Donnerstag, Juli 21, 2011

Parashat MATTOT - פרשת מטות


 Tel Aviv, Rothschild Boulevard

Photo: Miriam Woelke 

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Die Parashat Mattot wird in jedem Jahr innerhalb jener drei Wochen gelesen, welche dem Tisha Be'Av (dem Gedenktag an die Zerstörung beider Tempel) vorausgehen.

Die beiden anstehenden Thoralesungen Mattot sowie Ma'asei werden in einigen Jahren zusammengelesen, in anderen, wie diesem, dagegen getrennt. In Parashat Mattot nehmen die Schwüre zu G - tt ein breites Spektrum ein und jeder von uns sollte sich bewußt sein, dass schon die kleinsten Schwüre Auswirkungen haben können. Viele Male sagen wir etwas im Unbewußten, aus Ärger oder überschwenglicher Freude. "Ja, ich gehe ab heute mehrere Male in der Woche in die Synagoge oder lerne daheim Thora. Das schwöre ich bei G - tt". Kurz darauf vergesse ich mein Versprechen oder beginne mein Vorhaben zu verschieben. Das halachische Problem jedoch ist, dass in der Tat eine Art Schwur bzw. Versprechen stattgefunden hat und ich verpflichtet bin, wenn ich nichts annulliere. Wir vergessen es, G - tt nicht.

Ich bin wahrlich kein halachischer Experte auf dem Gebiet des Eides in G - ttes Namen und wer sich damit näher beschäftigen will, der kann den Talmud Traktat Nedarim lernen. Kein leichtes Unterfangen übrigens. Vielmehr möchte ich meine Erklärungen darauf richten, was solch ein Schwur in G - ttes Namen bewirkt. Die besten Ausführungen dazu fand ich bei chassidischen Rabbinern.

Zuerst einmal stellt sich die Frage, warum jemand einen solchen Schwur in G - ttes Namen ablegen will. Überwiegend handelt es sich dabei um Themen wie, dies und das nicht mehr zu essen oder eine bestimmte Handlung nicht mehr zu begehen. Aber kann ich das nicht auch ohne Schwur sowie ohne Benutzung von G - ttes Namen tun ? Sicherlich ja, doch sind u.a. der Sefat Emet und der Koznitzer Maggid (Rabbi Israel Hofstein) der Meinung, dass die Ablegung eines Eides unter G - ttes Namen der Person mehr Motivation gibt, den Schwur auch einzuhalten. Außerdem verbindet solch ein Schwur die Seele (Nefesch, niedrigster Seelenlevel) mit G - tt (Rabbi Moshe Alshich).

Andererseits sollte sich jeder im Klaren darüber sein, was solche ein Schwur für Folgen haben kann und nicht jeder verfügt über das wirkliche Verständnis (Bina) darüber. G - tt will nicht, dass jeder so einfach in Seinem Namen schwört. Man muß nicht unbedingt Seine Namen benutzen, um Ihm näher zu kommen (Devekut), sondern kann dies auch anhand vom Thorastudium erreichen (Midrash Rabbah). Ein Beweis dafür bieten der Chassidismus sowie die Kabbalah wo es heißt, dass die gesamte Thora nur ein einziger Name G - ttes darstellt.

Vor allem der Sefat Emet (ein früherer Rebbe der Chassidut Gur) geht sehr ausführlich auf das Thema Schwur (Neder) ein. Eine Person sollte nur einen Schwur in G - ttes Namen ablegen, wenn er sich auf einem hohen religiösen Level befindet. Vornehmlich ein Zaddik (Gerechter). Der Schwörende hat die Absicht, G - tt näher zu kommen und vor allem sich selbst zu perfektionieren und nur noch den Willen G - ttes zu tun. Aber nicht jeder von uns ist ein Zaddik und kaum jemand ist ein Spezialist für solche Schwüre. Sich einfach so Dinge aufzuerlegen, davor warnt auch Rabbi Zadok HaCohen von Lublin.

Die nächste Frage ist, warum ausgerechnet der Vater oder der Ehemann einer Frau die Macht haben, ihren Schwur (soweit er diesen bekannt ist) zu anullieren. Hierzu kommentiert Rabbi Samson Raphael Hirsch, dass ein Schwur nur auf sich genommen werden soll, wenn dieser keine negativen Auswirkungen auf das Umfeld mit sich bringt. Aufgrund eines Schwures kann jemand sein Leben sehr bitter machen und sich jegliche Lebenslust nehmen. Niemals sollte soetwas spontan und ohne Überlegung getan werden. Auch Rabbi Naftali Zvi Horowitz von Ropshitz sagt etwas Ähnliches. Durch einen Schwur ist die Seele eingeschränkt und es wird uns eine Portion Freiheit genommen. Von daher also vorsicht mit solchen Schwüen. Jeder sollte auf seinem Level bleiben und sich nicht übermäßig viel selbst auferlegen. Wer unbedingt etwas tun will, der beginne mit dem Thorastudium bevor er sich auf Höheres konzentriert.

Der Ishbitzer Rebbe, Rabbi Mordechai Yosef Leiner, fragt, warum die beiden Parashot Mattot - Ma'asei oftmals zusammen gelesen werden (Nicht in diesem Jahr !!! Parashat Ma'asei folgt erst am nächsten Schabbat !!!). Eine seiner Erklärungen lautet, dass die erste Parasha uns von Schwüren erzählt und die zweite beschreibt die 42 Stationen der Israeliten in der Wüste. An jedem Ort haben wir eine bestimmte Lebensaufgabe und wir sollten immer vorsichtig sein, uns nicht von negativen äußerlichen Einwirkungen beeinflußen zu lassen. Genauso ist es mit den Schwüren, denn wir sollten die gleiche Vorsicht walten lassen.

Die Haftarah, im Falle, dass Parashat Mattot separat gelesen wird wie in diesem Jahr, ist aus Yirmeyahu (Jeremia) 1:1 - 2:3.

Für diejenigen unter der Leserschaft, die nicht wissen, was eine Haftarah ist, hier eine ganz kurze Beschreibung:

Unzählige Male in der Geschichte wurden den Juden von außen her das Thorastudium verboten. So, u.a., auch unter der griechischen sowie römischen Besatzung zur Zeit des Zweiten Tempels. Um dennoch den Synagogeng - ttesdienst offiziell aufrecht erhalten zu können, verzichtete man daher auf die Thoralesung und las stattdessen aus den Propheten. Heutzutage lesen wir längst wieder aus der Thora, doch fügen an jedem Schabbat bzw. Feiertag als Erinnerung die Lesung aus den Propheten, die sogenannte "Haftarah" an. Und diese Haftarot ("Haftarah" im Plural) wurden so ausgesucht und festgelegt, dass sie immer einen ähnlichen Inhalt bzw. einen thematischen Bezug auf die vorhergehende Thoralesung haben.

Die Haftarah aus Jeremia (Yirmeyahu) an diesem Schabbat beinhalten den Beginn der Prophezeihung des Jeremia. Gegen Ende der Lesung heißt es, dass G - tt jene bestrafen wird, die sich gegen Israel (die Juden) auflehnen, denn Israel (die Juden) ist trotz aller Vergehen heilig und etwas Besonderes für G - tt.

Schabbat Schalom

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