Donnerstag, Mai 10, 2007

Parashat Behar - Bechukotai

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Erneut werden wir an diesem Shabbat weltweit in den Synagogen zwei Thoraparashot lesen. Wenn es sich nicht um ein Schaltjahr nach dem juedischen Kalender handelt, wird die Parashat Behar immer zusammen mit der Parashat Bechukotai gelesen. Im naechsten Jahr wird das nicht der Fall sein, denn dann haben wir ein Schaltjahr. Ausserdem trifft die Parashat Behar ebenso auf das naechste Jahr zu, denn dann haben wir ein Shemittah - Jahr.

Parashat Behar beginnt mit der Mitzwa der Einhaltung des Shemittah - Jahres und des Yovel. Sechs Jahre lang sollen wir unsere Felder bestellen und im siebten Jahr sollen sie ruhen und wir leben von den Erzeugnissen aus dem sechsten Jahr.
Sieben Mal sollen wir Shmittah halten, was insgesamt 49 Jahre ausmacht und im 50. Jahr feiern wir das Yovel, an dem alle Sklaven freigelassen werden und saemtliche Landbesitze an ihre urspruenglichen Eigentuemer zurueckgehen. Im 51. beginnen wir mit dem neuen Shemittah - Zyklus.

Bei oberflaechlicher Betrachung machen diese zwei Gebote wenig Sinn. Eventuell koennte man meinen, dass eine Ruhepause fuer die Felder, Baeume etc. gar keine schlechte Idee sei. Lernen wir dagegen die Thora in ihrer tieferen Bedeutung, so ergeben sich ploetzlich ganz andere Erkenntnisse. Bezueglich des Shemittah gibt es vor allem in der Chassidut unendlich viele Kommentare.
Sechs Jahre sollen wir die Felder bestellen und im siebten Jahr (im Shemittah) werden sie nicht bestellt und landwirtschaftliche Erzeugnisse vom Shemittah werden nicht verzehrt. Genauso wenig werden Weintrauben aus dem Shemittah - Jahr fuer koscheren Wein verwendet.

Wenn wir uns in diesem Fall die Zahl sechs und sieben genau anschauen, werden wir automatisch an den Shabbat erinnert.
G - tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte er. Ein weiterer Hinweis auf diese beiden Zahlen ergibt sich aus dem Talmud Traktat Sanhedrin, wo es in der Gemara heisst, dass die Welt 6000 besteht und im 7. Jahrtausend (die Angaben richten sich hier nach dem juedischen Kalender) beginnt das Zeitalter des Meschiach.
Der Ramban, der Shem MiShmuel sowie bei der Chassidut Chabad wird der letztere Punkt metaphorisch betrachtet. Die sechs Jahre Arbeit repraesentieren die 6000 Jahre vor dem Meschiach und die sieben steht fuer die Zeit der Ankunft des Meschiach.
Diese Welt (Olam Hazeh) ist mit einem Korridor, der uns in die kommende Welt (Olam Habah) fuehrt, zu vergleichen. Wahres Leben beginnt dann, wenn wir unser Streben nach materiellem Gewinn verlieren und uns stattdessen auf unser spirituelles Wachstum konzentrieren.

Eine weitere Bedeutung der Einfuehrung des Shemittah liegt darin, dass wir alle sieben Jahre daran erinnert werden, dass G - tt ueber allen Dingen steht und nicht wir. Menschen neigen dazu zu glauben, dass sie allein alles fest im Griff haben und werden arrogant (u.a. Sefat Emet und Rabbeinu Bachya). Sobald wir aber im siebten Jahr nichts pflanzen oder ernten duerfen, haengen wir ganz von G - tt ab und uns selbst sind die Haende gebunden. Auf diese Weise soll uns bewusst machen, dass wir eben nicht alles im Griff haben und G - tt immer ueber uns steht.

Das Gebot des Shemittah wurde zwar am Berg Sinai gegeben, aber eingehalten wurde es erst nach der Ankunft der Israeliten im Gelobten Land mit Yoshua Bin Nun. Das Shemittah trifft nur auf Israel zu (u.a. Rambam in seiner Mishna Thora - Hilchot Shemittah). Wenn ein Shmittah - Jahr ansteht, sowie im naechsten Jahr nach dem juedischen Kalender, beginnt es am 1. Tishrei (an Rosh HaShana), so der Talmud Traktat Rosh HaShana 2a + 8b). Der Monat Tishrei faellt normalerweise immer in den September.

