B"H
In Israel ist die chassidische Gruppe Toldot Aharon sehr bekannt fuer ihre strenge Ideologie. Das alltaegliche Leben der Mitglieder richtet sich nach den sogenannten "Takanot", welche vom Gruender sowie ersten Rebben, Rabbi Aharon Roth, eingefuehrt wurden. Fuer viele mag das in der heutigen Zeit fremd klingen. Takanot, die mir genau sagen, wie ich mein Leben zu fuehren habe ?
Um einmal zwei kleine Beispiele aus dem Buch der Takanot (Sefer HaTakanot) zu nennen: Mitgliedern der Gruppe Toldot Aharon ist es verboten, ein Radio zu besitzen.
Ob die Regel noch gilt, dass jedes Mitglied, welches fuer einige Tage verreisen will, erst die Zustimmung des Rebben einholen muss, habe ich noch nicht herausgefunden. Zumindest ist diese Regel in den Takanot erwaehnt.
Wenn man das so hoert glaubt man, dass dieses alles alt und ueberholt sei. Genauso dachte ich auch, doch beschaeftige ich mich sehr ausfuehrlich mit den Schriften der verschiedenen Rebben von Toldot Aharon, Toldot Avraham Yitzchak und den Shomrei Emunim (Guardians of Faith) und ich fand sehr viele interessante Anhaltspunkte, warum die Takanot erlassen worden sind.
Zuerst einmal heisst es, dass Rebbe Aharon Roth eine perfekte religioese Gesellschaft erschaffen wollte. Nun, das wollen viele und soziologisch betrachtet bringen diese Vorhaben nicht selten diktatorische Prinzipien mit sich.
Ich denke kaum, dass Rebbe Roth ein Diktator sein wollte, dazu war er zu religioes und zu intelligent. Es ging ihm vielmehr darum, seine Anhaenger auf dem Pfad unserer Vorvaeter Avraham, Yitzchak und Yaakov zu halten. Die Kleidung sollte entsprechend sein genauso wie das Verhalten. Nicht, dass die Mitglieder sich voellig von der Aussenwelt abschotten, doch sollen sie religioes gesehen so stark sein, um auf aeussere Einfluesse nicht zu reagieren. Auf dem Pfad der Vorvaeter zu bleiben heisst, sich nicht anderweitig im Leben zu orientieren. Natuerlich ist das in unserer heutigen Zeit der Massenkommnunikation wie Internet, Presse, Musik etc. nicht immer einfach.
Ist es in unserer heutigen Gesellschaft nicht unvermeidbar, nach neuen Wegen im Leben zu suchen ? Haeufig jedoch kommt es mir so vor, dass die Menschen staendig nach etwas Neuem fuer sich selbst suchen. Sie sind sogar so sehr mit der Suche beschaeftigt, dass sie eigentlich gar nicht mehr wissen, was genau sie denn suchen.
Obwohl wir uns an die Mitzwot (Gebote) halten, sind wir definitiv von der Aussenwelt beeinflusst. An allererster Stelle steht der Materialismus. Egal ob nationalreligioes, haredi oder chassidisch, viele denken nur daran, wie sie das neueste Auto erstehen koennen, ihr Apartment ausbauen oder sich den allerneuesten Computer anschaffen. Jeden Donnerstag, wenn die neue Ausgabe einer bestimmten haredischen (ultra - orthod.) Wochenzeitung erscheint, sehe ich maennliche Haredim wie sie sich sofort auf die Anzeigen mit den Autoverkaeufen stuerzen.
Weiterhin ist es den Mitglieder der Toldot Aharon untersagt, sich etwas auf ihr Thorawissen einzubilden. Dieses Verhalten ist allgemein in vielen Faellen so unueblich geworden. Ich traf unzaehlige Rabbis und Yeshiva - Studenten, die ueberheblich sind, dass sie mit keinem aussserhalb ihre Kreises kommunizieren. Bei Toldot Aharon wurde ich eines besseren belehrt. Die Mitglieder halten sich wirklich an diese Erlasse.
Ist ein Leben nach den Takanot der einzige Weg, um auf den Pfaden unserer Vorvaeter zu bleiben ? Hat die juedisch - orthodoxe Gesellschaft versagt, weil sich ihre Mitglieder viel zu sehr dem Materialismus und einem Leben ausserhalb der Thora verschrieben haben ? Kann es ein Leben ausserhalb geben auch wenn ich die Mitzwot halte ? Und ueberhaupt, wer sagt, dass ich als religioese Person nicht ins Kino gehen und mir einen Film anschauen kann ? Ich habe keine Ahnung, was unsere Vormuetter und Vorvaeter dazu sagen wuerden. Wie uns aber die Thora berichtet, verstanden sie es, ein Leben ausserhalb zu fuehren ohne jemals die Thora oder G - tt zu vergessen. Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass der Einfluss von ausserhalb nicht unser gesamtes Leben kontrolliert. Jeder muss dabei seinen eigenen fuer ihn akzeptablen Weg finden.
Obwohl ich das chassidische Leben sehr bewundere, koennte ich mir nicht vorstellen, nur in eine Richtung zu gehen. Ich liebe es zu Chassidim zu gehen und Chassidut zu lernen, aber genauso gehe ich ab und zu ins Kino oder ins Cafe. Ich bin nicht wirklich hier oder dort, was mich nicht selten stoert. Dennoch bin ich derzeit noch nicht fuer eine endgueltige Entscheidung bereit. Nur auf einer Seite zu stehen bringt die Gefahr mit sich, depressiv zu werden. Und genau das ist es, was das Judentum nicht will; jemanden in Depressionen zu stuerzen.
Sonntag, Juni 17, 2007
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