Mittwoch, März 18, 2009

Parashat Vayakhel – Pekudei & Parashat HaChodesh


Das Mischkan (Tabernakel)

B”H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Wenn wir diese beiden Thoraparashot vor dem Monatsbeginn des NISSAN lesen, dann werden sich viele fragen, wozu müssen wir das alles wissen. Warum erzählt uns G - tt in der Thora die genauen Details vom Bau des Tabernakels (Mischkan) ? Müssen wir uns wirklich durch diese langen Auflistungen quälen ? Warum steht nicht einfach kurz und bündig in der Thora, dass Mischkan wurde gebaut und aufgestellt ?
Die Thora sowie die Gemara im Talmud Traktat Berachot 55a lehren uns, dass Bezalel das Mischkan und die Gefässe baute. Er sah durch Ruach HaKodesh (g - ttliche Eingebung) die Gegenstände bis ins kleinste Detail genau vor sich. Alles baute er genau so, wie er es in seiner Eingebung sah. Nichts wurde verändert, erneuert oder hinzugefügt.

Rabbi Samson Raphael Hirsch zufolge will G - tt uns mit diesen Auflistungen lehren genauen Instruktionen zu folgen. Er gab uns die Thora (die schriftliche Überlieferung) sowie die mündliche Überlieferung (die Mischna) und wir haben die Pflicht, uns genau nach Seinen Anweisungen zu richten. Wir dürfen Sein Gesetz nicht verändern oder erneuern. Mehrere Male steht in der Thora, dass genau diese für alle Zeiten und alle Generationen gültig sein wird. Ebenso sagt G - tt, dass niemals Inhalte hinzugefügt oder gestrichen werden dürfen.
Rabbi Hisch kommentiert weiter, dass jedes einzelne Bauteil des Mischkans eine gewisse Symbolik besitzt, dass Mischkan aber selber nicht ohne die Bauteile entstehen kann. Jedes Bauteil hat seine eigene ganz bestimmte Bedeutung als Teil eines vollständigen Gefüges.
Genauso können wir uns selbst betrachten; jeder Mensch hat eine bestimmte Bedeutung und Aufgabe und zusammen ergeben wir ein Ganzes.

Ich möchte mich besonders auf die Eingangssätze der ersten Parasha (Vayakhel) konzentrieren, denn dort wird uns eine ganz wichtige Mitzwah gegeben: Der Schabbat.
Es heißt in der Thora, dass Moshe alle Israeliten um sich versammeln ließs, um ihnen die Worte G - ttes mitzuteilen. Der Tag um den es sich hier handelt ist der Tag nach Yom Kippur (Versöhnungstag), so Raschi. Einen Tag zuvor am Yom Kippur war Moshe mit dem zweiten Paar Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabgestiegen.

Die Mitzwah, die wir noch vor dem Bau des Mischkans bekommen, ist der Schabbat. Sechs Tage sollen wir arbeiten und am siebten Tage ruhen. Genauso wie G - tt dieses bei der Erschaffung der Welt tat.
Weiter heißt es in der Thora, dass wer am Schabbat arbeitet, sterben soll. Gleich darauf folgt der Satz: Du sollst am Schabbat kein Feuer entzünden. Die genaue Reihenfolge hier ergibt keinen rechten Sinn und bedarf näherer Erläuterung.

Mit dem Aufbau des Mischkans waren 39 unterschiedliche Arten von Arbeit (Melacha) verbunden, so die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 70a. Eine Auflistung der gesamten verbotenen 39 Melachot findet sich im Talmud Schabbat 73a.


Die Mitzwah Schabbat wurde uns noch vor dem Mischkan gegeben um zu zeigen, dass der Schabbat wichtiger ist als die Arbeit am Mischkan. Keine Arbeit am Mischkan verschiebt den Schabbat (Rashi, Ramban, Kli Yakar, Rokeach). Daher sind alle 39 Arten von Arbeit am Mischkan für uns am Schabbat verboten.

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 70a lehrt, dass absichtliches Brechen des Schabbats mit der Todesstrafe (Steinigung) geahndet wird. Die Strafe wird jedoch nur dann ausgesprochen, wenn der Schabbat öffentlich gebrochen wurde und dafür zwei Zeugen vorhanden sind. Wer den Shabbat daheim und nicht öffentlich bricht, wird nicht mit dem Tode bestraft (Rabbi Yitzchak Luria in Pri Etz Chaim). Allerdings verletzt er mit dem Vergehen seine Seele (Neschama).

