Sonntag, Mai 27, 2007

Ist das orthodoxe Judentum nur eine geschlossene Gesellschaft ?

B"H

So lauten viele an mich gestellte Anfragen. Man haette juedische orthodoxe Gemeinden in Deutschland angerufen und entweder keine Rueckrufe oder nur Ausfluechte bekommen. Ist das Judentum nicht verpflichtet, ueber sich selbst aufzuklaren und Aussenstehende in die Synagogen zu lassen oder zu Vortraegen einzuladen ? Ziehen wir orthodoxe Juden uns in unsere eigenen Gemaeuer zurueck und ignorieren alles andere ?

Im Falle der deutschen orthodoxen Gemeinde kann ich sagen, dass jene sicherlich ihre eigenen Probleme haben. Von ihrer Gemeindepolitik und eventuellen internen Konflikten einmal abgesehen, muessen sie vor allem russische Zuwanderer integrieren oder deutsch - jued. Mitglieder im Judentum unterrichten. Von daher bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, sich um Aussenstehende zu kuemmern.

In Israel tut sich uns manchmal das gleiche Problem auf, denn auch hier gehen nichtjuedische Touristen zu Info - Bueros und fragen nach, wo sie denn einmal an einem Synagogeng-ttesdienst teilnehmen koennen. Auch relig. Vortraege oder Shabbatfeiern ueben eine magische Anziehungskraft aus.
Ich kann dieses Interesse durchaus verstehen. Vor einigen Jahren arbeitete ich in einem relig. Buero in der Juedischen Altstadt, welches Shabbat - Hospitality fuer Juden anbot. Viele Nichtjuden kamen zu uns und fragten, ob sie nicht auch irgendwohin gehen koennen.
Das Problem, welches sich vielfach auftut ist, dass es Familien gab, die Touristen zum Shabbat aufnahmen, doch letztere nur unangenehm auffielen. Ob das nun Missionierung zum Christentum war oder ganz einfach respektlose Fragen, viele jued. Familien hatten die Nase voll und sagten sich, nie wieder.

In Israel genauso wie anderswo wird sich in erster Linie um Juden gekuemmert und somit gibt es Kursangebote fuer nichtreligioese Juden. Fast 100% der Shabbatfeiern in Jerusalem sind fuer Juden ausgerichtet. Nicht selten kommt es vor, dass auch unter Juden selbst grosse Unterschiede gemacht werden. Wie religioes oder nichtreligioes ist jemand und woher kommt er ?
An diesem Freitag werde ich als orthod. - religioeser Jude in die Synagoge der chassidischen Gruppe Toldot Aharon gehen und wer meint, dass sei fuer mich so leicht, der irrt. Ich werde mich einem ganzen Verhoer von Fragen beugen muessen.
Es betrifft also nicht immer nur die Nichtjuden.

Das orthodoxe Judentum ist alles andere als eine geschlossene Gesellschaft. In keiner juedischen Richtung habe ich soviel Outreach erlebt, wie in der juedischen Orthodoxie. Angefangen von Chabad bis hin zu den litvishen Haredim oder Nationalreligioesen.
Wer sich als Aussenstehender wirklich ernsthaft fuer die Orthodoxie interessiert, der wird am Ende Informationen bekommen und auch einmal in die Synagoge gehen duerfen. Allerdings sollte immer das erste Misstrauen von juedischer Seite verstanden werden, denn wir wissen ja zu Beginn nie, wer da genau kommt und welche Absicht sich dahinter verbirgt.

Insgesamt ist die Orthodoxie fuer alle Fragen offen und wer will, bekommt seine Antworten. Auch von Ultra - Orthodoxen.

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