Donnerstag, Mai 03, 2007

Chardal

B"H

Schon einige Male zuvor erwaehnte ich, dass mir die Haredim (Ultra – Orthod.) mehr liegen als die Nationalreligioesen. Den Grund dafuer kann ich nicht genau sagen. Kabbalistisch koennte ich es vielleicht begruenden mit den Wurzeln der Seele (soul roots), was bedeutet, dass jede Seele einen bestimmten Ursprung hat und sich demnach zu gewissen Themen oder Leuten hingezogen fuehlt.
Manche lernen nur oder gerne Halachot oder Thora, Mussar (Ethik) oder Kabbalah. Ich kenne Leute auf Yeshivot (relig. Schulen), die nur mit talmudischen Lehren etwas anfangen koennen. Bei mir dagegen war es die Chassidut, wo es sofort klickte.

Aus dem Grund habe ich uebersehen, eine wichtige Gruppe der Nationalreligioesen zu beschreiben. Was heisst beschreiben ? Viel gibt es nicht zu sagen, aber dennoch sollte man sie erwaehnen.
Vorab vielleicht: Nationalreligioese kleiden sich wie andere Leute auch und tragen gehaekelte bunte Kipot auf dem Kopf. Sie gehen zur Armee und sind fuer den Staat Israel. Im Ausland wuerde man sie gemaess der auslaendischen Presse als die Siedlerbewegung einstufen, was ziemlich generell und stereotyp klingt.
Aber auch bei den Nationalreligioesen gibt es verschiedene Richtungen: Die regulaeren Nationalreligioesen und eine Gruppe, die den Haredim sehr nahe kommt, die Chardalnikim.
Chardal ist das hebraeische Wort fuer Senf, doch mit Senf haben sie gewiss nichts zu tun. Vielmehr ist Chardal eine Abkuerzung fuer Haredi Leumi (nationaler Haredi).

Diese nationalreligioesen Chardalnikim sind eigentlich ihrer Kleidung nach Haredim. Sie tragen ueberwiegend (aber nicht immer) schwarze Hosen und ein weisses Hemd. Der grosse Unterschied zu den Haredim ist, dass sie keine schwarze, sondern eine grosse gehaekelte Kipa auf dem Kopf tragen, sie zur Armee gehen und den Staat Israel anerkennen. Ansonsten aber sind die Chardalnikim anzusehen wie Haredim. Jedenfalls betrachten sie die Halachot (jued. Gesetze) genauso streng wie diese.

In Jerusalem gibt es eine beruehmte Yeshiva fuer Chardalnikim: Merkaz HaRav, gegruendet von Rabbi Kook (Kuk) einem frueheren Oberrabbiner Israels. Die Yeshiva Merkaz HaRav liegt im nationalreligioesen Stadtteil Kiryat Moshe, gleich an der Sderot Herzl. Neben der Yeshiva befindet sich eine riesige Synagoge, in die ich frueher mit Freunden oft zum Freitagabend G-ttesdienst ging.
Noch vor Jahren war die Yeshiva als sehr offen einzustufen, doch innerhalb der letzten Jahre driftete sie immer mehr in die Haredi – Szene ab, was an einem der dort lehrenden Rabbiner (Rabbi Shapiro) lag. Rabbi Avraham Shapiro ist derzeit der Leiter der Yeshiva.
Ein weiterer Grund mag sein dass, Merkaz HaRav genau an der Grenze zum haredischen Stadtteil Givat Shaul liegt.

4 Kommentare:

  1. Anonym10:51 PM

    Hi, Miriam:
    Wie gehts? Alles ok?

    Hast Du eigentlich auch auseinandersetzungen mit den Haredim wegen
    israel? Oder spielt es nicht so eine große
    rolle im alltäglichen umgang?

    Jakobo

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  2. B"H

    Alles okay, nur werde ich am Shabbat erstmal ausschlafen. Die Hitze ist ueber uns hereingebrochen und macht immer furchtbar muede.:-) Ueber 30 Grad. Aber in Deutschland soll es ja auch warm sein.

    Wegen Israel haben wir keine Auseinandersetzungen und das Thema spielt in unseren Gespraechen absolut keine Rolle. Am Anfang vor Jahren schon ab und zu. Aber es ist so, dass halt jeder auf seine Meinung besteht und Gespreache darueber finde ich ueberfluessig.
    Wir reden ueber ganz andere Dinge, wie normale Menschen auch. Nur, das die Religion immer eine Rolle spielt.

    Shabbat Shalom
    Miriam

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  3. Anonym4:40 AM

    Wo würdest du die Kahanisten einordnen? Bei den Nationalreligiösen? Und was hältst du/halten andere Orthodoxe in Israel von dieser Ideologie?

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  4. B"H

    Normalerweise sind die Kahanisten unter den Nationalrelig. zu finden. Schau zum Beispiel auf Baruch Marzel, der sich als Erbe R. Me'ir Kahanes bezeichnet. Wobei bisher niemand auch nur annaehernd an Kahane herankam, auch Baruch Marzel nicht.

    Andere Orthodoxe:
    Es kommt stets darauf an, wo sich die Orthodoxen bewegen. Sind sie eher gegen der derzeitigen Staat Israel eingestellt, dann zaehlen sie sicher nicht zu den Kahanisten. Kahane war bekanntlich mehr als zionistisch !

    Andere sind vielleicht Zionisten, doch die Ideologien des Me'ir Kahane sind ihnen nun doch zuviel. Hierzu zaehle ich mich uebrigens.

    Nicht immer muss man Moslems verjagen, deportieren oder verkloppen. Andererseits muss ich ebenso zugeben, dass Kahane in fast all seinen Zukunftsvorhersagen recht behielt. Zum Beispiel in Bezug auf die Landabtretung an Palaestinenser.

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