B"H
Seitdem ich mich, mehr oder weniger, intensiv mit dem Studium des Judentums befasse (und das seit 13 Jahren), nutzte ich soweit viele nur erdenkliche Möglichkeiten, in unzählige Richtungen der Orthodoxie hineinzuschnuppern. Aber gerade dieses Kennen lernen verschiedener Richtungen macht es mir unmöglich, mich genauestens festzulegen oder anders ausgedrückt, ich kõnne mich nicht nur auf eine bestimmte Richtung festlegen. Ich bin definitiv nicht Chabad oder Breslov, obwohl ich mit beiden Gruppen einige Zeit lernte. Ich bin definitiv nationalreligiös, obwohl ich mit dem Movement einige Zeit verbrachte.
Chassidut und Kabbalah lehren, dass ein jeder seine Seelenwurzel suchen und, wenn möglich, auch finden sollte. Die Seelenwurzel finden um zu wissen, wie man sich dem Judentum am besten nähern kann. Und hierbei spreche ich von Juden, welche sich dazu entscheiden, die Thoramitzwot einzuhalten. Was bestärkt mich jetzt, der Religion etwas näher zu kommen ? Was würde ich gerne lernen ? Thora, Talmud, Mussar (Ethik), Geschichte, Philosophie, Halachot oder was auch immer. Heutzutage beginnen viele ihre ersten Erfahrung mit der Jiddischkeit im spirituellen kabbalistischen Bereich. Die ersten Schritte sind immer wichtig, denn sie führen einen letztendlich irgendwo hin. Obwohl diese Aussage zwar nicht immer richtig, denn ich kann als litvischer Haredi beginnen und später zum Chassidismus überwechseln etc. Trotzdem aber formt sich gerade beim Einstieg in die Religion der innere Zugang zu den Dingen. Unter anderem lernt man seine eigenen persönlichen Stärken zu entdecken. Zum Beispiel was und wie man lernen will. Auf welches Thema sollte ich mich besonders konzentrieren und was liegt mir.
Die Basis des Judentums sollte immer zusammen mit einem Rabbiner, innerhalb eines Programmes oder einer Yeshiva erkundet werden. Die "Do - it - yourself" - Methode ist nicht gerade empfehlenswert. Nicht einfach Bücher anschaffen und sich allein ans Werk machen, denn dies führt allgemein zu Mißinterpretationen und man bekommt alles, nur kein gravierendes Fundament. Erst nach einer guten Basis sollte allein weitergelernt werden, denn dann weiß ich Inhalte zu deuten und wo nachzuschlagen ist. Außerdem ist es zu Beginn interessanter mit anderen Leuten zusammenzulernen, denn dies dient dem Eindrücke sammeln und mit dem Umgang anderer Ansichten und Ideen.
Insbesondere in Jerusalem (wobei mir durchaud bewußt ist, dass nicht gerade ein jeder hier lebt) besteht eine Vielzahl von Möglichkeiten, wohin man gehen und wo man teilnehmen kann. Hunderte von Synagogen; chassidisch, nationalreligiös, litvisch, Programme, Seminare, was auch immer. Persönlich mag ich es, mich mit all den Teilnehmern zu unterhalten. In der Nationalbebliothek oder des Rambam Raumes in einer Tel Aviver Bibliothek habe ihch bisher unzählige Haredimm kennen gelernt. Besonders Chassidim, die an derlei Orten eher auftauen und mif Frauen reden als dies anderswo der Fall ist. Viele von ihnen schreiben Bücher über jüdisch – relig. Themen. Zum Beispiel ein Chassid, welcher ein Buch über der Einfluß der griechischen Philosophie auf das Judentum hat / hatte. Gerade von solchen Leuten lerne ich sehr viel, da derlei chassidische Autoren über einen hohen Wissensgrad im Judentum verfügen und sie an diversen Orten mit Frauen sprechen. Und diese besagten Leute betrachten ihre eigene haredische Gesellschaft oftmals nicht nur mit einer rosaroten Sonnenbrille, sondern stellen so einiges in Frage bzw. kritisieren.
