Donnerstag, März 26, 2009

Parashat Vayikra - פרשת ויקרא


Tempelopferungen durch die Cohanim (Tempelpriester)

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

In der Parashat Vayikra erleben wir etwas, was uns noch einige Male in der Thora begegnen wird. Allerdings nur in der Thora mit der hebräischen Originalsprache und nicht in Übersetzungen. Gleich das erste Wort "Vayikra - ויקרא" (und Er rief…) endet mit einem kleinen Aleph א. Die vorherigen Buchstaben Vav Yud Kuf und Resch sind in normaler Buchstabengröße geschrieben, nur der letzte Buchstabe Aleph steht kleingedruckt dahinter.
Im weiteren Verlauf werden wir in verschiedenen Thoraparashot noch einige Besonderheiten erleben. Seien es nun Buchstaben oder andere Zeichen, welche immer eine Bedeutung haben, denn wie wir wissen, ist nichts in der Thora überflüssig.

"Und Er rief Moshe und sprach zu ihm…" so die Anfangsworte dieser Parasha. Laut Rashi wurde Moshe von G - tt immer vorher erst gerufen und danach fand ein Gespräch statt (siehe auch Sifra und Maharal). Der Thorakommentator Ohr HaChaim sieht das vorherige Rufen als eine Art Respekt von G - tt gegenüber Moshe, was sich auch in dem kleinen Buchstaben Aleph ausdrückt.
Hierzu hörte ich einmal die Interpretation von Rabbi Mordechai Machlis, dass auch wir, wenn wir anderen Menschen etwas zu sagen haben, diese erst rufen bzw. adressieren sollen und nicht einfach so drauflos reden.

Die Worte G - ttes konnte nur Moshe selbst hören (Rashi). Die Art, in der Moshe Prophezeihungen empfing, war vollkommen einzigartig (Talmud Yevamot 49b). Kein anderer Prophet erreichte jemals wieder den Level von Moshe. Die späteren Propheten erhielten ihre Prophezeihungen nur anhand von Visionen und Träumen. Selbst Avraham erreichte nie Moshes Level, denn ihn rief G - tt durch einen Engel (Rabbi Moshe Alshich). Bei Moshe dagegen kam alles direkt von G - tt selbst (u.a. Rabbeinu Bachya und Shaar Ruach HaKodesh von Rabbi Yitzchak Luria).

Die Thora wurde von G - tt so verfasst, dass sie für unseren menschlichen Verstand verständlich ist. Unser weltlicher Verstand kann nur Dinge begreifen, wenn diese in unserer vermenschlichten Sprache zum Ausdruck gebracht werden (Talmud Berachot 7a). So lesen wir an dieser Stelle, dass G - tt rief, sprach oder das er das Aroma der Opferungen genoß. Wer sich nicht in der Symbolik der Thora auskennt, der könnte diese Worte glatt wörtlich nehmen.
Übrigens bedienen sich auch der Talmud, die Midrasch, die Aggadot (Legenden) und natürlich die Kabbalah unentwegt der symbolischen Sprache und es ist angebracht, diese Schriften mit einem Lehrer zu lernen und nicht allein. Zumindest sollte man die Schriften anhand von guten Kommentatoren, den Talmud mit Ein Yaakov und die Kabbalah mit dem Yedid Nefesh, lernen.

Die Parashat Vayikra befasst sich überwiegend mit den Opferungen, und so manchen (auch mich) mag die Endlosaufzählung der Tiere langweilen.

Das hebräische Wort für Opferungen auf dem Altar im Tabernakel bzw. in beiden Tempeln ist KORBANOT.
Korbanot jedoch kann in keine andere Sprache übersetzt werden (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Es einfach mit Opferung wie im Deutschen oder Englischen zu übersetzen, ist gänzlich falsch.
Korban (Opfer) stammt von dem hebräischen Wort "lehitkarev", was heißt, dass man einer Sache oder etwas näher kommt. Das ist die eigentliche Bedeutung der Korbanot. Wenn wir in Korban (Opfer) bringen, kommen wir so G - tt näher, denn Er in Seiner unendlichen Gnade vergibt unsere Vergehen. Im kabbalistischen Buch Zohar steht, dass im Zusammenang mit den Korbanot immer G - ttes Namen Yud Keh Vav Keh benutzt wird, welcher Gnade bzw. Güte ausdrückt. Unsere Vergehen werden uns anhand der Opferungen vergeben, doch muss dabei die richtige Kavanah (Konzentration) vorhanden sein, heißt, man sollte Reue zeigen (Mishna Thora – Hilchot Teshuva und Hilchot Korbanot 4:11, Rambam).

