B"H
Die kabbalistische Literatur (insbesondere der Arizal - Rabbi Yitzchak Luria im "Etz Chaim") weist uns unendliche Male darauf hin, daß vor der Erschaffung unseres Universums NUR G - tt allein existierte. Wobei hier das Wort "existieren" mit Vorsicht zu genießen ist. G - tt verfügt über keinerlei menschliche Eigenschaften und hat weder Form noch Materie. Maimonides (der Rambam) widmet in seinem Buch "The Guide of the Perplexed" das gesamte erste Kapitel den vermenschlichten Beschreibungen G - ttes und deren Bedeutungen. G – tt allein ist Wahrheit und es gibt keine andere Wahrheit (siehe den Rambam in seiner "Mishna Thora - Hilchot Yesodei HaThora").
G – tt existierte also allein und schon mehrere Male zuvor erwähnte ich, daß es für unseren menschlichen Verstand nicht leicht oder kaum möglich ist, eine reine alleinige Existenz G - ttes überhaupt zu begreifen. Vor dem Erschaffungsprozess gab es das absolute NICHTS und NUR G – tt, der es ausfüllte.
Die Kabbalah geht am ausführlichsten auf den Erschaffungsprozess ein, doch auch der Talmud hält viele Erkenntnisse parat. So heißt es in einer Mishna (mündl. Überlieferung G – ttes an Moshe am Berg Sinai), daß nachdem der Aron HaKodesh (die Bundeslade) verschwunden war, an der gleichen Stelle ein Stein aus der Zeit der früheren Propheten sichtbar wurde. Der Stein trägt den Namen "Even HaSchetiah – Gründungsstein" (siehe Talmud Yoma 54b).
Die Gemara in Talmud Yoma 54b fragt, warum der Stein "Even HaSchetiah – Gründungsstein" genannt wird. Die Antwort lautet, daß von diesem Stein aus die Welt gegründet wurde. Dieser Stein bildet das Fundament, auf dem unsere Welt steht, denn in den Pirkei Avot (Sayings of the Fathers) heißt es, daß die Existenz der Welt auf dreierlei Dingen basiert:
a) auf dem Tempelservice,
b) auf der Thora,
c) auf Güte (Chesed).
Die Welt wurde von ihrem Mittelpunkt (Jerusalem) aus erschaffen. Zuerst gab es einen kleinen Punkt (den Gründungsstein) und von dort aus breitete sich die Welt in alle uns bekannten Richtungen aus und erreichte ihre Form. Zu erwähnen bleibt, daß es, wie könnte es auch anders sein, in der Gemara des Talmud Yoma 54b auch andere Meinungen gibt, die da sagen, daß zuerst die Seiten der Welt erschaffen worden sind und danach sich alles auf den einen Punkt zubewegte. Der berühmte Kommentator Rashi schließt sich allerdings der Meinung an, daß Israel (Zion) zuerst erschaffen wurde.
Wenn wir Menschen etwas erschaffen bzw. bauen, dann benötigen wir hierzu eine Idee und das Material. G – tt dagegen benötigt nur ersteres, denn nur Er allein kann mit Seinem Willen / Gedanken etwas kreieren. Alles, was in unserer Welt existiert, enthält einen "Lebensfunken" G – ttes und dieser innere Funke macht eine Existenz überhaupt erst möglich (siehe chassidische Literatur Tanya, Sefat Emet, etc.). Unser menschlicher innerer "Funke" ist die Neshama, die Seele.
Der Rambam schreibt in seinem "Guide of the Perplexed" (2:13), daß jegliche andere Existenz als G – tt von Diesem erschaffen worden ist. Noch nicht einmal das Konzept der "Zeit" existierte vor der Erschaffung und wurde erst mit dieser existent, da Zeit immer von einer Bewegung abhängig ist und es vor der Erschaffung keinerlei Bewegungen gab. All unsere Gedanken über die unendliche Existenz G – ttes vor der Erschaffung sind reine gedankliche Zeitphantasien und haben nichts mit einem realen Zeitschema zu tun. Diese These beweist, daß G – tt absolut zeitunabhängig ist, denn schließlich war Er es, der die Zeit erst erschuf.
Dienstag, Oktober 30, 2007
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