B"H
Wer in eine juedisch - religioese Londoner, Antwerpener, Pariser, New Yorker oder Jerusalemer Buchhandlung geht, der staunt nicht schlecht ueber die Vielfalt des Angebotes. Tausende Buecher gibt es zum Thema Judentum, ganz zu schweigen vom religioesen Judentum.
Aber nicht jeder hat das Glueck, in einer der genannten Staedte zu leben und so fragen sich vor allem viele Deutsche, wo bekomme ich solche Buecher her und was soll man ueberhaupt lesen. Ob als Anfaenger oder Fortgeschrittener.
Zum deutschen Angebot bezueglich juedisch - religioeser Literatur, und damit meine ich keine christlich - juedischen Sachen, kann ich wenig sagen, denn ich lebe nicht in Deutschland. Einige Male war ich bei Rachel Salamander und war restlos enttaeuscht. Buecher ueber christl. - jued. Beziehungen wohin man nur schaute. Wer ein wirklich gutes Angebot sucht, der sollte bei AMAZON vorbeischauen. Wer sich zufaellig auf Reisen in London befinden sollte, wird im Stadtteil Golders Green auf ein reichhaltiges Angebot treffen. Persoenlich fand ich allerdings die Preise dort viel zu hoch, aber was soll man machen, wenn es kaum eine andere Moeglichkeit gibt.
Das Judentum ist vielfaeltig und dementsprechend faellt dann die religioese Literatur aus. Wer etwas lernen will, der steht zuerst vor der Frage, was er denn genau sucht. Thora, Talmud, eher Halachot (Gesetze), Ethik (Mussar), Midrash oder einfach nur generelle Informationen.
Fuer nicht hebraeisch Sprechende sind fast alle informativen Buecher nur auf Englisch erhaeltlich. Die ARTSCROLL und FELDHEIM - Verlage bieten alles an und verfuegen ueber ihre eigenen Websites. Von "wie halte ich Shabbat" oder "die koschere Kueche" ist alles erhaeltlich. ARTSCROLL bietet sehr gute Sidurim (Gebetbuecher) und Machzorim (Gebete zu den Feiertagen) an. Die Preise dafuer sind nicht niedrig, aber es ist handelt sich ja nur um eine einmalige Anschaffung, denn die Gebetbuecher benutzt man sein ganzes Leben. Was bei ARTSCROLL sehr gut ist, sind die informativen Erklaerungen am unteren Rand. Ich traf auf viele Leute, denen der Synagogendienst irgendwie zu langweilig wurde und sie dann begannen, die Erklaerungen zu lesen.
Wer dagegen einfach nur generelle Infos ueber das Judentum sucht, der kann dies ebenso im Internet tun. Allerdings sind die besten Sites nur auf Englisch. Vor allem fuer die Fortgeschrittenen.
Nicht jeder war auf einer Yeshiva (relig. Schule) und sucht daher Standardwerke, dennoch verbinden viele Websites Basiswissen mit Standardwerken, was ich persoenlich sehr gut finde. Aish - HaTorah, Ohr Sameach oder Chabad sind da nur einige kleine Beispiele.
Wer Jude ist und wirklich etwas lernen will, der sollte den Weg zu einer Yeshiva im Ausland nicht scheuen. Die Kostenfrage kann immer geklaert werden, denn es gibt Stipendien. Die Jerusalemer Yeshiva Ohr Sameach (nur fuer maennl. Bewerber), zum Beispiel, bietet oftmals das erste Jahr kostenlos an. Ausserdem hat diese Yeshiva einen hoeheren Standard als Aish HaTorah. Leider ist immer nur von diesen beiden Yeshivot die Rede, doch sollte die MIR - Yeshiva nicht ausser Acht gelassen werden, denn dort gibt es herausragende englische Programme.
Fuer weibl. Bewerber gibt es in Jerusalem die Neve Yerushalaim - Yeshiva. Sie vermittelt Basiswissen und mehr nicht. Es gibt 6 - woechige Kursangebote, aber man kann um Jahre verlaengern. Besonders intellektuell ist sie nicht.
Shearim sowie Nishmat sind da etwas anders drauf und sind auf andere Charaktaere zugeschnitten. u.a. gehoeren auch talmudische Studien zum Angebot.
Es faellt mir schwer, spezifische Buecher zu empfehlen, denn es kommt dabei auf die individuellen Vorkenntnisse jedes einzelnen an, genauso wie auf seine Interessen.
Die Thora gehoert zum Standardwerk. Eine Ausgabe in engl. oder dt. Sprache zusammen mit dem hebraeischen Original auf der gegenueber liegenden Seite ist ein Muss. Hierzu kann ich wieder die ARTSCROLL - Ausgabe (Stone - Edition) empfehlen. Eine Seite Engl. und daneben befindet sich das hebraeische Original. Ausserdem gibt es, wie schon erwaehnt, um unteren Rand hervorragende Erklaerungen von unterschiedlichen Thora - Kommentatoren.
Wer Hebraeisch kann, der sollte sich das sogenannte MIKREOT GEDOLOT zulegen, wo er dann saemtliche Rashi, Ibn Ezra, Kli Yakar, Ohr HaCHaim, Sforno, Ramban und Baal HaTurim - Kommentare findet. Leider ist diese Ausgabe in Englisch nicht erhaeltlich.
