Donnerstag, August 13, 2009

Parashat Re' eh

Photo: Atlas of the Universe

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Immer und immer wieder läßt G - tt uns durch Moshe im Sefer Devarim (Deutoronomy) wissen, wie wichtig es für Juden ist, Seine Mitzwot (Gesetze) einzuhalten. Halten wir sie ein, so geht es uns gut, wir leben in Wohlstand und Frieden und natürlich in unserem eigenen Land Israel. Halten wir G - ttes Gesetze nicht ein und wenden uns von Ihm ab, dann wird Er uns unter den Völkern verstreuen. Auch die Parashat Re' eh beginnt mit diesen Warnungen. Eine ganz wichtige Warnung, die von G - tt immer wieder in der Thora Erwähnung findet, ist der Götzendienst. Niemals sollen wir uns von dem EINEN alles regierenden G - tt abwenden und stattdessen anderen Göttern dienen.

Gleich zu Beginn der Parasha gibt uns G - tt einen Segen und einen Fluch, wobei natürlich der Götzendienst eine große Rolle spielt. Wenn wir Gutes tun, dann geht es uns gut und beim Gegenteil geschieht etwas Negatives. Der "Ohev Israel" (Rabbi Avraham Yehoshua Heshel von Apta) sowie Rabbeinu Bachya verweisen hierbei auf unsere individuelle freie Wahl im Leben. Als G - tt unsere Welt erschuf, kreierte Er uns so, dass wir selbst im Leben entscheiden können, was für Menschen wir werden. G - ttesfürchtig oder das Gegenteil. All das liegt in unserer eigenen Hand und wir haben dafür die Verantwortung zu tragen.

Der hier angesprochene Segen bezieht sich auf die Gnade G - ttes (Rachamim) und der Fluch wiederum bezieht sich auf den richtenden G - tt (Din). Mit eben jenen zwei "Charaktereigenschaften" erschuf Er auch die Welt (Rabbeinu Bachya). Vor allem die Kabbalah beschreibt das Zusammenspiel jener zwei Charaktereigenschaften. Hätte G - tt die Welt nur mit Gnade erschaffen, dann müsste Er dementsprechend nur Gnade walten lassen, was ein ausgewogenes Leben für uns unmöglichte. Wir könnten soviele Sünden begehen, wie wir wollen und bräuchten uns keinerlei Gedanken über Bestrafung zu machen, denn es herrscht ja nur Gnade. Hätte G - tt dagegen die Welt nur mit der richtenden Eigenschaft Din erschaffen, dann sehe es anders aus. Bei jedem sündhaften Gedanken werden wir sofort gerichtet und fallen auf der Stelle tot um.

Beides allein funktioniert niemals. Bestrafungen müssen gleichzeitig unter einer gewissen Gnade stattfinden und genauso muß in der Gnade auch eine Art Din vorhanden sein. Der große Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria, hat in seiner Lurianischen Kabbalah dieses Zusammenspiel von Rachamim und Din erst richtig begreifbar gemacht. Zusätzlich findet dieses Zusammenspiel innerhalb der Thora in verschiedenen Namen G – ttes Erwähnung.

Auch unterscheiden die Kabbalah genauso wie die Chassidut zwischen unterschiedlichen Leveln der Ausführung der Mitzwot. Manche führen sie nur aus, weil es so geschrieben steht, andere wiederum mit Freude und andere, weil sie gezwungen werden oder Angst vor Bestrafung haben. Wie sich sicherlich jeder denken kann, wird der Ausführung mit Freude die größte Belohnung beigemessen. Der Ohev Israel sowie Rabbi Elimelech von Lizhensk (im Buch Noam Elimelech) sagen uns, wie genau wir einen hohen Level bei der Mitzwot - Ausführung erreichen. Nämlich indem wir sie mit Kavanah (Konzentration) und Kedusha (reinen Gedanken) ausführen und nicht im gleichen Moment an unsere g - ttliche Belohnung denken. In dem Moment, wo ich, z.B., einem Mitmenschen helfe, sollte ich nicht die Belohnung im Hinterkopf haben oder daran denken, was mir das jetzt einbringt. Im Judentum heißt es, dass die Belohnung für eine Mitzwa immer eine neue Mitzwa ist.

G - tt gab uns das Land unter der Bedingung, dass wir Seine Gebote und Seine Thora einhalten. Kein anderes Land auf der Erde wurde einem Volk unter diesen Bedigungen gegeben. Rabbi Samson Raphael Hirsch schreibt, dass erst die Erfüllung der Mitzwot den Juden zu einem Ganzen machen und wir uns selbst anhand von jeder Mitzwa segnen.

Weiter heißt es in der Thora: "Und sollte unter euch ein Prophet oder ein Träumer auftauchen und euch Zeichen und Wunder tun, glaubt ihm nicht…. Er soll zum Tode verurteilt werden". Und weiter: "Glaubt selbst nicht euren Angehörigen, wenn sie euch zum Götzendienst überreden wollen".

