Das "Choschen" des Cohen HaGadol (Hohepriester)
B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Der einstige Rebbe der Chassidut Gur, bekannt unter dem Namen SEFAT EMET, kommentierte: Die Midrasch lehrt, dass jeder Jude individuelle Aufgaben in dieser Welt besitzt. Genau wie ein Engel. Nur das ein Engel mit nur einer einzigen Aufgabe in dieser Welt auftritt und nicht mit mehreren, wie wir Menschen.
Die vorherige Parashat Terumah lehrte uns jegliche Einzelheiten über den Bau des Mischkans (Tabernakel), wogegen wir aus der dieswöchigen Parashat Tezaveh erfahren, wie wir die Mitzvot im Mischkan erfüllen sollen. Gleich im ersten Satz der Parsha sagt G - tt zu Moshe, dass dieser den Israeliten auftragen (Tezaveh) soll, reines Olivenöl zum Anzünden des Ewigen Lichtes zu bringen. Die Chassidut lehrt uns, dass alles in der physischen Welt seine Wurzeln in der oberen geistigen Welt (spiritual world) hat. Auch das Ewige Licht hat seine Wurzeln in der "upper spiritual world" und wird bis hinunter zu uns weitergeleitet. So wird die obere mit der unteren unseren Welt verbunden (Noam Elimelech und Degel Machane Ephraim).
In der hebräischen Sprache drückt das Wort "Tezaveh" eine sofortige Erfüllung aus. Die Gabe des Olivenöl sollte umgehend erfolgen. Mit den individuellen Gaben für das Mischkan hat jeder Israelit einen Anteil daran. Da wir derzeit keinen Tempel besitzen, gibt es auch kein Ewiges Licht mehr. Das Licht, welches uns jedoch immer bleibt ist die Thora. Die Lichter des Tempels können erlöschen, doch ist es unmöglich, das Licht der Thora auszuschalten (Sefat Emet).
Der einstige Ischbitzer Rebbe Mordechai Yosef Leiner kommentierte im Zusammenhang mit der Mitzwah des puren Olivenöls: Olivenöl wird von vielen Thorakommentatoren als Symbol der Weisheit (Chochmah) gesehen und hier erhält Moshe von G - tt den Auftrag, die Weisheit, welche im jüdischen Volke ist zu nehmen, und Ihm (G - tt) näherzuführen. Die Weisheit, dass es da EINEN G - tt gibt, der alles erschuf.
Das Buch "Sefer Hama'amorim" sieht in dem Wort "Tezaveh - Auftragen" nicht nur diese einzige alleinige Bedeutung. "Tezaveh" stammt ebenso von dem Wort "Tzavsa - verbinden" und hier sollen G - tt und die Juden miteinander verbunden werden. Der Kli Yakar (Rabbi Shlomo Ephraim Lunshitz, ca. 1550 - 1619, aus Lemberg und Prag) kommentierte seinerzeit: Moshe fungierte als spiritueller Kanal, durch den G - tt Seine Wunder erscheinen liess. Der Malbim, Rabbi Me'ir Leibish ben Yechiel Michel, 1809 – 1879, Rabbi in Deutschland, Rumänien und Russland, sah Moshe ebenso als Medium zwischen den Israeliten und G - tt. G - tt betrachtete Moshe als denjenigen, durch den Er Seine Thora an die Juden weiterleiten konnte.
Warum aber forderte G - tt die Juden auf, pures reines Olivenöl zu benutzen ?
Jeder kann so religiös sein, wie er will, doch befinden wir uns alle auf unserem persönlichen Level; der "Madrega - Stufe". Wir können sagen, dass wir dieses oder jenes halt so tun und die Mitzwot erfüllen. Okay, ich halte den Schabbat und begehe keinen Verstoss gegen die Halacha. Kein Problem und derjenige erfüllt die Mitzwah. Doch hat er die Mitzwah mit Freude vollbracht ? Hat er spirituell etwas für sich erreicht, außer der Gewissheit, den Schabbat gehalten zu haben ? Eine höhere Madrega wäre, wenn er nicht nur stumpf alles einhält, sondern dies mit Freude tut. Seinen Schabbat mit Liedern und Thoragesprächen würzt.
