie stattfindet. Mit plumpen Eigenauslegungen zu argumentieren, ohne die üblichen Kommentare bzw. den Talmud zu deuten, dann haben wir auch heute wieder den Korach von damals. 

Der mittelalterliche Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria, bringt in seinem Kommentar "Sha’ar HaPesukim" einen hervorragenden Kommentar. Wie so oft, geht es bei Rabbi Luria um Reinkarnationen der Seelen. An vielen Stellen macht der Kabbalist klar, dass Moshe eine Reinkarnation des Schet (dritter Sohn von Adam und Eva) sowie des Hevel (Abel) war. Moshes Aufgabe bestand darin, die notwendigen Seelenkorrekturen an Schets und Abels Seelen auszuführen. Korach hingegen beinhaltete eine Reinkarnation des Kain. In dem Konflikt zwischen Moshe und Korach erleben wir demnach einen weiteren Zwist wie den zwischen Kain und Abel (Hevel). 

Thorakommentatoren und verschiedene Midraschim nennen uns zahlreiche Gründe, warum Kain den Hevel letztendlich tötete. Weil Hevels Opfer an G – tt von G – tt angenommen worden war, während Kains Opfer nicht ganz so perfekt angenommen wurde. Ein anderer Kommentar meint, dass die Beiden um die Herrschaft über den späteren Tempelberg (Har HaMoriah) stritten. Adam, Eva samt Söhne lebten damals in der Umgebung des Tempelberges und wussten um dessen Bedeutung in der Zukunft. 

Rabbi Yehudah HaLevi, der Autor des KUZARI, dagegen ist der Ansicht, dass Kain und Hevel sehr wohl um die Bedeutung des Land Israel wussten und deswegen stritten. Jeder von ihnen wollte das Land besitzen. Die gesamte Diskussion im KUZARI (2:14) bewegt sich darum, was der Ausdruck "Lifne Hashem – Vor G – tt" bedeutet. Rabbi Yehudah HaLevi interpretiert "Lifne Hashem als Eretz Israel". Eretz Israel bedeutet nicht, wie die westliche Presse es lakonisch nennt, “Großisrael”, sondern die in der Thora festgelegten Grenzen des Landes Israel. Für die Zeit, wenn das Land sein zukünftiges Potential erfüllt. Der entsprechende Abschnitt im KUZARI handelt eigentlich von der Bedeutung des Landes Israel und der Prophezeihungen, doch will ich an dieser Stelle lediglich auf den ursprünglichen Zwist zwischen Hevel und Kain hinweisen. Ein Streit, der später abermals in der Wüste ausgetragen worden ist. Nämlich zwischen den besagten Reinkarnationen. 

Anstatt einen Kompromiss auszuarbeiten, pochte Kain (in Person des Korach) wieder nur auf Vorherrschaft und Macht und führte deswegen keine Seelenkorrektur seiner Reinkarnation durch. Moshe hingegen versuchte zu schlichten und der Hevel in ihm ging dieses Mal als Sieger hervor. Korach und seine Gesinnungsgenossen erhielten ihre Strafe, denn sie griffen nach etwas, was ihnen seitens G – tt nicht zustand. 

Der berühmte irakische Rabbiner und Kabbalist, Rabbi Yoseph Chaim (bekannter unter dem Namen BEN ISH CHAI), 1832 – 1909, stellt in seinem Kommentar die Frage, was es denn bedeute, wenn und Thora und Talmud lehren, dass Korach niemals starb. Die Antwort liegt vielleicht in uns selbst, denn die späteren Generationen nahmen sich alle ein Fünkchen der Rebellion von Korach. Heisst, dass später immer wieder Juden gegen gelehrte Rabbiner rebellierten, diese nicht anerkennen wollten, mit dem Ziel selbst in die Berühmtheit aufzusteigen. Doch auch hier gilt wieder der Grundsatz: Wen G – tt nicht für bestimmte Aufgaben vorsieht und wer sich aber dennoch hineinzwengt, der wird am Ende immer scheitern. Deswegen ist es besser, bei dem zu bleiben, was wir haben und uns nicht Aufgaben anzumassen, denen wir eigentlich nicht gewachsen sind. 

Schabbat Schalom an alle Leser !

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