Der Thorakommentator Ohr HaChaim vertritt eine Meinung, die auf einer Gemara im Talmud Traktat Schabbat 118 basiert: Die Einhaltung des Schabbats ist so wichtig, dass sie ein Tikun (Reparatur der Seele) für den Götzendienst ist (siehe auch Talmudkommentator RIF). Wer innerhalb der Woche Götzendienst betreibt, dem wird vergeben, wenn er den Schabbat nach allen Regeln (Halachot) einhält.

In der vorherigen Thoraparasha Ki Tisa hieß es: La’ asot et HaShabbat – den Schabbat tun. Was heißt den Schabbat tun, wenn doch so viele Dinge verboten sind zu tun ? La‘ asot et HaShabbat heißt zum einen, den Schabbat vorbereiten. Daher auch das Verbot des Feuerzündes. Wir müssen vor dem Schabbat unser Essen vorbereiten. Den Schabbat tun (La‘ asot et HaShabbat) bedeutet aber auch, uns aktiv beteiligen und bereit sein, uns auf eine höhere spirituelle Stufe zu stellen. Nachdem Adam und Chava im Paradies einen spirituellen Fall der Welten verursachten, begeben wir uns jeden Schabbat mit dessen Einhaltung in eine höhere geistige Welt. Und eben dort sind jegliche Arten von Arbeit verboten, weil diese nicht Bestandteil der höheren Welt sind. Arbeit findet nur hier in unserer physischen Welt (Asiyah) statt. Begeben wir uns aber auf einen höheren Level wie am Schabbat, findet in der folgenden geistig spirituellen Welt (Yetzirah) keine Arbeit statt.

Ferner wurde uns der Schabbat auf alle Zeiten gegeben und zugleich ist G - tt mit uns dadurch einen Bund eingegangen. Was uns wieder zum Ausgangspunkt zurückbringt, dass keine Thorainhalte verändert werden dürfen, da sie für alle Zeit gültig sind.

Der Schabbat sowie der Bau des Mischkans dienen für uns als Tikun (Seelenkorrektur) so der Sefat Emet und ehemalige Rebbe der Chassidut Gur. Wir ehren damit G - tt und erhalten so Seine Präsenz (Schechina) in unserer Mitte. Selbst heute, wo wir kein Mischkan, bzw. Tempel mehr haben, ist Seine Präsenz immer mit uns. Ganz gleich ob wir uns in Israel oder der Diaspora (Galut) befinden.
Mit der Einhaltung des Schabbats verbinden wir unsere physische mit den geistigen Welten und bekommen eine zusätzliche Seele (Neschama Yeterah). Diese neue zusätzliche Seele hatten die Israeliten täglich bis zum Vergehen mit dem Goldenen Kalb. Seither bekommen wir sie nur noch am Schabbat. Es gibt unterschiedliche Interpretationen darüber, wann genau wir die zusätzliche Seele für den Schabbat bekommen. Manche sagen am Freitag abend mit Schabbatbeginn und andere, dass wir die Seele schon am Mittwoch bekommen. Vielleicht sollten wir alle einmal versuchen, den Schabbat vorzubereiten. Vor allem uns selbst geistig darauf vorzubereiten, das zusätzliche Licht am Schabbat zu erhalten.
La’ asot et HaShabbat – den Schabbat tun.

Die zweite Lesung, Parashat Pekudei, berichtet uns detailliert von der Herstellung der Ringe, welche das Mischkan befestigten, von der Brustplatte (Urim veTurim) des Cohen HaGadol (Hohepriesters) sowie von dessen Kleidung. Rabbi Samson Raphael Hirsch kommentiert, dass das Mischkan (Tabernakel) der einzige Ort auf der Welt war, in dem G - tt Seine Anwesenheit sichtbar zeigte. Anhand einer Wolke (Cloud of Glory). Es war das einzige Mal auf Erden, dass dies geschah, wenn auch der Erste Tempel zu Beginn eine außergewöhnliche Heiligkeit (Keduscha) besaß, denn dort waren unzählige Wunder alltäglich. Im Zweiten Tempel war es schon anders und beide Tempel wurden letztendlich von unseren Feinden (Babylonier & Römer) zerstört. Nur das Mischkan gelangte niemals in Feindeshand, denn ursprünglich diente es einmal als "Wohnsitz" G - ttes auf Erden.

Dieser Schabbat ist zugleich Schabbat HaChodesh, heißt der Schabbat vor dem Monatsbeginn Nissan. Daher wird der Maftir aus Exodus (Shemot) 12:1 – 10 gelesen. Diesen Thoraabschnitt vor dem Nissan nennen wir "Parashat HaChodesh - Die Lesung des Monats"; nämlich mit dem Beginn des jüdischen Monat Nissan, der die Pessach - Feiertage mit sich bringt.

Schabbat Schalom

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