Freitag, März 13, 2009

Mitzwah JA, Mitmenschen NEIN

B"H

Laut dem Talmud Traktat Yoma wurde der Zweite Tempel aufgrund von
"Sinat Chinam - Hass auf die Mitmenschen, mieses Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber" zerstört. Offiziell ist dies der Grund, warum G - tt die Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 nach Beginn der Zeitrechnung zuliess.

Der Grund ist bestens bekannt und natürlich sind wir heute viel aufgeklärter und überschauen alles besser als unsere Vorfahren. Ein Goldenes Kalb aufstellen ? G - tt etwas vorjammern oder in Frage stellen ? Zerstörungen und G - ttes Zorn hervorrufen ?
Wir doch nicht !

Aber sind wir wirklich so toll wie wir uns sehen ?
Alles redet von den mitmenschlichen Beziehungen und wie wir miteinander umgehen sollen. Wir Juden sind EIN Volk und jeder Jude ist ein Teil davon. Egal, ob relig. oder säkuler. Ein Volk ist gemeint und oftmals zeigt sich dieses Bild tatsächlich. Nämlich dann, wenn wir in Not und gezwungen sind, zusammenzuhalten.

Aber wie schaut der Alltag aus ?
Im ultra - orthodoxen Mea Shearim wurde mir neulich offenbart, dass in Tel Aviv Goim leben. "Goim ?" fragte ich und bezog die Aussage auf Nichtjuden. Nach einiger Zeit jedoch wurde mir bewusst, dass meine Gesprächspartnerin die säkuler - jüdischen Bewohner meinte; da diese nicht ihren Anforderungen entsprachen, wurden sie kurzerhand als Goim abgestempelt. Ich hielt einige Argumente dagegen und dann wurde sanft das Thema gewechselt.
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GOIM: Dieser Ausdruck bedeutet VÖLKER. Vielerseits wird angenommen, es handele sich hierbei um eine Art Schimpfwort den Nichtjuden gegenüber. Dem ist NICHT so und selbst die Juden werden in der Thora als "GOI KADOSCH - HEILIGES VOLK" bezeichnet.
GOIM heißt einfach nur Völker, wenn das Wort jedoch in Bezug mit Nichtjuden fällt, dann betrifft es diese auch.
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Was ich heutzutage besonders bei den "Baalei Teshuva (abgekürzt "BTs") - den im späteren Verlauf des Lebens relig. gewordenen Juden feststelle" ist, dass gerade sie sich plötzlich ihren säkuleren Mitjuden gegenüber als priviligiert fühlen. A la "ICH bin jetzt religiös und besser als DU, denn ICH sehe den wahren Sinn des Lebens und DU rennst nur Deinen Gelüsten und Instinkten hinterher. Was hast DU doch für leere Lebensinhalte !"

Dazu sei gesagt, dass meine Erfahrungen sich auf die israelische Gesellschaft sowie amerikanische BTs bezieht.

Nicht immer sind es offene Bemerkungen, sondern ebenso ein seltsames Verhalten den Säkuleren gegenüber, welches schlecht zu beschreiben ist. Nennen wir es "von oben herab agieren".

Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, dass Meschiach gar nicht in diese Welt will. Man schaue sich das Verhalten der Juden untereinander an. Oft genug geht jeder auf jeden los. Nicht, dass jemand frei von Schuld ist und wir alle integrierten diese Veranlagung. Kann sein, dass es mir auch erst jetzt so richtig bewusst wird, seitdem ich in Tel Aviv lebe. Vorher, in Jerusalem, machte man halt diese Unterschiede und es war ganz selbstverständlich. Wobei in der Stadt eh eine wesentlich andere Mentalität herrscht als im offenen Tel Aviv. Jerusalem besteht aus mehreren 100,000 Polizisten und jeder ist sein eigener und schaut auf den Nachbarn. In Tel Aviv dagegen scheint alles Wurst zu sein und jeder macht, was er will, ohne dass der Mitmensch groß schaut.

Was ich aber im höchsten Maße anprangere ist die Überheblichkeit der Baalei Teshuva, die da auf einmal so heilig sein wollen. Nicht alle, denn ich will nicht verallgemeinern, dennoch gibt es genügend von dieser Sorte. Und genau dieses Verhalten wirkt sich auf die betroffenen Mitmenschen zerstörerisch aus, denn sie sehen die Religion plötzlich aus einem negativen Blickwinkel heraus und laufen davon. Und somit betreiben die BTs einen Chilul HaShem (G - tteslästerung), ohne es zu sehen oder einsehen zu wollen, denn man ist ja so furchtbar heilig und betet den ganzen Tag. Wie aber gehe ich mit meiner Umwelt um ?

Bei von Geburt an Religiösen erlebte ich diese selbstauferlegten inneren Zwänge weitaus weniger und gerade sie gehen oftmals auf anders denkende Juden weitaus offener zu als so mancher Baal Teshuva. Chabad oder Breslov mögen argumentieren, dass sie ja ganz besonders im Outreach tätig und deswegen anders sind.
Wirklich ?
Oder sind sie nicht eher dafür bekannt, die neu Hinzugestossenen in eine Philosophie zu lenken und wenn das nicht so klappt - dann RAUS aus dem Unternehmen.

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