B"H
Als Jerusalemer bin ich verwöhnt. Wo immer ich auch hinfahre, automatisch erwarte ich dieselbe Atmosphäre und Art zu feiern wie in der Heiligen Stadt. Nicht, dass ich derlei hohe Erwartung plane, sondern alles kommt ganz unabsichtlich auf.
Am vergangenen Dienstag nachmittag fuhr ich nach Bnei Brak (nahe Tel Aviv), um mir die dortigen Purimfeiern anzuschauen, und was mich erwartete, glich Jerusalem keinesfalls. Anders ausgedrückt: Man kann sich einen Bnei Brak - Besuch an Purim ohne Weiteres ersparen.
Das Ergebnis des Kurztrip ist genauso kurz beschrieben: Die meisten sich auf den Straßen befindenen jungen Yeshiva (relig. Schule) Studenten waren sturzbesoffen. Meistens litvische Haredim (Ultra - Orthodoxe), welche gröhlend eine der Hautpstraßen Bnei Braks, die Rabbi Akiva Street, im oberen Teil auf und abtorkelten. Dies zog sich bis in die angrenzende Chazon Ish Street, in der ich einen jungen Litvischen im Koma hinter einem Zaun liegen sah. Frisch Übergebenes seilte sich von seinem weissen Hemd hinunter auf die schwarze Hose hinab.
Entschuldigung für die vielleicht zu ausführliche Beschreibung ! Aber überhaupt fand sich viel Erbrochenes auf den Straßen zusammen.
Gleich gegenüber den angrenzenden Raschi Street war eine Straße, deren Namen ich mir nicht merkte, symbolisch als "Straße der Armut" aufgebaut. Zedakah - Spenden geben ist an Purim eine besondere Mitzwah (Gebot) und vielerlei Bettler nutzen das auch aus. So sah ich mehrere Jerusalemer Bettler auf "Business Trip" in Bnei Brak und einen Tag später traf ich in Jerusalem auf sie, wo erst am Mittwoch Purim gefeiert wurde.
Am Straßenbeginn sah ich eine Synagoge, ich glaube sie hieß "Yitzkovitch" und mehrere Haredim torkelten davor auf und ab. Ich ging einfach mitten durch den Pulk vor dem Gebäude und jemand rief, dass hier Frauen nicht hingehören. Aber erstens war ich nicht das einzige durchlaufende weibliche Wesen und zweitens war derjenige, der die Worte von sich gab, restlos besoffen. Also gab ich nichts auf das Gerede.
In der Raschi Street passierte ich die Machnovke Synagoge (Chassidut Machnovke ist der Hauptfeind der Belzer Chassidim) und auch hier bot sich das gleiche Bild der Besoffenen. Frauen waren erst gar nicht in der Synagoge zugelassen. Generell kann man sagen, dass die absolute Mehrheit der Frauen daheim blieb, wo die Männer eh Grüppchenweise in den Wohnzimmern feierten und ab und an betrunken vom Balkon gröhlten.
Das ist so ungefähr alles, was am Purimdienstag in Bnei Brak ablief. Als ich in der Admor von Gur Street an der Slobodka - Synagoge vorbeilief, klebte von innen das Gesicht eines jungen litvischen Yeshivastudenten am Fenster fest. Eine weitere Alkoholleiche !
Nach zwei Stunden des Herumlaufens nahm ich den Bus heim nach Tel Aviv, der aber ebenso von weiteren Leichen bevölkert wurde. Anscheinend war man noch nicht genug im Koma und wollte in Tel Aviv weiterfeiern. Einen Tag später torkelte oder kroch man samt Kater nach Jerusalem, um dort weiterzufeiern.
Das war Purim. Bis zum nächsten Jahr dann !
Samstag, März 14, 2009
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