Freitag, November 21, 2008

Schabbaterlebnisse aus Jerusalem

B"H

Im Verlaufe des heutigen nachmittags werde ich mich in den Bus nach Jerusalem setzen, um dort den Schabbat zu verbringen. Im Winter ist gerade der Freitag immer stressig, denn mit der frühen Dunkelheit beginnt auch der Schabbat eher. Obwohl, beim Schabbateingang ist es gewiß noch nicht dunkel; dies ist nur beim Schabbatausklang am Samstag abend der Fall.

Um kurz nach 16.00 Uhr ist in Jerusalem schon Schabbat. Zwanzig Minuten eher als in Tel Aviv und in Jerusalem ist es dann auch, wo der Busverkehr schon gegen 15.00 eingestellt wird. Einmal kamen wir aus Tel Aviv an und in Jerusalem war schon alles dicht. Samt Zentralem Busbahnhof.

Heute abend esse ich mit Freunden einmal wieder bei den Machlises, wo ich schon zwei Wochen nicht mehr war. Rabbi Machlis befindet sich gerade auf Spendentrip (Fundraising) In Toronto und danach fliegt er weiter nach New York. Er ist zum Vorträge halten in verschiedenen Synagogen eingeladen und nebenbei hofft er, dass einige Leute ihr Scheckbuch dabei haben und seine Schabbatessen in Jerusalem unterstützen. Gerade das Fundraising ist zur heutigen Zeit schwierig geworden, denn Reiche, die früher Tausende Dollar spendeten, sind jetzt selber knapper bei Kasse. Die Weltwirtsschaftslage trifft halt jeden.

Der Rabbi ist abwesend, seine Family wird also allein das Essen leiten. Entweder sein Sohn Yehoshua oder der älteste Sohn Moshe. Am vergangenen Schabbat soll einmal wieder ein christlicher Missionar sein Glück versucht haben, wurde aber vom Rabbi zum Schweigen gebracht. Es ist schon erstaunlich, mit welch einer Arroganz die Missionare daherkommen und meinen, sie können jetzt Juden missionieren. Total dummdreist und ohne jegliches Wissen machen sie sich eh nur lächerlich.

Uns stört besonders, dass immer mehr Nichtjuden zu den Essen der Machlises kommen. Okay, für diese ist das der einzige Platz in Jerusalem, an dem sie einen Schabbat miterleben können. Es ist das Haus des Rabbis und der entscheidet. Dennoch kommen seit einiger Zeit weniger Juden; eben aus dem Grunde, weil man zum Schabbat mit Juden an einem Tisch sitzen und nicht in ein Gegenüber mit einem fetten Kreuz an der Kette starren will. Außerdem will ich mir ausgerechnet dann keine Touristenstories anhören oder die Erlebnisse einiger deutschen Volontäre aus einem christlichen Hospiz. Vielen, auch mir, geht das total auf den Geist und ich persönlich halte mich von den Nichtjuden beim Schabbat weitgehend fern. Manche wird man eh recht schwierig wieder los und sie kleben an einem wie die Pest.

Um 23.00 Uhr ist ein Tischbesuch bei den Belzer Chassidim geplant. Hier ein Video ihrer Synagoge in Jerusalem. Der Größten im Lande, obwohl die Gerrer Chassidim Gegenteiliges behaupten. Die Belzer Chassidim findet man vorwiegend in Jerusalem, Antwerpen und London. Ihr Rebbe Yissachar Dov Rokeach lebt in Kiryat Belz / Jerusalem und unsere Bäckerei fertig nicht selten seine Challot (Schabbatbrote) an.

Im Gegensatz zur Vergangenheit ist Belz heute eine große und reiche chassidische Gruppe mit Ursprung im polnischen Städtchen Belz. Heutzutage gehört Belz zur Ukraine.
Der vorherige Rebbe Aharon Rokeach war der Onkel des derzeitigen Rebben und entkam nur knapp den Nazis.
Seit einigen Jahren besitzt Belz die riesige Synagoge in Kiryat Belz, die man bei der Einfahrt nach Jerusalem schon sehen kann. 7000 Plätze gibt es in der Synagoge und die Männer sollten ihren Sitzplatz schon kaufen, wenn sie einen haben wollen. Jeder der 5000 Sitzplätze kostet je 5000 Dollar auf Lebenszeit. Die Summe kann in Raten abgestottert werden. Frauen und Kinder befinden sich in den oberen Etagen. In Belz sprechen die Betenden teilweise allein ihre Gebete, wobei das neue Gebet jedesmal mit einem lautstarken Klopfen eingeleitet wird. Der Rebbe selbst leitet an jedem Schabbat den G - ttesdienst.

Obwohl ich mich nicht vorher erkundigte, ob bei Belz heute Tisch - Time ist, gehen wir dennoch hin. Der Spaziergang zum Kiryah ist immer ganz nett und es ist schön anzuschauen, wie geruhsam die Haredim am Schabbat in ihren Stadtteilen wirken. Fast wie ein kleines Idyll.


Die Belzer Synagoge

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