Donnerstag, Mai 31, 2007

Parashat Behaalotcha

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Nachdem die Israeliten in Parashat Ki Tisa das Goldene Kalb (Egel HaZahav) bauten, trug ihnen G - tt auf, das Tabernakel (Mischkan) zu bauen. Vor allem in der Kabbalah wird das Mischkan als ein Tikun (Seelenreparatur) betrachtet. Nach der Beschreibung des Mischkans bekamen die Israeliten die Mitzwot (Gebote) fuer den Tempeldienst.

Haette es nicht den Bau des Goldenen Kalbs und somit einen Rueckfall in den Goetzendienst gegeben, die Welt wuerde heute anders ausschauen. G- ttes urspruenglicher Plan war es naemlich, die Israeliten direkt in das Gelobte Land zu fuehren, in dem sie die gesamte Thora sofort haetten einhalten koennen. Die Juden haetten sich auf dem hoechsten spirituellen Level befunden und waeren ab sofort eine Vorbild fuer alle anderen Nationen gewesen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Aber leider kam alles anders und bis heute sind wir mit verschiedenen Tikunim beschaeftigt, um den Meschiach zu bringen.

In dieser Thora - Parasha finden wir schon allein optisch etwas ganz Aussergewoehnliches. Die zwei Verse 35 + 36 sind in recht seltsamen Klammer gefasst, welche aussehen wie der Buchstabe NUN (נ) im Hebraeischen. Der Inhalt der zwei Verse sind Moshes Aussprueche sobald sich die Israeliten samt Bundeslade in Bewegung setzten oder sobald sie ein neues Lager aufschlugen.
Unzaehlige Thora - Kommentatoren lassen uns ihre Auslegungen ueber die Bedeutung der beiden Klammern wissen. Laut Rashi, dem Chizkuni sowie Rabbeinu Bachya zeigen uns die Klammern an, dass die Saetze Moshes eigentlich falsch plaziert sind. Rabbeinu Bachya sagt, dass der Klammerinhalt urspruenglich in BaMidbar (Numbers) 2:17 haette stehen muessen. Auch Rashi und der Chizkuni sehen die Saetze innerhalb der Klammern besser in BaMidbar plaziert, wo beschrieben wird, wie die Staemme durch verschiedene Flaggen repraesentiert waren.

Alle Kommentatoren sind sich einige darueber, dass die Verse 35 + 36 ein separates Buch in der Thora darstellen. Diese Meinung basiert auf einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 116a. Dort heisst es, dass saemtliche Kapitel vor den Klammern eigene Buecher darstellt genauso wie die der Thorainhalt nach dem Text in den Klammern. Demnach gibt es nicht nur die fuenf Buecher Moshes, sondern sieben Buecher in der Thora.

Darueber hinaus geben das kabbalistische Buch Zohar und die Chassidut in Beer Moshe exzellente Erklaerungen fuer den Text in den zwei Klammern. Laut Zohar stehen die Klammern fuer die Shechinah (Anwesenheits G -ttes), welche immer mit Israel verbunden ist. Und der Beer Moshe schreibt, dass eine besondere Einheit gebildet wird. Juden und G - tt wenden sich immer gegenseitig zu, genau wie die Klammern.

Nach all den Wundern, die G - tt fuer die Israeliten seit dem Auszug aus Aegypten vollbracht hatte, begannen erneut die Beschwerden. Das Manna (Man) sei keine ausreichende Nahrung und man wolle Fleisch essen.
Zuerst einmal, wer genau beschwerte sich wirklich ? Wie ich schon in einigen Parashot zuvor erklaerte, zogen nicht nur die Juden aus Aegypten aus, sondern mit ihnen eine Bevoelkerungsgruppe, die Erev Rav (Mixed Multitude) genannt wird.

Die Erev Rav waren aegyptische Konvertiten zum Judentum, die nur aus Eigennutz den juedischen Glauben annahmen. Viele von ihnen waren einfach nur Sklaven und da sie gehoert hatten, dass G - tt die Juden einmal aus Aegypten heraus fuehren wird, schlossen sie sich dem juedischen Volk an. Religioese Motive gab es keine.
Diese Erev Rav hatten in der Wueste nicht den gleichen Status wie die Israeliten und begannen jederzeit neu das Volk aufzuwiegeln. Erst mit dem Bau des Goldenen Kalbes und nun wurde sich ueber das Essen beschwert.
G - tt gab den Israeliten das Manna als eine Art spirituelles Essen fuer die Seel (Neshama), welches sie auf einen hoeheren Level bringen sollte (Rabbi Yitzchak Luria in Likutei Torah). Das Manna repraesentiert die spirituelle Nahrung in Olam Habah, der kommenden Welt (Shaarei LeShem).

