Sonntag, August 09, 2009

Yahrzeit - Kerzen an jüdischen Gräbern

B"H

Jemand fragte mich neulich, ob es stimme, dass jüdische Gräber stets ein Fenster enthalten.
Was, werden sich jetzt Einige fragen: "Ein Fenster" ? Wozu denn das ?
Offensichtlich wird auf dem Jerusalemer Ölberg Touristen erklärt, jüdische Gräber besitzen ein kleines Fenster, damit "die Seelen nach dem Tode durch das Fenster in den Himmel aufsteigen" oder so ähnlich.

Ich hatte davon noch nie gehört und fragte einen Karliner Chassid.
Der wiederum lachte sich halb tot als ich ihm das untere Photo zeigte. Schmunzelnd meinte er, dass es sich bei den Öffnungen nicht um Fenster handele, sondern um kleine Nischen für die "Ner Zikaron - eine (Yahrzeit)Kerze, die man für den Toten aufstellt".

Ich wundere mich jedesmal, welche idiotischen Ideen als Fakten zum Judentum verkauft werden. Wenn ich mir manche nichtjüd. Reiseleiter so anhören, was sie ihren Gruppen mitzuteilen haben, dreht sich mir nicht selten der Magen um.



Die Öffnungen sind keine Fenster, sondern man schiebt eine Erinnerungskerze hinein !

Photo: Heplev

7 Kommentare:

  1. Anonym1:46 PM

    Möglicherweise ist die Frage hier deplatziert. Du hattest dich mal zum Thema Nichtjuden - Kommende Welt - geäußert und dazu auch eine Talmudstelle angegeben, die ich grad nicht finden kann. Wie ist das: kann man für Nichtjuden Kaddisch beten und Jahrzeitlicht zünden? Auch wenn sie das möglicherweise nicht gut finden würden? Was ist aber, wenn man inzwischen selber Jude geworden ist und es sich um den eigenen Vater handelt?

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  2. B"H

    Die Frage ist ueberhaupt nicht deplatziert. Im Gegenteil, denn sie kommt immer wieder vor. Ausserdem ist es auch fuer mich interessant, was die Blogleser fuer Fragen stellen, denn so weiss ich, zu welchen Themen ich einen Beitrag schreiben sollte.:-)

    Der Artikel zur Kommenden Welt befindet sich hier:

    http://hamantaschen.blogspot.com/2008/10/wer-findet-platz-in-der-olam-habah.html

    Man kann fuer Nichtjuden kein Kaddisch beten.
    Kann vielleicht schon, doch hat es keinerlei Auswirkungen.

    Kaddisch ist etwas rein Juedisches und irrelevant fuer andere Religionen.
    Genauso wie das Yahrzeitlicht. Theoretisch kann man ein Yahrzeitlich fuer die eigene Erinnerung an den Toten zuenden.

    Bei Konversionen ist es immer eine heikle Sache, denn der Konvertit ist Jude und die leiblichen Eltern sind/ waren es nicht. Durch seine Konversion nahm der Konvertit eine neue Identitaet, eine neue Seele und einen neuen Lebensabschnitt auf sich. Halachisch betrachtet sind seine Eltern nicht mehr seine Eltern, denn von der Konversion an zaehlen Sarah und Avraham als seine Eltern. Deswegen sagt auch ein Konvertit bei einer Trauung etc. "Name + Bat oder Ben Avraham" und nicht den eigenen Namen und dann Tochter oder Sohn des eigenen Vaters.

    Man sollte sich diesbezueglich nach der Konversion mit einem Rabbiner beraten doch gilt allgemein, dass ein Konvertit zum Judentum fuer seine nichtjued. Eltern weder Schiva sitzt noch Kaddisch sagt oder Yahrzeitkerzen anzuendet. Nicht im halachischen Sinne. Man kann jedoch, wie ich sagte, Yahrzeitkerzen fuer seine eigene Trauer zuenden. Doch dies hat dann nichts mit dem Judentum zu tun.

