B"H
Wo und wie soll ich als Jude beginnen, G - tt näher zu kommen ?
Diese Frage ist vorerst nicht unbedingt darauf limitiert, ob ich jetzt religiös bin oder nicht. Zuerst einmal kommt stets der Wille, etwas Yiddischkeit lernen zu wollen, um so oder danach dem jüdischen Glauben näherzukommen bzw. auf dem erworbenen Wissen ein gewisses Maß an relig. Leben aufzubauen.
Der erste Schritt vieler Juden bedeutet immer einen RAHMEN zu finden. Wo passe ich hin, wo will ich sein, wo sehe ich mich in der Religion ? Bei welcher Richtung ?
Steht man noch ganz am Anfang, erst einmal mit dem Willen in Bezug auf Religion etwas zu tun, ist das Angebot meist überwältigend. In der Diaspora und gerade in Deutschland wohl weniger, denn derjenige, der Yiddischkeit erlangen will, geht in seine Gemeinde. Zu Chabad oder einer anderen orthodoxen Ausrichtung.
Welcher Schritt aber ist anzuraten, wenn jemand, zum Beispiel in Berlin oder Frankfurt wohnt und mindestens zwei Ausrichtungen zur Verfügung stehen hat ? Was dann ? Gehe ich zu Chabad, spricht, mache ich etwas Chassidisches oder gehe ich lieber einmal vorerst die "reguläre" orthodoxe Richtung lernen ? Nationalrelig. oder litvisch - haredisch ?
Die Kabbalah genauso wie der Chassidismus betrachten bei jedem Individualfall stets die "Seelenwurzel". Wo steckt die eigentliche Wurzel der Entstehung meiner Seele und genau da soll ich ansetzen.
Bedeutet im Klartext, dass nicht jeder Jude gleich ist. Der eine kommt dem Glauben näher, wenn er Chassidut lernt, der andere wenn er mit halachischem Basiswissen beginnt; Thora, Gesetze (Halachot) und einiges an Mussar (Ethik). Wobei ich klarstellen muss, dass der Beginn mit der Chassidut absolut nicht gegen die Halachot spricht. Leute in chassidischen Seminaren / Kursen lernen genauso viel Halacha wie jene in anderen orthodoxen Ausrichtungen. Gerade von litvisch - haredischen Juden wird seit jeher das Argument angebracht, die Chassidim täten spirituell herumschweben und kennen weder Halachot noch den Talmud. Diese Aussage hat jedoch nichts mit der Realität zu tun und ist nichts weiter als ein Vorurteil.
Jemandem, der mehrere Richtungen zur Verfügung hat, würde ich raten jede der Richtungen auszukundschaften. Zu den Chassidim gehen genauso wie zu den weiteren orthodoxen Richtungen. Schon nach einer Weile fühlt man sich an einem Platz dazugehörig und meint, dass es DAS sei. Hier will man lernen und bleiben.
Manche Leute behaupten, man solle nicht unbedingt mit dem Chassidismus beginnen, sondern mit dem grundlegenden Basiswissen. Das ist richtig, doch andererseits gibt es genauso Juden, die ausgerechnet anhand des Chassidismus der eigenen Religion näher kommen als anderswo. Je nachdem, wo die Seelenwurzel des Einzelnen liegt. Verurteilen sollte man deshalb niemanden, denn jeder von uns hat eine individuelle Ausrichtung.
Was aber, wenn man sich durch mehrere Ausrichtungen bewegt ? Einmal hier und einmal dort ? Ohne festen Rahmen ?
Ich hörte neulich eine junge Frau sagen, dass das dann ja wohl nichts sei. Man gehöre nirgendwo dazu und nehme sich halt das aus jeder Richtung heraus, was man mag.
Dem stimme ich teilweise zu, doch stellt sich die Frage, ob jemand immer irgendwo dazugehören muss. Vielleicht wenn die Frage nach der Suche des Ehepartners aufkommt, denn dann sollte die Person wissen, aus welcher Richtung der / die Zukünftige zu stammen hat.
