B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Mit der Thoralesung von BaMidbar beginnen wir die erste Parasha im 4. Buch Moses (Book of Numbers - Sefer BaMidbar).
Als G - tt zu Moshe spricht, befinden sich die Israeliten im zweiten Jahr in der Wueste. G - tt beauftragte Moshe eine Volkszaehlung durchzufuehren. Jeder ab dem 20. Lebensjahr sollte gezaehlt werden, heisst, einen halben Shekel abgeben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Nach der Abgabe wurde die Summe der abgebenen Shekel ausgezaehlt und so die genaue Anzahl der Israeliten ermittelt. Bis heute ist es unter religioesen Juden unueblich, Menschen mit dem Finger abzuzaehlen. Selbst auf die Frage, wieviele Kinder denn eine Familie haben, kann es passieren, dass der Fragende keine Antwort erhaelt. So erging es mir einmal in Mea Shearim bei den Satmarer Chassidim.
Aus der Gemara im Traktat Bava Batra 121b erfahren wir, dass die Leviten (Levi'im) ab dem 30. Lebensjahr gezaehlt wurden, denn erst ab dem Alter konnten sie im Mishkan dienen. Was aber genau war der Grund fuer G - ttes Anweisung, eine Volkszaehlung durchzufuehren ? Wusste Er nicht selbst, wieviele Israeliten sich in der Wueste befanden ? Die chassidischen Kommentatoren Sefat Emet, der Maharal (in Gur Aryeh) und der Shem MiShmuel haben sehr passende Antworten darauf.
Viele Male im Leben kann es uns passieren, dass wir denken, nicht wichtig genug zu sein. Wieso sollten wir vor G - tt wichtig sein ? Gibt es nicht wichtige Rabbiner oder chassidischen Rebben, die viel wichtiger sind als ich ? Was kann ich schon alleine bewirken ? Ausserdem bin ich nicht religioes genug oder auf einem solch hohem Level wie chassidische Rebben ? Wieso sollte G - tt also an mir interessiert sein ?
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Jeder Mensch wurde von G - tt erschaffen und jeder von uns hat seine bestimmte Aufgabe im Leben. Wer weiss, vielleicht ist meine mir von G - tt gegebene Aufgabe wichtiger als die des groessten Rabbiners. Jeder von uns ist einzigartig und auf der ganzen Welt gibt es keinen Menschen, der genauso ist wie ich.
Mit der Abgabe des halben Shekels beabsichtigte G - tt, dass jeder Israelit sich mit einbezogen fuehlt. Es gab Moshe, seinen Bruder Aharon und die Stammesoberhaeupter, aber dennoch wollte G - tt deutlich machen, dass Ihm alle Israeliten wichtig sind. Wenn jeder sich mit einbezogen fuehlt, dann staerkt dieses das Zusammengehoerigkeitsgefuehl und die Bereitschaft G - ttes Willen (die Mitzwot - Gebote) zu erfuellen. In der chassidischen Sprache haben wir das Wort "Devekut", die Bereitschaft G - tt naeher zu kommen und Ihm zu dienen. Durch die Devekut bekommen wir eine ganz besondere Verbindung zu G - tt.
Vor allem der Maharal von Prag hebt hervor, dass daher auch die Namen saemtlicher Stammesoberhaeupter genannt werden. Ein jeder ist wichtig vor G - tt.
Hierzu faellt mir eine kleine Story ein, die am vergangenen Shabbat im Haus von Rabbi Mordechai Machlis erzaehlt wurde:
Einige Verstorbene standen vor der Himmelstuere Schlange, um eingelassen wu werden. Vor der Tuer stand G - tt, um individuell zu entscheiden, wer eingelassen wird und wer nicht. In die Schlange reihte sich ein Gemeinderabbiner ein. Der Rabbi schaute sich um und dachte, dass er die groessten Chancen haette, denn schliesslich sei er ein wichtiger Gemeinderabbiner gewesen. Er habe Thoravortraege gehalten etc.
Ploetzlich kam ein muskelbepackter arroganter Egged - Busfahrer und ging einfach an der Warteschlange vorbei und direkt zu G - tt. Und was machte G - tt ? Er liess den Muskel - Freak ohne zu Zoegern durch die Himmelstuere.
