Dienstag, Mai 15, 2007

Satmar kommt

B"H

Jeder weiss, dass Jerusalem in Ost - und Westjerusalem aufgeteilt ist. Ostjerusalem fuer die palaestinensische und Westjerusalem fuer die juedische Bevoelkerung.
Seit laengerem aber tut sich eine neue Grenze auf oder besser gesagt, mehrere Grenzen. Der Anteil der haredischen (ultra - orthod) Bevoelkerung waechst unaufhoerlich. In einer haredischen Zeitung las ich neulich, dass heutzutage jedes vierte in Israel geborene Kind Haredi ist.

Jerusalem ist fuer viele Haredim zu teuer geworden und daher begannen sie, ausserhalb der Stadt ihre eigenen Siedlungen zu bauen. Kiryat Sefer, Ramat Shlomo und Beitar. Dennoch bleiben viele in Jerusalem, weil halt nichts ein Jerusalem ersetzen kann.
In unserer Innenstadt ist die Grenze zwischen haredi und nichtreligioes fuer jedermann leicht zu erkennen. Eine Seite der Yaffo ist haredisch und fuehrt nach Ge'ulah bzw. Mea Shearim. Die andere ist nichtreligioes, wie Ben Yehudah, King George bis weiter nach Rehavia.

Genau diese Grenze beginnt nun zu schrumpfen. Die Haredim naehern sich der Yaffo. An der Yaffo, gleich neben der Abbiegung Strauss, befindet sich nebenan eine zweite kleine Abbiegung (Raul Wallenberg Street), welche in die Yeshayahu fuehrt. Gleich am Anfang der Yeshayahu stand einmal das beruehmte Jerusalemer Kulturzentrum "Edison".
Als ich vor Jahren am leeren und verfallenen "Edison" - Gebaeude vorbeiging dachte ich mir, wie schade es um das tolle historische Gebaeude sei. Erbaut im Jahre 1932, diente es seither als beliebtes Kulturzentrum und spaeter als Kino. Vor allem Freitag abends versammelten sich mehrere Hundert Leute vor dem Gebaeude, um zu den Veranstaltungen zu gehen.

Das "Edison" hatte nur ein Problem. Es stand genau auf der Grenze zur haredischen Nachbarschaft, wo man Freitags abends nichts von den vielen nichtreligioesen Kulturbegeisterten hielt, sondern Shabbat feiern wollte. Man wollte keine groehlenden Leute und hupende Autos, sondern Shabbatruhe. Extreme chassidische Gruppen beschlossen daher, dass das "Edison" weg muss. Demonstrationen begannen und am Ende siegten die Haredim. Das "Edison" machte dicht.

Den Haredim allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, waere falsch. In den 70igern fuhr das "Edison" eh nur Verluste ein, denn die Zeit der Fernseher begann in Israel. Das Kino wurde ueberfluessig und die andere Kultur wurde vom neugebauten Binyanei HaUma am Zentralen Busbahnhof uebernommen.
Somit stand das "Edison" fuer viele Jahre leer und wurde zur Ruine. Vor einigen Monaten wurde es ganz dem Erdboden gleichgemacht, da ein 10 - stoeckiges Gebaeude auf dem Gelaende gebaut werden soll. Und in dieses neue Gebaeude werden nach der Fertigstellung die Satmarer Chassidim einziehen. Eine Bedrohung fuer die nur wenige Meter entfernte Hauptstrasse Yaffo - Street ?
Ich fragte einen Breslover Chassid und der meinte, dass Jerusalem in ca. 10 Jahren eh haredisch sein werde. Mit oder ohne Satmar.

Der Breslover hat recht mit seiner Aussage. Seit Jahren wurden Maalot Dafna, Ramat Eshkol, Kiryat Mattersdorf und jetzt auch Givat Mordechai von den Haredim uebernommen.
Meiner Meinung nach besteht kein Grund zur Sorge, denn noch leben alle Jerusalemer friedlich zusammen. Man sieht Nichtreligioese durch haredische Viertel gehen und umgekehrt. Es ist sehr gut moeglich, sich mit der haredischen Bevoelkerung zu arrangieren. Fuer Religioese wie mich vielleicht mehr als fuer andere Leute, denn gestern wurde im Radio verkuendet, dass jedes Jahr mindestens 6000 Buerger Jerusalem verlassen. Vor allem in Richtung Tel Aviv.

Dass Jerusalem in einigen Jahren fast vollkommen religioes oder haredisch sein wird, daran besteht kaum noch ein Zweifel. In der israelischen Tagespresse kam die Frage auf, ob wir wirklich ein religioeses Jerusalem brauchen ? Was fuer eine Frage, denn schon vor 3000 Jahren war Jerusalem religioes. Und wie ich die Jerusalemer Mentalitaet kenne, wird ein Zusammenleben moeglich sein.

Die Satmarer Chassidim in Jerusalem wiederum warten derzeit nur auf eines: Einer der derzeitigen Satmarer Rebben, Rebbe Aharon Teitelbaum aus Kiryat Yoel - New York, wird im Monat Elul (August) nach Jerusalem zur Grundsteinlegung des neuen Gebaeudes kommen.
Wie bei einigen anderen chassidischen Gruppen besteht auch leider bei Satmar das Problem, dass nach dem Tod eines Rebben zwei Soehne um dessen Nachfolge streiten und die Gruppe in zwei Richtungen gespalten ist. Die Gruppe um Rebbe Aharon Teitelbaum ist die groessere Gruppe und beabsichtigt mit dem Bau des neuen Gebaeudes ihre Chassidim aus Mea Shearim abzuziehen, um sie im Neubau anzusiedeln.

Die Satmarer sind als hoechst anti - zionistisch bekannt und ich bin einmal auf das Eintreffen des Rebben Aharon gespannt. Sicherlich werde ich voellig chancenlos sein, doch wenn er kommt, werde ich mich auf den Weg machen, um ihn vielleicht aus der Ferne zu sehen. Wahrscheinlich nur von ganz weit weg, wenn ich nicht vorher von der Menschenmasse zerquetscht werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen