Donnerstag, Juni 07, 2007

Parashat Beshlach

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Die Parasha der vergangenen Woche (Behaalotcha) endete damit, dass Miriam aussaetzig und sie aufgrunddessen aus dem Lager entfernt wurde. Nach ihrer Heilung kam sie wieder zurueck. Miriam hatte den Aussatz als eine Strafe G - ttes erhalten, da sie gegenueber ihrem Bruder Aharon Moshe kritisierte. Dieses Ereignis soll die Menschen lehren, ihre Zunge im Zaum zu halten und keine Laschon HaRa (ueble Nachrede) zu sprechen.

Parashat Beshlach beginnt damit, dass Moshe Spione in das Land Kanaan sendet. Rashi stellt die berechtigte Frage, warum gerade die Erzaehlung von den Spionen auf die Story der Miriam folgt. Seine Antwort lautet, dass die vorherige Parasha mit Laschon HaRa (uebler Nachrede) endete und die Israeliten anscheinend nichts aus der Strafe Miriams gelernt haben, denn die Laschon HaRa wurde fortgesetzt.

Die Parasha beginnt mit den Worten G - ttes, der zu Moshe sagt, dass er Spione in das Land Kanaan schicken soll. Allerdings muessen wir an dieser Stelle genau auf die hebraeische Wortwahl achten. G - tt sagt: "Shlach Lecha" - Sende Dir.
Hierzu kommentiert Rashi, dass G - tt Moshe nicht aufgetragen hat, die Spione zu senden, sondern dass Moshe die freie Wahl hatte es zu tun oder zu lassen. Urspruenglich hatte Moshe G - tt darum gebeten, denn die Israeliten hatten sich bei Moshe wieder einmal beschwert. Sie wollten selbst herausfinden, in welches Land sie da jetzt eigentlich gehen. Und so fragte Moshe G - tt um Rat, was er machen solle. G - tt hingegen zeigte sich nicht besonders begeistert von der Idee, wusste Er doch um die Folgen. Ausserdem sah Er einen weiteren Vertrauensbruch. Hatte Er nicht den Israeliten oft genug gesagt, dass es sich um ein Land handelt, wo Milch und Honig fliesst. Stattdessen aber haderten sie staendig mit sich selbst und mit Ihm. Nach all den Wundern, die Er fuer sie vollbracht hatte, glaubten sie immer noch nichts und noergelten.

Moshe entschloss sich 12 Spione nach Israel zu senden. Ein Oberhaupt von jedem der Staemme. 40 Tage lang waren die Spione in Kanaan unterwegs. Besonders auffallen taten sie nicht, handelte es sich doch fuer sie um eine Art Geheimmission. Die einheimische Bevoelkerung sollte keinen Verdacht schoepfen.
Calev war der einzige, der nach Hebron ging, um am Grab der Vorvaeter zu beten. Auch dies ergibt sich aus dem hebraeischen Originaltext, in dem es heisst, dass sie in die Gegend Hebron hinaufstiegen, doch nur einer nach Hebron selbst ging. Im Text ersehen wir dieses aus den zwei Verben, wovon eines im Plural und eines im Singular steht.
Im Buch Likutei Torah sieht der grosse Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria - der ARIZAL, Calev als Reinkarnarion des ehemaligen Diener Avrahams. Des Eliezer.

Das Ergebnis kennen wir. Die Spione kamen zurueck und redeten nur schlecht ueber das zukuenftige Gelobte Land. Gleich darauf wurden die Israeliten von G - tt bestraft und viele andere Israeliten starben in einer Plage. Zugleich erliess G - tt, dass sie nicht sofort in das Gelobte Land ziehen, sondern 40 Jahre in der Wueste umherwandern muessen, damit die Generation der Rebellen sterbe. Erst die nachfolgende Generation wurde in das Gelobte Land gefuehrt.

Die Gemara im Talmud Traktat Sotah 34b lehrt, dass schon allein der Wunsch nach Spionen aus boesen Absichten heraus ausgesprochen wurde. Laut dem Maharal sowie dem Chidushei HaRim hatten die Israeliten Anst vor einer ungewissen Zukunft. Statt auf G - tt zu vertrauen, sahen sie sich allein und verlassen. In der Wueste hatten sie alles, was sie zum Leben brauchten: Kleidung und das Manna. G - ttes Plan war es, sie sofort nach Israel zu fuehren, doch die Israeliten waeren gerne in der Wueste geblieben. Wer will schon gerne einschneidende Veraenderungen in seinem Leben, wenn er alles hat ? Sie waren nicht bereit ihr bequemes Wuestenleben gegen ein anderes einzutauschen. Sobald sie in Israel ankaemen, waeren sie auf sich gestellt und muessten allein fuer ihren Lebensunterhalt aufkommen.