Wer nicht intensive Lernjahre hinter sich hat, der sollte nicht gerade mit dem Talmud beginnen. Auch sollte vor allem der Talmud mit einem erfahrenen Lehrer gelernt werden, denn ansonsten kommt es zu Missinterpretationen. Auch ist die Sprache im Talmud metaphorisch. Nicht anders ist es mit der Thora, die ebenso metaphorisch verfasst ist.
Neben der Thora sollten auf alle Faelle Halachot (Gesetze) gelernt werden. Hierfuer gibt es den Shulchan Aruch, der auf Englisch erhaeltlich ist. Vielerseits hoerte ich, dass manche Uebersetzungen zu wuenschen uebrig lassen und man sollte daher vorsichtig sein. Fuer Anfaenger reicht auf alle Faelle der "Kitzur Shulchan Aruch" von Rabbi Ganzfried. In Kurzform beschreibt er deutlich die juedischen Gesetze und er beinhaltet alle moeglichen Lebenssituationen. Was tut ein religioeser Jude nach dem Aufstehen, welche Gebete sagt er, bis hin zu den Feiertagen und dem taeglichen Leben.
Empfehlenswertes:
JEWISH LAW
History, Sources, Principles
Autor: Menachem Elon
oder
JEWISH LAW
Introduction to the History and Sources
Edited by N.S. Hecht, S.M. Passamaneck u.a.
Oxford University Press
Grundwissen ueber die Halachot vermittelt auch das beruehmte Buch SEFER HACHINUCH. In ihm werden alle 613 Mitzwot und ihre Bedeutung beschrieben.
Juedische Geschichte sowie Erklaerungen aller Art gibt es fuer Anfaenger bei Chabad und Aish HaTorah. Diese beiden Sites sind fuer Einsteiger zugeschnitten.
Ein vielleicht nicht zu unterschaetzendes Problem wird schnell aufkommen. Jedenfalls fuer diejenigen, die allein lernen. Was passiert, wenn ich Fragen habe ? Wer antwortet mir dann ? Hierzu hat Aish einen Fragenkatalog zusammengestellt. Zumindest fuer die gelaeufigsten Fragen.
Allerdings ist im Internet immer Vorsicht geboten, denn es treiben sich viele Scharlatane herum !!!
Bei Fragen sollte sich grundsaetzlich an Leute gewandt werden, die eine Ahnung vom Thema haben. Gebt euch nie mit ein paar nichtssagenden Deutungen oder Ausfluechten zufrieden. Und wenn es beim ersten Mal immer noch unklar sein sollte, fragt nochmals nach.
Neulich fand in Israel die einwoechige "Woche des Buches" statt und dazu gab es ein Zeitungsinterview mit den Vorstaenden von FELDHEIM und ARTSCROLL mit der Frage, welche Buecher kaufen religioese Juden.
Die Antwort lautete, dass sich Klassiker immer noch am besten Verkaufen. Beruehmte Thora - Talmudkommentatoren und all das, was Rang und Namen hat. Moderne Autoren, und seien es Rabbis, verkaufen sich schlecht. Die Leute kennen sie nicht und lassen die Buecher im Regal liegen.
Auf dem englischsprachigen Markt haben sich seit einigen Jahren einige amerikanische Autoren, Rabbis und auch nicht, etabliert. Vor allem jene, die in der Jerusalemer Altstadt leben, wie Rabbi David Aaron vom Isralight - Institut. Er verkauft alles unter dem Namen Kabbalah und das nicht schlecht. Er weiss zu verkaufen, das muss man ihm lassen. Seine Buecher wuerde ich als Esotherik mit schlechtem Inhalt ansehen. Aufregendes ist nicht dabei.
Ganz anders dagegen der Physiker Gerald Schroeder ,der den Zusammenhang von Wissenschaft und Thora beschreibt. Alle, die schon immer wissen wollten, wie es denn Dinosaurier geben konnte, wenn doch die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde, sollten seine Buecher lesen.
Einsteigern rate ich, sich zuerst auf das Lernen von Basiswissen zu beschraenken und nicht gleich auf den Talmud - oder Kabbalahzug aufzuspringen. Wenn ihr spaeter auf hoehere Studien umsteigt, werdet ihr sehen, dass ich recht hatte.
Fortgeschrittene wissen im allgemeinen, was sie zu lernen und wo sie zu suchen haben. Ganz zu Beginn machte ich den Fehler, immer auf der Stelle zu treten. Oft hing ich ewig an einem bestimmten Buch und kam nie darueber hinaus. Mit der Zeit aenderte sich das etwas. Manchmal legte ich Buecher beiseite, die ich einfach nicht verstand. Nur, um sie dann nach ein oder zwei Jahren wieder hervorzuziehen und auf einmal ging alles von selbst.
Jeder sollte sein Pensum und seine Grenzen kennen. Ganz wichtig ist, nicht zu verzweifeln, wenn es einmal nicht so klappt. Einfach eine Pause einlegen und zwischendurch etwas anderes lernen. Hinterher ergibt sich vieles von selbst.
Dienstag, Juni 26, 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen