Donnerstag, Mai 21, 2009

Parashat BaMidbar

Quelle: Travel Guide to Egypt



B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Mit der Thoralesung von BaMidbar beginnen wir die erste Parasha im 4. Buch Moses (Numeri - Sefer BaMidbar). In allen anderen Sprachen wird BaMidbar (in der Wüste) "Numeri" (Nummern) genannt, was, aus jüdischer Sicht recht seltsam erscheint.

Als G - tt zu Moshe spricht, befinden sich die Israeliten im zweiten Jahr in der Wüste. G - tt beauftragte Moshe eine Volkszählung durchzuführen. Jeder ab dem 20. Lebensjahr sollte gezählt werden, heißt, einen halben Schekel abgeben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Nach der Abgabe wurde die Summe der abgebenen Schekel ausgezählt und so die genaue Anzahl der Israeliten ermittelt. Bis heute ist es unter religiösen Juden unüblich, Menschen mit dem Finger abzuzählen. Selbst auf die Frage, wieviele Kinder denn eine Familie haben, kann es passieren, dass der Fragende keine Antwort erhält. So erging es mir einmal so bei der chassidischen Gruppe Dushinsky.

Aus der Gemara im Traktat Bava Batra 121b erfahren wir, dass die Leviten (Levi'im) ab dem 30. Lebensjahr gezählt wurden, denn erst ab dem Alter konnten sie im Mischkan (Tabernakel) dienen.

Was aber genau war der Grund für G - ttes Anweisung, eine Volkszählung durchzuführen ? Wußte Er nicht selbst, wieviele Israeliten sich in der Wüste befanden ?

Die chassidischen Kommentatoren Sefat Emet, der Maharal (in Gur Aryeh) und der Shem MiShmuel haben sehr passende Antworten darauf. Viele Male im Leben kann es uns passieren, dass wir denken, nicht wichtig genug zu sein. Wieso sollten wir vor G - tt wichtig sein ? Gibt es nicht wichtige Rabbiner oder chassidischen Rebben, die viel wichtiger sind als ich ? Was kann ich schon alleine bewirken ? Außerdem bin ich nicht religiös genug oder auf einem solch hohem Level wie chassidische Rebben ? Wieso sollte G - tt also an mir interessiert sein ?

Das genaue Gegenteil ist der Fall. Jeder Mensch wurde von G - tt erschaffen und jeder von uns hat seine bestimmte Aufgabe im Leben. Wer weiß, vielleicht ist meine mir von G - tt gegebene Aufgabe wichtiger als die des größten Rabbiners. Jeder von uns ist einzigartig und auf der ganzen Welt gibt es keinen Menschen, der genauso ist wie ich.

Mit der Abgabe des halben Schekels beabsichtigte G - tt, dass jeder Israelit sich mit einbezogen fühlt. Es gab Moshe, seinen Bruder Aharon und die Stammesoberhäupter, aber dennoch wollte G - tt deutlich machen, dass Ihm alle Israeliten wichtig sind. Wenn jeder sich mit einbezogen fühlt, dann stärkt dieses das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Bereitschaft G - ttes Willen (die Mitzwot - Gebote) zu erfüllen. In der chassidischen Sprache haben wir das Wort "Devekut", die Bereitschaft G - tt näher zu kommen und Ihm zu dienen. Durch die Devekut bekommen wir eine ganz besondere Verbindung zu G - tt. Vor allem der Maharal von Prag hebt hervor, dass daher auch die Namen sämtlicher Stammesoberhäupter genannt werden. Ein jeder ist wichtig vor G - tt.

Hierzu fällt mir eine kleine Story ein, die am vergangenen Schabbat im Haus von Rabbi Mordechai Machlis erzählt wurde:
Einige Verstorbene standen vor der Himmelstüre Schlange, um eingelassen zu werden. Vor der Tür stand G - tt, um individuell zu entscheiden, wer eingelassen wird und wer nicht.
In die Schlange reihte sich ein Gemeinderabbiner ein. Der Rabbi schaute sich um und dachte, dass er die größten Chancen hätte, denn schließlich sei er ja ein wichtiger Gemeinderabbiner gewesen. Er habe Thoravorträge gehalten etc. Ploötzlich kam ein muskelbepackter arroganter Egged - Busfahrer und ging einfach an der Warteschlange vorbei und direkt zu G - tt. Und was machte G - tt ? Er ließ den Muskel - Freak ohne zu Zögern durch die Himmelstüre.
Der Rabbi war entsetzt und fragte G - tt, warum der arrogante Macho so schnell Einlaß fand, ohne sich anzustellen. G - tt antwortete, dass wenn er, der Rabbi, Thoravorträge gegeben habe, seine Gemeindemitglieder alle eingeschlafen seien. Der Egged - Busfahrer dagegen hatte so eine wilden Fahrstil drauf, dass alle seine Fahrgäste jedesmal anfingen zu beten, sobald sie im Bus sassen. Wer hatte also mehr Erfolg die Menschen zum Beten zu bewegen ?