    Jeder sollte sich diesbezueglich mit seinem Rabbiner beraten, doch waere es unueblich fuer nichtjued. Eltern jued. zu trauern.

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  3. Anonym3:09 PM

    Im Klartext würde das bedeuten, dass ich NICHTS für meinen Vater tun kann? Die Talmudstelle bezieht sich ja nur auf Juden - WO sind die Nichtjuden?

    UND: Kann ich es als Bekenntnis sagen: "... jeder fremde Dienst wird abgeschafft und nur der himmlische Dienst wird von Bedeutung sein ..." (Kaddisch am Grabe) - wenn er denn schon ein Götzendiener war nach jüdischem Sprachgebrauch?

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  4. Anonym7:14 PM

    Ich finde, es ist eine traurige Vorstellung, dass die Eltern dann offiziellem "Gesetz" dann nicht mehr als die eigenen Eltern betrachtet werden.
    Wenn sie nicht gerade voll daneben waren/sind.

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  5. B"H

    Laut dem Talmud Sanhedrin finden Nichtjuden ebenso einen Platz in der Kommenden Welt !

    Du allein koenntest auch als Jude am Grabe Deines Vaters kein Kaddisch sagen, denn dazu benoetigt es einer Minyan (10 juedische Maenner).

    Theoretisch kannst Du beten, was Du willst, nur solltest Du wissen, dass ein jued. Gebet in Bezug auf Deinen Vater nichts ausloest.

    Leider wird den Leuten, die orthodox konvertieren wollen, nicht oft genug klargemacht, welche Konsequenzen auf sie warten. Oder vielleicht sind es auch ganz einfach nur die Konvertiten, die sich vorerst gar nicht dafuer interessieren.

    Natuerlich bleiben die leiblichen Eltern stets die leiblichen Eltern. Im Judentum wird man jedoch als Konvertit mit einem Vater Avraham und einer Mutter Sarah bezeichnet.

    Sagen wir, jemand konvertiert orthodox und heiratet. Dann werden seine Eltern ihn oder sie nicht unter die Chuppah, den Hochzeitsbaldachin, fuehren duerfen.

    Wer zum Judentum konvertiert, der sollte sich ueber all das im Klaren sein. Was jetzt nicht heisst, das die leiblichen Eltern irgendwie abgehakt werden sollen. Man liebt sie genauso wie vorher. Nur gilt, dass man dort nicht mehr essen darf, denn es ist nicht koscher.
    Auch mit den etwaigen Kindern sollte man bei einem nichtjued. Oma und Opa vorsichtig sein. Essensmaessig und auch sonst.

    So schaut die Realitaet nun einmal aus. Wenn jemand konvertiert, dann ist das nicht nur ein Schein, sondern ein neuer Lebensbeginn. Und das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ansonsten braucht er nicht zu konvertieren, denn es zwingt ihn ja niemand !

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  6. Anonym11:17 PM

    Rabbiner sehen das nicht soo eng. Wenn man das Befürfnis hat, Yiskor für seine nichtjüdischen Eltern oder einen Elternteil mitzubeten, den Kadisch (z.B. in der Synagoge) mitzusprechen etc., kann und darf man das tun. Es bewirkt halachisch nichts, aber darauf kommt es ja auch nicht an, nur darauf, dieses Bedürfnis zu haben.
    Die Eltern bleiben die Eltern, nur wird man eben als ... bat oder bar awraham avinu bezeichnet. Ist doch kein Problem.

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  7. Anonym11:31 AM

    DANKE, Yael!
    Theoretisch hab ich das ja auch alles gewusst mit Awraham und Sarah als meine neuen Eltern und Familie!
    Aber wenn es dich dann wirklich trifft - sieht die Praxis doch ganz anders aus und irgendwie muss man seine Trauer ja auch verarbeiten ...

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