Der Rabbi war entsetzt und fragte G - tt, warum der arrogante Macho so schnell Einlass fand, ohne sich anzustellen. G - tt antwortete, dass wenn er, der Rabbi, Thoravortraege gegeben habe, seine Gemeindemitglieder alle eingeschlafen seien.
Der Egged - Busfahrer dagegen hatte so eine wilden Fahrstil drauf, dass alle seine Fahrgaeste jedesmal anfingen zu beten, sobald sie im Bus sassen. Wer hatte also mehr Erfolg die Menschen zum Beten zu bewegen ?
Auch wenn jeder Jude zu einem bestimmten Stamm gehoert, so ist dennoch jeder einzelne individuell. Alle 12 Staemme zusammen formen das Juedische Volk und jeder Stamm hat innerhalb unseres Volkes seine Aufgabe. Es gibt die beruehmte Midrash, dass als die Israeliten aus Aegypten auszogen, sich das Rote Meer in 12 Teile spaltete. Jeder Stamm ging durch seine eigene fuer ihn vorgesehene Reihe, doch alle Staemme konnten sich gegenseitig sehen.
Der beruehmte Kabbalist Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) kommentiert hierzu, dass hier die Individualitaet jedes Stammes hervorgehoben wurde. Yissachar ist nicht wie Levi und Asher ist nicht Yehudah, doch zusammen formen sie eine Nation.
Wie wurde die Mitgliedschaft eine Stammes bestimmt, wenn zwei Ehepartner aus verschiedenen Staemmen heirateten ? Die Stammesherkunft der Kinder richtet sich immer nach der des Vaters (Rabbi Samson Raphael Hirsch und die Gemara im Talmud Traktat Bava Batra 109 - 110b).
Nach der Ankunft in Israel wurde das Land unter den 12 Staemmen aufgeteilt. Die Gemara in Bava Batra 122a laesst uns wissen, dass nach der Ankunft des Meschiach das Land unter 13 Staemmen aufgeteilt wird. In der Gemara steht, dass ein Nasi (Oberhaupt) den 13. Anteil bekommt. Der Rambam in Hilchot Melachim (Mishna Thora) sowie der Rashbam kommentieren hierzu, dass es sich bei diesem Nasi um den Meschiach handeln wird.
Was ebenfalls bei Rabbi Machlis passierte war, dass ein Inder anwesend war, der vorgab, vom Stamm Ephraim zu sein. Seine Aussage wurde kommentarlos entgegengenommen.
Es gibt in Israel einige wenige Rabbiner wie Rabbi Shlomo Riskin, die der Meinung sind, dass vor allem Juden aus Indien, oder Inder, die vorgeben, Juden zu sein, zum verschollenen Stamm Menashe gehoeren. Persoenlich sowie auch alle Haredim lehne ich diese Ansicht grundweg aus mehreren Gruenden ab.
Zum einen ist es halachisch verboten zu behaupten, von irgendeinem Stamm zu sein. Heutzutage gibt es keine Belegen mehr fuer irgendetwas und es heisst, dass der Meschiach bestimmen wird, wer von welchem Stamm ist.
Und zum anderen besteht die Gefahr, dass es sich bei den sogenannten indischen Juden um keine Juden handelt. Nachdem Avraham nach Sarahs Tod die Keturah (Hagar) heiratete, bekamen die beiden noch mehrere Soehne. Spaeter sandte Avraham diese Soehne gen Osten und daher kommt es bis heute vor, dass wir manchmal juedische Braeuche bei den Bewohnern des Fernen Ostens finden.
Eine weniger religioese Ablehnung zeigt der Staat Israel und die Presse. Sollte jeder Bewohner der Dritten Welt einfach behaupten koennen, zu einem der verschollenen Staemme zu gehoeren, so waeren wir bald von Wirtschaftsfluechtlingen ueberschwemmt.
Hoffen wir also, dass der Meschiach bald kommt und er die Entscheidungen trifft.
Shabbat Shalom
Donnerstag, Mai 17, 2007
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