B"H
Obwohl meine äußerliche Erscheinung es nicht vermuten lässt, innerlich fühle ich mich der haredischen (ultra - orthodox.) Welt verbunden und in meinen Blogs berichte ich mehr als regelmässig darüber. Nicht nur immer das Positive, sondern ebenso Kritik.
Manchen mag das seltsam erscheinen, doch persönlich sehe ich genauso die Nachteile einer Gesellschaftsform und fahre nicht nur oberflächlich auf äußerliche Faszination ab. Wer lange genug mit dem Thema und den Menschen lebt, der lernt alles nur Erdenkliche kennen und bringt auch reichlich Kritik an.
Derlei Kritik allein aber bedeutet andererseits nicht, nur alles negativ zu betrachten. Die haredische Gesellschaft bietet Positives wie Negatives. Das ist dort nicht anders als innerhalb anderweitiger Gruppierungen. Und normalerweise wissen die meisten Haredim ihre eigene Gesellschaft zu kritisieren. Insbesondere mit viel Sarkasmus.
Ein Bekannter, Haredi und auch wieder nicht, schickt mir oft e - mails mit kritischen Punkten. So, zum Beispiel, könne ein Neueinsteiger niemals richtiges Mitglied einer chassidischen Gruppe werden. Und hiermit meine ich jetzt nicht das Baalei Teshuva Movement (jene Juden, die im späteren Verlauf des Lebens relig. werden) von Chabad oder Teilen Breslovs. Nebenbei jedoch sei anzumerken, dass die originalen Breslover aus Mea Shearim sowie die originalen Chabadnikkim, die noch Jiddisch miteinander sprechen und deren Vorfahren schon Chabadnikkim waren, nicht besonders viel mit den Neueinsteigern am Hut haben. Aus diesem Grunde formierten sich die Baalei Teshuva selbst.
Nein, ich beziehe mich vielmehr auf anderweitige chassidische Gruppen. Mein Bekannter meinte, dass niemand in der Gesellschaft als Neuer so akzeptiert wird wie ein Hineingeborener. Als Beispiel gab er mir den englischen Adel. Dort ergehe es einem "Neuen" ähnlich.
Was also bleibt ist seine Position nicht überzubewerten und sie so zu akzeptieren, wie sie nun einmal ist.
Einen Vorteil hat das Ganze trotz aller Kritik:
Man (mich selbst eingeschlossen) ist nicht dermassen streng in die haredische Gesellschaft eingebunden und daher freier. Es sei denn, ein Baal Teshuva kommt einmal wieder mehr auf die klägliche Idee, besser zu sein als alle anderen.
Einerseits fühle ich mich der Gesellschaft sehr verbunden; andererseits jedoch geniesse ich es, gleichzeitig alles von außen und mit etwas Abstand betrachten zu können.
Dienstag, Mai 12, 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Ich finde es gut, dass du auch Kritik übst, wenn du es für nötig hältst (hier können die Meinungen natürlich auseinandergehen :-)). Mangelnde Bereitschaft zur Selbstkritik ist ein Problem des Islams, nicht des Judentums.
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenIn all den Jahren mit und um die haredische Gesellschaft traf ich auf kaum einen Haredi, der nicht bereit war, Kritik an seiner eigenen Gesellschaft zu uebern. Bei Maennern ist das oft verbreiteter als bei Frauen.
Allerdings sprechen die Haredim nur offen etwas aus, wenn das Gegenueber weiss, von was gesprochen wird. Wenn ich direkt einen Haredi zu diesem oder jenem Thema anspreche, bekomme ich meist eine mehr als ausfuehrliche Meinung seinerseits.