Tieropferungen deshalb, weil die Vergehen der Menschen dem Verhalten von Tieren gleichkommen, welche nicht die Allmächtigkeit G - ttes anerkennen (Rashi zum Talmud Traktat Eruvin 69b). Wir akzeptieren Opferungen von jüdischen Sündern und geben ihnen damit gleichzeitig die Möglichkeit, ihre Vergehen zu bereuen (Talmud Eruvin 69b). Die Gemara fährt jedoch fort mit der Erklärung, dass einige jüdische Sünder selbst von den Opferungen ausgeschlossen sind: jemand, der einem Götzen Wein opfert sowie derjenige, der öffentlich den Shabbat bricht. Hieraus sehen wir, wie schwerwiegend diese beiden Vergehen sind.

Nichtjuden kamen genauso zum Tempel und gaben ihre Opferungen. Rabbi Samson Raphael Hirsch kommentiert, dass Nichtjuden die "Sieben Noachidischen Gesetze" einhalten sollen und mit ihrer Tieropferung die Allmacht des EINEN G - ttes anerkennen.

In der Gemara befindet sich ein großer Widerspruch:
Jüdischen Götzenanbetern ist es verboten ein Opfer zu bringen, doch jeder Nichtjude kann freiwillig im jüdischen Tempel ein Opfer bringen. Auch dann, wenn er Götzenanbeter ist.
Die Talmud Traktate in Eruvin 69b, Chullin 5a und 13b gehen näher auf diese Aussage ein. Laut Chullin 5a wird ein Jude, der einem Götzen Wein opfert, betrachtet als hätte er gegen die gesamte Thora verstossen. G - tt machte einen Unterschied zwischen den Juden und Nichtjuden, indem Er den Juden die Thora und den Nichtjuden die Sieben Gesetze Noachs gab. Durch die Thora sind Juden vielmehr verpflichtet als Nichtjuden und somit sind die Strafen für einen Juden wesentlich härter. Zu Tempelzeiten kamen Nichtjuden nach Jerusalem, um im Tempel freiwillig Opferungen darzubringen. Vor allem am jüdischen Feiertag Sukkot (dem Laubhüttenfest).

Um zur Symbolik in der Thora zurückzukommen:
Es heißt, dass der Rauch der brennenden Opferungen aufstieg und G - tt das gute Aroma gefiel. G - tt riecht nicht. Vielmehr gefiel Ihm, dass die Menschen zum Zeitpunkt der Opferung ernsthaft ihre Taten bereuen (das kabbalistische Buch "Schushan Sodot").

Und was sagen uns heute die Opferungen ? Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels gibt es gar keine Tieropferungen mehr. Jedenfalls nicht bis zur Ankunft des Meschiach und dem Bau des Dritten Tempels. Erst dann beginnen wieder die Opferungen.
Welche Gelegenheiten haben wir heute unsere Vergehen zu bereuen und G - tt näher zu kommen ?

Da sind zuerst einmal die wirkliche Reue und Yom Kippur bzw. Rosh HaSchana (Neujahrsfest). Wobei wir täglich bereuen koennen und nicht unbedingt auf diese Feiertage warten müssen.
Weiterhin haben wir Gebete, wobei der chassidische Kommentator Sefat Emet vor allem das Amidah – Gebet als einen Ersatz für die Tempelopferungen sieht. Auch werden Teile des Mussaf – Service als Ersatz für die Opferungen gebetet. Zum anderen kommen wir G - tt anhand von Teshuva (Rückkehr zu G - tt), Zedakah (Spenden) oder Torah und die Erfüllung der Mitzwot näher (Shem Mi Shmuel). Um G - ttes Vergebung und Gnade zu finden, benötigen wir keinen Tempel oder Tieropferungen, sondern sollten uns lieber auf jene zuvor aufgelisteten Dinge (Teshuva, etc.) konzentrieren.

Aviva Gottlieb - Zornberg (Haredit und in Jerusalem lebend):

"Mit jedem Tieropfer, welches der Mensch gibt, fällt zugleich ein unendliches Schuldgefühl und somit eine Last von ihm herab. Es ist so als entstehe ein Vakuum, aus dem er wieder neu schöpfen kann. Selbstverständlich mit dem Willen, beim nächsten Male alle besser zu machen".

Schabbat Schalom

Links:

Das "Temple Institute" Jerusalem

Jerusalem Archeology Park neben der Kotel (Klagemauer)


Tempelopferungen

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