Sonntag, November 30, 2008

Ungewisser Schabbat

B"H

Der Toldot Aharon Rebbe sollte nach seinem New Yorker Fundraising - Trip eigentlich wieder in Jerusalem sein, doch nichts war es mit einem chassidischen Tisch bei der Gruppe am letzten Schabbat. Die Synagoge war dunkel und verlassen und überhaupt wirkte alles dunkel und verlassen. Kaum ein Mensch auf der Mea Shearimer Shivtei Israel Straße. Anscheinend wartete man bei den Toldot Aharon auf News aus Mumbai, denn ein Schwiegersöhne des Rebben der chassidischen Gruppe Toldot Avraham Yitzchak, der sich gerade in Indien befand, war noch immer verschollen.

Der Toldot Avraham Yitzchak Rebbe Shmuel Yaakov Kahn ist der ältere Bruder des Toldot Aharon Rebben. Gestern abend dann kam heraus, dass der Schwiegersohn zusammen mit acht weiteren Anwesenden im Chabad Haus von den pakistanischen Terroristen umgebracht worden war. Trauer also bei Chabad sowie den Toldot Avraham Yitzchak, wo Rabbi Aryeh Leibusch Teitelbaum acht Kinder und eine Frau hinterlãßt.

Stattdessen setzten wir unseren Weg zur chassidischen Gruppe Slonim fort, bei denen wir schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr waren. Dort jedoch hatte man recht früh mit dem Tisch des Rebben begonnen und nach einer halben Stunde unserer Anwesenheit war schon alles vorbei. Dennoch war die kurze Zeit interessant. Nicht unbedingt die Lieder der Slonim, denn diese klingen schwer, behäbig und recht eintönig.
Der Tisch der Slonim war gerammelt voll und im Erdgeschoß drängelten sich mehrere Hundert Slonim auf den Metalltribünen um den Tisch des Rebben herum. Zum Tischende werden fast bei jedem chassidischen Tisch Früchte ausgeteilt. Bei den Slonim sowie auch bei Belz nimmt nicht ein jeder Chassid einfach nur einen Apfel oder so, sondern bei den beiden Gruppen ist alles durchorganisiert. Namen werden laut verlesen und die Früchte an eben jene Leute weitergereicht. Dennoch bekamen alle Chassidim Orangenscheibchen, Kugel (Pastete) sowie Sodawasser. Die Weiblichkeit bekam, wie immer, nichts.

Nach einigen Lieder stellten sich die Chassidim auf und bildeten einen Gang für ihren Rebben. Der Tisch war vorbei und es war schön mitanzusehen, wie der Rebbe an den Chassidim vorbei ging und sie einzeln grüßte.

Am Schabbatmorgen machte ich mich mit einer Freundin auf zur Klagemauer (Kotel). Gewöhnlich hat dort an jedem Schabbat Rabbi Mordechai Machlis seine Minyan (mindestens 10 jüdische Männer) zum Morgengebet Schacharit. Die Frauen stehen hinter der Trennwand, doch da der Rabbi stets nahe dieser Trennwand (Mechitzah) betet, bekommen wir alles mit und so wird das Ganze zu einem richtigen G - ttesdienst. Außerdem war "Schabbat Chatan". Simcha, ein Bekannter von uns allen, heiratet heute abend und ein sich in der folgenden Woche verheirateter Mann wird am Schabbat vorher immer zur Thora aufgerufen. Danach schmeissen die Frauen normalerweise Süßigkeiten für die Kinder auf die Männerseite.

Auf unserem Weg von der Neustadt in die Altstadt gingen wir durch das Damaskustor (Sha'ar Shechem), wo im arabischen Viertel buntes Treiben herrschte. Samstags kontrollieren die Stadtinspektoren nicht all die illegalen Händler und die Palis nutzen dann alles zum großen Markttag aus. Illegale Händler säumen vor allem den Platz vor dem Eingang zum Damaskustor. Turnschuhe, Klamotten, Elektrozubehör … alles superbillig zu haben.
Der Weg durch den arabischen Markt zur Kotel was das Beste. Der Geruch von Gewürzen und wildes Menschengewimmel. Angst hatten wir keine, denn wer kümmert sich beim Markttag um uns. So hofften wir zumindest und behielten recht. Kurz vor dem Checkpoint zur Kotel trafen wir auf einen Pali - Händler, der wie aus einem Film wirkte. Langer arabischer Kaftan, Schnurrbart, einfach original. Er stoppte uns und zeigte uns seine kleinen duftenden Kristalle, die er langsam verbrannte und welche einen tollen Geruch erzeugten. Meine Freundin will innerhalb der Woche bei ihm vorbeischauen und einkaufen.

An der Kotel angekommen, kamen wir gerade richtig zur Thoralesung. Danach allerdings beschlossen wir, bei meiner Freundin zu essen und nicht mit zu den Machlises zu laufen. In der letzten Zeit ist es bei den Machlises nicht mehr ganz so wie früher und zuviele Leute quetschen sich auf engem Raum. Wir machten uns auf den Rückweg und erlebten somit keinen eingequetschten Schabbat.

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