Donnerstag, Juni 21, 2007

Parashat Chukat

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Die neue Parasha beginnt mit einem Paradox. Wahrscheinlich ist es das groesste und beruehmteste Paradox in der gesamten Thora und sogar der weise Koenig Salomon (Shlomo HaMelech) verzweifelte an der Logik. Normalerweise erklaerte G - tt Moshe die Gruende und die Logik saemtlicher Thoragesetze, doch in der Midrash lesen wir, dass als Moshe G - tt nach der Bedeutung der Parah Aduma, der Roten Kuh fragte, er keine Antwort bekam.

Die Parasha heisst Chukat und Chukat steht fuer Gesetze, die wir mit unserem eingeschraenkten menschlichen Verstand nicht fassen koennen. G - tt traegt Moshe auf, eine Rote Kuh ohne jegliche Schoenheitsfehler zu finden und sie in einem bestimmten Ritus durch Priester (Cohanim) verbrennen zu lassen. Danach wird die Asche der Kuh mit Wasser vermischt und unreine Menschen sowie Tempelgegenstaende (Geschirr) werden, nachdem sie mit dem Wasser in Beruehrung gekommen sind, wieder rein. Koerperlich genauso wie in ihrer Seele (Neshama). Allerdings wird derjenige, der den Verbrennungsprozess ausfuehrt, dadurch unrein. Genau darin besteht das Paradox. Wie kann etwas, was eigentlich rein macht, andere wiederum unrein machen ?
Hierzu gibt es viele Kommentare, doch eine erklaerende Antwort haben wir nicht. Anscheinend soll uns diese Mitzwa (Gesetz) deutlich machen, dass unser menschlicher Verstand im Gegensatz zu G - ttes allumfassendes Wissen nur sehr eingeschraenkt funktioniert. Nicht alles was G - tt tut oder entscheidet, liegt in unserer Kraft es auch logisch zu begreifen. Die Logik ist vielleicht unser grosses Problem, denn wir wollen alles logisch beantwortet haben und wehe dem, wenn es einmal nicht so funktioniert. Die Mitzwa der Roten Kuh, selbst wenn sie uns unverstaendlich ist, duerfen wir laut der Gemara im Talmud Traktat Yoma 67b nicht kritisieren. Dort heisst es, dass dieses spezielle Gesetz von G - tt ist und wir keinerlei Recht zur Kritik daran haben.

Insgesamt wurden in der juedischen Geschichte nur neun Rote Kuehe verbrannt. Die erste in der Zeit Moshes und die letzte vor der Zerstoerung des Zweiten Tempels. Es heisst, dass die zehnte Rote Kuh vom Meschiach verbrannt wird.
Rabbi Zadok HaCohen von Lublin betrachtet die Mitzwa der Roten Kuh als Tikun (Reparatur der Seele) fuer das Goldene Kalb (siehe hierzu auch das Buch Noam Elimelech und Tosafot).

Was ist die eigentliche Bedeutung der Mitzwot (Gesetze), die uns G - tt in der Thora aufgetragen hat ? Warum das alles ? In der Chassidut wird als Hauptgrund angegeben, dass wir anhand der Erfuellung der Mitzwot eine Devekut (Naehe) zu G - tt erreichen. Wir koennen G - tt jedoch nur nahe sein, wenn wir uns in einem reinen Zustand befinden (Buch Magen Avraham), wo wiederum die Rote Kuh mit ihrem Reinigungsprozess ins Spiel kommt.

Einen sehr interessanten Kommentar zur Roten Kuh fand ich bei Rabbi Samson Raphael Hirsch. Rabbi Hirsch vergleicht die Roten Kuh und deren spaetere Asche mit den zwei menschlichen Eigenschaften; der tierischen und der g - ttlichen. Die Tierische steht fuer die sogenannte "physical world" und die G - ttliche fuer die sogenannte "upper world". Unser weltlicher Koerper, ausgedrueckt durch die Kuh, wird sterben, aber unsere Seele (Neshama), ausgedrueckt durch die Asche, wird fuer alle Ewigkeiten weiterleben.

Das Verbrennen der Roten Kuh musste ausserhalb des Lagers der Israeliten bzw. spaeter zu Tempelzeiten ausserhalb der Tempel stattfinden. In der Aera des Zweiten Tempels wurde die Kuh auf dem Oelberg verbrannt. In einer Prozession wurde die Kuh dorthin gebracht. Auf dem Oelberg angekommen wurde die Kuh mit einem Seil aus Bast so an einen Pfahl gebunden, dass ihr Kopf nach Sueden und ihr Gesicht nach Westen gerichtet war. Der Priester (Cohen) stand in Richtung Osten und mit dem Gesicht nach Westen. Er schlachtete sie mit der rechten Hand und fing das ihr Blut mit der linken Hand auf (Talmud Parah, Mishna 9).

Seit der Zerstoerung des Zweiten Tempels sind wir in der Ausfuehrung unserer Mitzwot sehr eingeschraenkt. ca. 70 – 80 der urspruenglich 613 sind wir heutzutage in der Lage zu erfuellen. Alle weiteren bezogen sich auf den Tempeldienst und die Cohanim (Tempelpriester). Auch die Mitzwa der Roten Kuh gibt es derzeit nicht, sondern erst wieder nach dem dem Eintreffen des Meschiach.
Rote Kuehen selbst sind vielen Wissenschaftlern ein Raetsel. Wie genaue sahen die Kuehe aus und wie kam es ueberhaupt, dass sie damals existierten und heute nicht ? Vor einigen Jahren glaubte man, in der Naehe von Haifa eine solche Rote Kuh entdeckt zu haben. Schon meinten viele, dass dann der Meschiach nicht mehr weit sei. Die Euphorie wurde jedoch schnell gedaempft, denn die Rote Kuh war nicht perfekt wie vorgeschrieben. Sie hatte einige schwarze Haare in ihrem ansonsten so roten Fell, was sie unkoscher fuer ein Verbrennen machte.

Der Parashainhalt der Roten Kuh, sowie der Tod von Miriam und ihrem Bruder Aharon sollten uns an diesem Shabbat etwas nachdenklich in bezug auf unser eingeschraenktes Wissen und unsere Sterblichkeit stimmen.

Shabbat Shalom

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