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Die Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktates Berachot 18b berichtet uns von einem Chassid, der auf einem Friedhof übernachtete. Einen Tag vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosh HaShana gab er eine größere Summe an Bargeld weg und als seine Frau dies herausfand, wurde sie ärgerlich. In der Nacht zog es der Chassid vor, auf dem Friedhof zu nächtigen.
Die Gemara stellt die Frage, wie denn der Mann ein Chassid sein konnte, wenn er auf dem Friedhof schlafe. Lehrt nicht die Gemara etwas später auf Seite 43b, ein Talmid Chacham (weiser Schüler) solle des nachts nicht allein ausgehen ?
Der Kisei Rachamim sagte, der Chassid habe nicht direkt auf dem Friedhof geschlafen, sondern nebendran.
Der Talmudkommentator Maharsha erklärte, der Chassid sei nicht auf den Friedhof gegangen, sondern die Szene erschien ihm im Traum.
Rabbi Israel Salanter kommentierte, dass die Gemara nicht direkt meinte, die Gattin des Chassid sei verärgert gewesen. Was sie aber getan habe war, ihren Mann zu ärgern. Da sich das Geschehen am Tag vor Rosh HaShana (dem Tag, an dem die Welt gerichtet wird) abspielte, entschied sich der Chassid auf dem Friedhof zu schlafen mit der Absicht, seinen Ärger auf die Gattin in Grenzen zu halten. Ansonsten könnte sie von G – tt zu harsch gerichtet werden.
Die Gemara fährt fort, der Chassid habe Stimmen diskutieren gehört, welche den Kummer, der die Welt im neuen Jahre befall, besprachen. An anderer Stelle jedoch lehrt der Talmud, dass das Himmlische Gericht nur tagsüber zu Gericht sitze und nicht des nachts. Wie sei es dann möglich, dass der Chassid die Stimmen bei nacht vernahm ?
Der Vilna Gaon kommentierte, dass der Chassid in der Nacht vor dem zweiten Rosh HaShana Tag auf dem Friedhof schlief und die Stimmen des Himmlischen Gerichts ihre Urteile tagsüber gefällt hatten.
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Nicht vergessen, dass Ausdrücke wie “Himmlisches Gericht” oder “Stimmen” lediglich symbolische Bedeutung beizumessen ist.
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