Warum heißen Chassidim "Chassidim" ? Eben weil sie fromm sind und über die Thoramitzwot hinausgehen. Man kann die Chanukkahkerzen ganz normal zünden. Mit Kerzen halt. Ein höherer Level aber wäre Olivenöl wie damals die Menorah im Tempel.
Demnach müssen wir uns entscheiden, auf welcher Madrega wir wandeln wollen. Einfach nur sagen, okay, ich vollbringe das... Dagegen ist nichts einzuwenden, doch gibt es (kenne ich) viele Leute, die sich damit nicht zufrieden geben und mehr wollen und auch tun. Nicht verbissen rumwerkeln, sondern aus purer Freude heraus.
Das nächste Gebot, welches Moshe von G - tt erhält, ist die Herstellung der acht Kleidungsstücke des Hohepriesters (Cohen HaGadol). In kabbalistischer sowie talmudischer Literatur repräsentiert jedes dieser Kleidungsstücke einen Tikun (eine Seelenkorrektur). Jedes einzelne Vergehen der Israeliten wird sozusagen von einem der Kleidungsstücke "repariert" (hebrä. Mekaper).
Die Talmud Traktate Zevachim 88a und Arachin 16a geben hierzu eine Liste:
Der Umhang (Ketonet) reparierte das Blutvergiessen, die Hose (Michnas) moralisches Fehlverhalten, der Turban reparierte die Arroganz, der Gürtel falsche Gedanken vom Herzen, das Choschen die Ungerechtigkeit, das Ephod den Götzendienst, der Mantel böswilliges Gerede und das Zitz am Kopf reparierte die Gleichgültigkeit gegenüber G - ttes Geboten.
Viele Kommentatoren sind der Meinung, dass es hierbei nicht nur um die Kleider des Hohepriesters (Cohen HaGadol) geht. Es geht um Kleidung überhaupt. Im Judentum drückt die Kleidung den Charakter des Menschen aus. Sie gibt dem Menschen nicht nur ein gewisses Erscheinungsbild, sondern zeigt genauso seine Moral (Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Die Kleidung des Hohepriesters machte ihm zu etwas Besonderem und er unterschied sich dadurch von allen anderen. Genauso sollten wir uns durch unsere Kleidung von derer anderer Nationen unterscheiden. Durch anständige Kleidung vollbringen wir einen Tikun für uns selbst und diese Art der Kleidung hält uns davon ab zu sündigen (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto – Ramchal).
Viele haredische Freunde sagten mir, dass sie sich durch ihre Kleidung immer auf einem religiösen höheren Level befinden, welcher sie von relig. Vergehen abhält. Ich selbst habe auch schon diese Erfahrungen gemacht.
Rabbi Kook gibt zu dem Thema ein exellentes und berühmtes Beispiel aus dem Talmud Traktat Shabbat 31a: Ein Nichtjude ging einmal an einer jüdischen Schule vorbei und hörte wie der Lehrer den Kindern die Kleidung des Hohepriesters lehrte. Der Nichtjude fand Gefallen an der Kleidung und beschloß, zum Judentum zu konvertieren. Er dachte, dass er nach seiner Konversion zum Hohepriester ernannt werden wird und diese tolle Kleidung tragen darf. Der Nichtjude ging also zu Schammai und trug ihm sein Anliegen vor. Doch Shammai akzeptierte ihn nicht. Das Judentum besteht nicht nur aus dem Dienst des Hohepriesters allein und der Nichtjude sollte schon andere Motivationen mitbringen. Daraufhin ging der Nichtjude zu Hillel. Er sagte ihm, dass er konvertieren wolle, um Hohepriester werden zu koennen. Hillel antwortete ihm, dass er zuerst einmal lernen muss, was ein Hohepriester für Aufgaben hat. Der Nichtjude lernte sehr ausführlich die jüdische Religion und fand so allein heraus, dass er nach seiner Konversion (als Konvertit) niemals Hohepriester sein kann. Nicht einmal König David hätte Hohepriester werden können, da er kein Cohen war. Wie also kann ich als Fremder, der zum jüdischen Volk kommt, Hohepriester werden ?
"Schabbat Schalom" an alle Leser 1
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