Auch wenn jeder Jude zu einem bestimmten Stamm gehört, so ist dennoch jeder einzelne individuell. Alle 12 Stämme zusammen formen das Jüdische Volk und jeder Stamm hat innerhalb unseres Volkes seine Aufgabe. Es gibt die berühmte Midrasch, dass als die Israeliten aus Ägypten auszogen, sich das Rote Meer in 12 Teile spaltete. Jeder Stamm ging durch seine eigene für ihn vorgesehene Reihe, doch alle Stämme konnten sich gegenseitig sehen. Der berühmte Kabbalist Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) kommentiert hierzu, dass hier die Individualität jedes Stammes hervorgehoben wurde. Yissachar ist nicht wie Levi und Asher ist nicht Yehudah, doch zusammen formen sie eine Nation.

Wie wurde die Mitgliedschaft eine Stammes bestimmt, wenn zwei Ehepartner aus verschiedenen Stämmen heirateten ?

In der Parsha heißt es zusätzlich, dass die Mitglieder der israelischen Stämme nach dem Stamm des Vaters gezählt werden. Beispiel: Ist der Vater vom Stamm Yehudah und die Mutter vom Stamm Yissachar, so gehört das Kind automatisch zum Stamm Yehudah.

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Bava Batra 109b stellt die Frage, woher wir dies so genau zu deuten wissen. Die Antwort hierzu finden wir in der Parasha Bamidbar 1:2 selbst: "Zähle die Mitglieder Israels gemäss ihrer Familien (Mischpchotam), gemäss des Stammes des Vaters …

Die Gemara in Bava Batra lehrt, dass NUR die Verwandten des Vaters "Familie" genannt werden und die Verwandten der Mutter tragen NICHT den Namen "Familie". Wenn daher die Thora "gemäss ihrer Familien (Mischpchotam) angibt, dann sind damit ausschließlich die Verwandten des Vaters gemeint und nicht die der Mutter.

Die Stammesherkunft der Kinder richtet sich immer nach der des Vaters (Rabbi Samson Raphael Hirsch und die Gemara im Talmud Traktat Bava Batra 109 - 110b). Nach der Ankunft in Israel wurde das Land unter den 12 Stämmen aufgeteilt. Die Gemara in Bava Batra 122a läßt uns wissen, dass nach der Ankunft des Meschiach das Land unter 13 Stämmen aufgeteilt wird. In der Gemara steht, dass ein Nassi (Oberhaupt) den 13. Anteil bekommt. Der Rambam in Hilchot Melachim (Mishna Thora) sowie der Raschbam kommentieren hierzu, dass es sich bei diesem Nassi um den Meschiach handelt.

Schabbat Schalom

Dieser Schabbat ist zugleich "Schabbat Mevarchin", denn in der kommenden Woche feiern wir den Monatsbeginn des neuen jüdischen Monat SIVAN. "Schabbat Mevarchin" bedeutet, dass wir am Schabbat vor dem Rosh Chodesh den neuen anstehenden Monat segnen, denn er soll sich für uns alle positiv auswirken.

Nächste Woche, am Donnerstag abend (28. Mai), beginnt Schavuot (das Wochenfest). Donnerstag abend ist Erev Schavuot, Freitag ist ebenso Schavuot und abends beginnt der Schabbat. Viele Diaspora - Gemeinden feiern zwei Tage Schavuot (ich kenne einige Gemeinden, die, wie in Israel, nur einen Tag Schavuot feiern).

Somit haben wir in der kommenden Woche ein "langes" Wochenende; erst Schavuot und dann gleich anschließend Schabbat. Deswegen wird sich in der anstehenden Woche alles um Schavuot und den Erhalt der Thora am Berg Sinai drehen.

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