Die Gemara in den Talmud Traktaten Sotah 35a und Taanit 29a lehrt uns, dass die Spione am Abend des 8. des juedischen Monats Av zurueckkamen. Sofort gab es eine Versammlung und die Spione erzaehlten von ihren Eindruecken. Das Land Kanaan waere eine einzige Katastrophe. Es gebe zwar genuegend Nahrung und es sei ein sehr fruchtbares gutes Land, aber die Bevoelkerung dort sei militaerisch zu ueberlegen. Auch gebe es die drei Riesen bei Hebron und gegenueber denen haetten sie sich wie Grashuepfer gefuehlt. Im Grunde genommen beantworteten die Spione nur die Fragen Moshes, doch ihr Vergehen war, dass sie selbstaendig Kommentare abgaben. Alles wurde uebertrieben dargestellt und somit machten sie den Zuhoerern Angst (u.a. Rabbi Samson Raphael Hirsch). Das Resultat war, dass die Israeliten keine Lust mehr hatten, dass Land fuer sich einzunehmen und sie begannen zu jammern. Da halfen auch die Einwaende Yehoshuas und Calevs nichts mehr. Die Menschen weinten die ganze Nacht bis hin zum kommenden Tag, dem 9. Av (Gemara in Sotah 35a).

Wiederum gab es das Vergehen der Laschon HaRa (uebler Nachrede). Die Spione hatten nicht nur eine G - tteslaesterung begangen, indem sie Seine Entscheidungen in Frage stellten, sondern sie sprachen Laschon Hara ueber das Gelobte Land und ueber die Israeliten selbst. "In den Augen der Riesen waren wir wie Grashuepfer." Nicht, dass die Riesen sie gesehen und so gedacht haetten. Nein, eher haben sich die Spione (ausser Yehoshua und Calev) selbst so gefuehlt. Auf G - ttes Hilfe wollten sie nicht vertrauen.
Die Thora und die Halacha (jued. Gesetz) verbieten uns, Laschon HaRa zu sprechen. Nicht alles faellt unter diese Regel, denn es gibt Dinge im Leben, die ausgesprochen werden muessen. Allerdings gibt es nicht nur Laschon HaRa ueber andere, sondern es ist uns ebenso verboten, Laschon HaRa ueber uns selbst zu reden. Sobald wir dieses tun, ziehen wir uns in ein spirituelles Loch, in dem wir allen Mut verlieren und aufgeben. Genauso sahen sich die Spione als sie sich als Grashuepfer bezeichneten. Egal, wie unmoeglich oder gefaehrlich die Dinge erscheinen, wir sollten uns nicht kleiner machen als wir sind und vor allem nicht aufgeben.

G - tt war so aegerlich ueber den Vorfall mit den Spionen und dem Weinen der Israeliten, dass er diesen versprach, dass Er ihnen in Zukunft einen richtigen Grund geben werde, am 9. Av (Tisha Be'Av) zu weinen. Wie sich historisch herausstellte, hielt G - tt sein Versprechen, denn der 9. Av stellte sich fuer das Juedische Volk als Katastrophe heraus. An jenem Datum wurden beide Tempel zerstoert (Talmud Taanit 26b). Am 9. Av, 52 Jahre nach der Zerstoerung des Zweiten Tempels, ermordeten die Roemer die Einwohner der Stadt Beitar (siehe Talmud Gittin 57a). Im Jahre 1914 begann der Erste Weltkrieg am 9. Av und stellte sich spaeter als Katastrophe heraus, verursachte doch der Erste Weltkrieg das Aufkommen des Nationalsozialismus.

Was lernen wir aus dem Verhalten der Spione ? Vor allem, dass wir G - ttes Entscheidungen nicht in Frage stellen duerfen. Jeder einzelne Mensch unterliegt einer Haschgacha Pratit, Seiner persoenlichen Ueberwachung. G - tt hat fuer alle einen bestimmten Lebensplan und unsere Aufgabe besteht darin, unser Leben und Seine Entscheidungen zu akzeptieren. Im Judentum heisst es, dass alles, sollte es auch noch so furchtbar erscheinen, sich zum Guten wenden wird.

Shabbat Shalom

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