Für mich selbst fand ich heraus, was ich eigentlich lernen und mit welcher Art von Leuten ich mich umgeben will. All die heiligen relig. Bücher sind zwar von immenser Wichtigkeit, doch sollte man schon ein denkender Mensch bleiben und sich nicht einfach so einlullen lassen und seine Persönlichkeit aufgeben.
Ein Chassid gestand mir, dass er alles tut, was der Rebbe sagt. Selbst al ser einmal den für sich selbst perfekten Schidduch (Ehepartner) fand und diese Frau auch zu ehelichen beabsichtigte. Allerdings gab ihm der Rebbe den Rat, besagte Frau nicht zu heiraten, was der Chassid befolgte. In bitterem Unterton fügte er hinzu, dass dies der größte Fehler seines Lebens gewesen sei und er bis heute seine Entscheidung, dem Rebben zu folgen, bereut.
Ich fragte ihn, warum er denn die Frau nicht dennoch heiratete, denn der Rebbe braucht nicht alles zu wissen und schließlich sei das ja Privatsache. "Siehst Du, sagte der Chassid, deswegen bist Du kein Mitglied einer chassidischen Gruppe, denn Du bist nicht bereit, auf den Rebben zu hören".
Viele Male gibt es unterschiedliche Ausrichtungen sowie Wahlmöglichkeiten und in all den Jahren wurde mir immer mehr ewußt, dass ich im Grunde genommen nrgendwo richtig hineinpasse. Einmal bin ich hier und morgen wieder dort. Ganz ohne der Anerkennung hinterher zu rennen oder jetzt unbedingt festes Mitglied in einer Gruppe sein zu müssen. Am Anfang dachte ich noch, dass bei mir etwas nicht stimmt und deswegen alles gänzlich etwas falsch läuft im Leben. Alle anderen um mich herum schienen ihren Platz innerhalb der relig. Gesellschaft gefunden zu haben und ich hingegen wanderte nur herum. Wenn auch nicht ständig ziellos.
Nach einiger Zeit jedoch gewöhnte ich mich an den Zustand und jetzt fühle ich mich sogar sehr wohl dabei. Ich bin weitgehend unabhängig, nur halt nicht von G – tt. Immerhin bin ich nicht an bestimmte Normen, Gesellschaften und deren Druck und Erwartungen gebunden. Darüber hinaus bin ich in der Lage, zu schreiben was ich will, ohne mit Konsequenzen persönlicher Art rechnen zu müssen. Nicht jeder ist so kreiert, dass er sich einer Gesellschaftsform unterordnen kann und es gibt genügend Religiöse, die zwar lernen, doch immer noch kritisch und unabhängig bleiben.
Donnerstag, November 20, 2008
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Ich bin mir sicher, dass Du nicht die Einzige bist: Vielen Nationalreligiösen ist vieles zu politisch und zu wenig Ethik, anderen Chassidim ist vieles zu zentral auf den Rebben ausgerichtet und so weiter.
AntwortenLöschenSag mal: Was hat der zeitgenössische Chassidismus mit dem ursprünglichen Chassidismus zu tun? Wenn ich an Chassidismus denke, dann sehe ich den Baal Shem Tov vor mir, der den materiell armen und deswegen spirituell armen Jiddelechs den rechten Weg zugänglich und weisen wollte - und dann sehe ich die Chabadniks vor mir, die den spirituell armen Jiddelechs von heute unter die Arme greifen wollen ... ist verständlich, was ich meine? Was einst revolutionär war, ist heute reaktionär ... wer ist dem Urchassidismus am nächsten? Wieviel hat noch mir Baal Shem Tov zu tun? Wieviel Interesse hat ein Durchschnitts-Chasid an seinem jüdischen Nächsten, der nicht auf seiner Linie ist?
B"H
AntwortenLöschenEine gute Frage ueber die ich derzeit mikt einem Chassid aus New York diskutiere. Privat auf FACEBOOK. Und da seine Eltern ziemlich reich sind und an unterschiedliche chassidische Gruppe recht viel Geld spenden, liess er mich so einige Details ueber das HEUTE wissen.
Im Laufe des Tages werde ich zu Deiner Frage einen eigenen Artikel verfassen, der aber laengst nicht alle Punkte wiedergeben kann. Dennoch aber einen Eindruck vermittelt.:-)))