Israel ist das einzige Land auf der Erde, ueber das G - tt persoenlich wacht und kein Engel. Es gehoert G - tt allein und wir muessen seine Mitzwot erfuellen, um die Vorzuege dieses Landes geniessen zu koennen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Nichts hier ist selbstverstaendlich, auch nicht der Regen. Jedes Jahr muessen wir im Amidah - Gebet erneut um Regen beten. Folgen wir Seinen Geboten, geht es uns gut in Israel und falls nicht, wird es genau umgekehrt sein (siehe Parashat Bechukotai). Eines duerfen wir dennoch nie vergessen: Es gibt immer eine Umkehr (Teshuva) und verlassen hat und wird G - tt die Juden niemals.
Haeufig kommt es vor, das es in den Regenmonaten Dezember und Januar in Israel nicht regnet. Beispielsweise hat es bis letzten Dezember nur einmal geregnet. Israel ist vom Regen abhaengig, denn wir haben nur wenige Regenmonate und ansonsten herrscht Hitze. Die einzige Wasserquelle des Landes, der Kinneret (See Genezareth) weist einen negativen Wasserpegel auf und jedes Jahr hoffen wir erneut auf mehr Regen. In manchen Jahren riefen fuehrende israelische Rabbiner zu extra Gebeten an der Klagemauer auf. Der Wassermangel fuehrt uns jedesmal wieder neu vor Augen, wie sehr wir von G - tt abhaengig sind.

Bis heute zaehlen wir das Shemittah, aber nicht mehr das Yovel, das 50. Jahr. Die Gemara im Talmud Traktat Arachin 32b lehrt, dass ein Yovel nur eingehalten werden kann, wenn sich alle zwoelf Staemme Israels in Israel befinden.
Als vor der Zerstoerung des Ersten Tempels die drei Staemme Reuven, Gad und die Haelfte des Stammes Menashe von den assyrischen Koenigen Tillegath Pilnesser und Pul ins Exil getrieben wurden, wurde die Zaehlung des Yovels eingestellt.
Im Zweiten Tempel wurde das Yovel nicht mehr gezaehlt. Allerdings haelt Rabbeinu Tam dagegen und sagt, dass es waehrend der Zeit doch eingehalten wurde. Die Tannaim gingen sogar soweit zu sagen, dass es kein Shemittah ohne Yovel geben kann.

Diese beiden Parashot sind die beiden letzten im Buch Leviticus (Sefer Vayikra) und naechste Woche beginnen wir mit dem Sefer BaMidbar (Numbers).
Die Haftarah (Lesung aus den Propheten) beschaeftigt sich wie schon der Thoratext mit dem Goetzendienst. In Jeremia (Yirmeyahu) 16:19 - 17:14 lesen wir unter anderem, dass keiner ausschliesslich auf andere Menschen vertrauen soll, sondern nur auf G - tt. Kann ein Mensch sich selbst einen G - tt schaffen ? Diese so neu erschaffenen G - tter seien keine G - tter, so Yirmeyahu.

In Seiner Thora laesst uns G - tt unzaehlige Male wissen, dass nur Er allein G - tt ist und es keine anderen G - tter gibt. Shema Israel HaShem Elokenu HaShem Echad. Echad bedeutet, dass wir EINEN G - tt haben und keine anderen. Leider gibt es immer wieder die menschliche Neigung sich falschen selbst ausgedachten G - ttern zuzuwenden. G - tt und die Thora sind zeitlos und an mehreren Stellen in der Thora steht, dass diese gegebenen Gesetze fuer ewig gelten werden. Wenn jeder die Thora richtig lernen wuerde, dann koennten vielleicht falsche Deutungen und Interpretationen vermieden werden.

Shabbat Shalom

2 Kommentare:

  1. Anonym8:27 PM

    liebe miriam,

    danke fuer deine spannenden und lehrreichen gedanken, ich lese immer gerne mit und lerne eine menge wie ich auch hier

    http://grenzgaenge.wordpress.com/2007/05/10/tora-lesen/

    mal wieder lobend erwaehnen musste :-)

    ich wuensche dir einen guten schabbes !

    liebe gruesse,
    dein grenzgaenger

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  2. B"H

    Danke fuers Kompliment und Shabbat Shalom auch an Dich.:-)

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