Im Judentum haben wir das Konzept der Olam Habah nach dem Tod, aber auch nach der Ankunft des Meschiach. Nach dem Tod steigt eine jede Seele auf zu G - tt, wird gerichtet und bekommt ihren Platz in der Seelenwelt. Die einen naeher bei G - tt und andere wiederum sind weiter entfernt.
Das Judentum schliesst niemanden aus der Olam Habah aus, wie andere Religionen, wo es heisst, dass nur der, der glaubt, einen Platz bei G - tt findet. Laut Talmud Sanhedrin kann jeder Mensch seinen Platz in Olam Habah erreichen und wir lernen dies von Bilam, wo die Gemara fragt, warum er keinen Platz bekommt. Heisst, wenn die Frage ueberhaupt erst aufkommt, dann gibt es auch fuer Nichtjuden eine Olam Habah (kommende Welt).

In unserer heutigen Zeit ist Olam Habah eine reine Seelenwelt und nach der Ankunft des Meschiach wird diese auch hier in unserer Welt stattfinden, wenn sich die Menschen auf einem perfekten spirituellen Level befinden.
Vor allem der Ramban sowie der Rambam streiten sich um die Bedeutung der Olam Habah. Sind wird nur noch rein spirituell oder eher materiell ? Der Rambam sagt, dass wir genauso essen und trinken wie immer, der Ramban sagt das Gegenteil.
In der Gemara im Talmud Traktat Berachot lehrt Rav, dass in Olam Habah weder gegessen noch getrunken wird. Es gibt keine Eifersucht, keinen Hass oder Rivalitaeten, sondern alle wenden sich nur noch der Anwesenheit G - ttes (der Shechinah) zu.

Das Manna selbst war ein weisser Koriander - Flaum, der den jeweiligen Geschmack annahm, welchen der Verzehrende sich gerade ertraeumte. Allmorgentlich lag das Manna auf dem Tau und die Leute mussten es nur einsammeln (ausser am Shabbat). Fuer die Gerechten fiel das Manna genau vor ihrem Zelt, fuer die regulaeren Leute fiel es ausserhalb des Lagers und die Schlechten mussten weit hinausgehen, um ihr Manna aufzulesen (Gemara im Talmud Traktat Yoma 75a).

Nun, wie weiss wer, welches sein Manna ist ? Warum gehen die Schlechten nicht einfach zu den Zelten der Gerechten und lesen das Manna auf ? Es heisst, dass nur derjenige das Stueck Manna aufsammeln konnte, fuer den es bestimmt war. Ergriff jemand das falsche Manna, blieb es am Boden kleben.
Das Manna war ein reines Wunder, denn es wurde vollkommen vom Koerper absorbiert und es gab keine auszuscheidenden Ueberreste (Gemara im Talmud Yoma 75b).
Fuer Halacha - Interessierte: Der Segen ueber das Manna hiess nicht "HaMozi Lechem Min Ha'Aretz, sondern HaMozi Lechem Min HaShamaim".

Warum schlossen sich die Israeliten der Erev Rav an und beschwerten sich staendig ? Warum weinten sie zu G - tt ?
Nachdem sie gerade die Thora bekommen hatten, begannen sie einige Dinge im Leben zu vermissen, die laut Thora von nun an verboten waren.
Zum Beispiel war es zuvor ueblich gewesen, dass jeder jeden in der Familie heiraten konnte und ploetzlich war das verboten. Die Israeliten jedoch hatten sich an gewissen Perversitaeten der aegyptischen Kultur gewoehnt und sahen nicht unbedingt ein, warum sie jetzt auf alle Freuden im Leben verzichten sollten.
Sie begannen zu trauern und sahen sich als eine Art lebender Toter, die von nun an auf alles verzichten muessen. Kein unkoscheres Essen mehr, keine Perversitaeten und viele andere halachische Regeln. Ploetzlich sahen sie ihr Leben als vertan und beschuldigten G - tt sie darum beraubt zu haben.

Bis heute kommen immer wieder die gleichen Missinterpretationen auf. Wenn jemand religioes wird und sich entschliesst, nach der Thora zu leben, dann betrachten ihn seine Mitmenschen als ob er alle Lebensfreuden verliert und von nun an nur noch ein einseitiges langweiliges Leben fuehrt.
Irgendwie denken viele Leute, dass Religioese auf ein tolles Leben verzichten und die Religion sie einzwaenge.
Jeder, der religioes lebt, weiss, dass dem nicht so ist. Sobald ein Jude nach der Thora lebt und deren Sinn zu verstehen lernt, sieht er sein Leben als bedeutungsvoller an als jemals zuvor und versteht nicht mehr, wie er einmal ohne die Thora leben konnte.

Wer sich entschliesst religioes zu werden, der sollte das nicht von heute auf morgen tun. Es handelt sich hier um einen langwierigen Prozess, der Jahre dauern kann. Wer zu schnell auf die Mitzwot zurennt, der wird bald vor ihnen fluechten.

Shabbat Shalom

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