Als ich das las, stellte ich mir die Frage, wie jemand denn zwischen einem richtigen Propheten und einem Schwindler unterscheiden soll. Theoretisch könnte die Aussage in der Thora auf fast alles zutreffen. Aber im Judentum richten wir neben der schriftlichen Thora genauso nach G - ttes mündlicher Überlieferung der Gesetze, der Mischna im Talmud. Und hier gibt uns, wie immer, die Mischna genaue Auskunft. Dort finden wir im Traktat Sanhedrin 89a die genaue Definition eines falschen Propheten:

Ein falscher Prophet ist jemand der prophezeiht, was er nicht gehört hat oder was ihm nicht gesagt wurde und somit soll er zum Tode verurteilt werden. Das Todesurteil soll vom Gericht (Sanhedrin) ausgesprochen werden.

Sollte dagegen ein Prophet seine Prophezeihung unterdrücken, jemand die Worte eines Propheten mißachten oder ein Prophet seine eigene Prophezeihung mißachten, so wird das Todesurteil von G - tt selbst ausgeführt.

Grundsätzlich wird im Judentum jemand als falscher Prophet angesehen, sobald dieser die Abschaffung oder die Änderung der Thora bzw. deren Gesetze predigt. Hinzukommen sogenannte Weissagungen, in denen jemand neue Gesetze der Thora hinzufügen will. Jegliche Änderungen aller Art sind biblisch verboten (siehe unter anderem Deutoronomy 18:20 oder 29:28). G – tt wies mehrmals in Seiner Thora darauf hin, dass niemals etwas geändert oder hinzugefügt werden kann.

Wenn also demnach jemand behauptet, G – tt habe ihm gesagt, dass dies oder das nicht mehr gelte, stellt sich derjenige automatisch selbst als Schwindler heraus (Raschi). Selbst ein richtiger Prophet darf niemals neue Gesetze hinzufügen (siehe Talmud Traktate Megillah 2b und Yoma 80a). Allerdings muß ich an dieser Stelle hinzufügen, dass es verschiedene halachische Ansichten darüber gibt, ob ein wahrer Prophet ZEITWEILIG und BEFRISTET das Thoragesetz außer Kraft setzen darf. Hierzu gibt es nähere Informationen bei Raschi, dem Rambam (Maimonides, 1135 - 1214) in der Mischna Thora – Hilchot Yesodei HaThora 9:3 und dem Talmud Yevamot 90b. Theoretisch könnte ein Prophet dies tun, doch NICHT im Fall in dem er zum Götzendienst aufruft.

Das Thema Propheten und Prophezeihungen nimmt im Judentum ein sehr weites Literaturspektrum ein. Vor allem Kabbalisten beschäftigen sich ausgiebig mit dem Thema, denn Prophezeihungen befinden sich auf unterschiedlichen Leveln. Nicht jede Prophezeihung ist gleich. Moshe, z.B., war der größte Prophet, den wir jemals hatten und kein weiterer Prophet erreichte jemals seine Größe. Er sah G – tt sozusagen von "Angesicht zu Angesicht" wogegen folgende Propheten nur Visionen in ihrer eigene Seele (Neshama) hatten. Aber auch andere Propheten unterscheiden sich maßgebend. Normalerweise ist eine Vision kein Bild oder ein Film, der sich vor einem abspielt, sondern alles vollzieht sich in der eigenen Seele, wo zugleich die Lösung mitgeliefert wird. Der Prophet kann also sofort seine "gesehenen Bilder" definieren. Andere Propheten glauben etwas zu sehen, doch kennen die Lösung nicht. Jeder ganz nach seinem Level. Der Rambam schreibt in seiner Mischna Thora – Hilchot Yesodei HaThora, Kapitel 7, dass nur ganz bestimmte Leute auf dem Level der Prophezeihungen sind. Jemand muß schon vollkommen religiös und weise sein. Die Chassidut verweist dabei auf den Zaddik (den Gerechten). Im Talmud heißt es, dass es seit der Zerstörung des Ersten Tempels keine Propheten mehr gibt. Viele Rabbis sind der Ansicht, dass es allerdings noch bis Bau Zweiten Tempels diverse Visionen gab. Nach dessen Zerstörung gehen wir von einer "Bat Kol", dem Echo einer himmlischen Stimme (siehe Raschi), aus.

Eines aber ist im Judentum von unendlicher Bedeutung und Rabbi Samson Raphael Hisch sowie der Rambam (Hilchot Yesodei HaThora) bringen es auf einen Nenner. G – tt ist nur ein EINZIGES "Wesen" und es gibt niemanden neben Ihm. Der Glaube an EINEN G – tt bringt einen Juden automatisch auf einen höheren Level, selbst wenn er nicht unbedingt alle anderen Mitzwot gleichzeitig einhält. Womit ich jetzt nicht sagen will, dass alle nur an einen G – tt glauben und den Rest nicht einzuhalten brauchen. Aber die Grundlage für einen Juden ist der Glaube an EINEN G – tt, der die Welt erschuf. Andererseits besteht das Judentum aus Taten und nicht allein aus Glauben.
Dieser Schabbat ist gleichzeitig "Schabbat Mevarchin", da am Sonntag Rosh Chodesh Elul ist. Somit wird also innerhalb des Schabbatg – ttesdienstes der neue folgende Monat gesegnet.

Schabbat Schalom

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