Was aber spricht dagegen, wenn ich mehrere Variationen ausprobiere und dabei bleibe ? Mal gehe ich zu Chabad, dann zu Breslov, zu Vishnitz, zu Karlin. Dann schaue ich einmal bei den Nationalrelig. vorbei und morgen gehe ich in eine litvische Synagoge.
Hiermit beschreibe ich mein Leben. Ich bin einmal hier und dann wieder dort. Eine feste Gemeinde vermisse ich nicht, denn in Israel beinhaltet das Gemeindekonzept andere Inhalte. Man ist weniger an einen Ort, an eine Gemeinde gebunden und geht einmal dahin und dann wieder dorthin. Natürlich haben viele ihre Stammsynagoge, doch nichtsdestotrotz wird auch woanders vorbeigeschaut. Statt der Synagoge um die Ecke einmal in die Hauptsynagoge oder vielleicht in etwas Chassidisches oder Sephardisches.
Klar, besitzten wir in Israel eine Unmenge von Möglichkeiten, aber selbst in der Diaspora ist niemand frei von der Suche nach der für ihn passenden orthodoxen Ausrichtung. Wer halt in einer litvischen Gemeinde "festsitzt", aber im Grunde genommen den Chassidismus erlernen will und sich der Lehre verbunden fühlt, sollte nicht aufgeben und einen Weg finden. Internet oder einmal in chassidische Gefilde fahren. Die litvische Gemeinde muss deswegen nicht aufgegeben werden.
Ständig lerne ich derlei Suchende kennen und solltet Ihr momentan in Deutschland oder in irgendeinem anderen Land sitzen und nicht wissen wohin, dann lasst Euch gesagt sein, dass Ihr gewiss nicht allein auf der Welt seit mit Eurem "Problem".
Dienstag, August 11, 2009
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Ein Nicht-Jude, Bäcker, der konvertiert, ist er noch als Bäcker tauglich ohne neue Ausbildung oder wird er nur eingeführt, wie koscher zu backen ist, sprich: "Fortbildung"?
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenTauglich ist ein Baecker immer.:-)
Kommt drauf an, ob er orthodox oder reform konvertierte. In der Orthodoxie werden Reformkonversionen nicht anerkannt und somit ergibt sich die Antwort darauf von selbst.
Aber nehmen wir an, der Baeckere konvertierte ORTHODOX und ist nun in einer koscheren Baeckerei taetig.
Die Antwort ist aeusserst knapp: Der konvertierte Baeckerei muss nicht umschulen oder viel dazulernen. Die Zutaten bekommt er vom koscheren Betrieb eh und viel falschmachen kann er nicht. Jedenfalls nicht solange, wie der Betrieb nur Parve (neutral, weder milchig noch fleischig) - Produkte backt. In unserer Baeckerei haben wir Parveprodukte, schon allein deswegen, weil die Kunden, die daheim fleischig essen, unsere Produkte auch nach dem Fleischessen verzehren koennen. Handelte es sich um Kuchen oder Kekse mit Milchzusatz, koennten sie dies gemaess den Koscherregeln nicht und muessten erst 5 - 6 Stunden warten. Jedenfalls wartet man in Israel 5 - 6 Stunden mit dem Milchprodukteverzehr nachdem man Fleisch ass.
Allerdings braucht der Baecker beim Backen von Parve keine besonderen Regeln einzuhalten, ausser, dass man "Challah nimmt". Einen vorgeschriebenen Teil vom Kuchenteig, welchen man verbrennt. Dieses Challah nehmen ist Halacha und frueher bekamen die Cohanim (Tempelpriester) den Anteil. Da wir heute keinen Tempel haben, wird der genommene Challahanteil verbrannt.
Meist jedoch macht die einer der erfahrenen Baecker. Auch wird die Challah genommen, waehrend meinen einen bestimmten Segen sagt.
Vor etwas mehr als einem Jahr entschloss sich unsere Baeckerei in Jerusalem, in welcher ich arbeite, das Sortiment auf milchig auszuweiten. Da wir ein strenges Kaschrutsystem haben, naemlich das Zertifikat der Belzer Chassidim, musste ein extra Raum fuer die Herstellung der Milchpalette eingerichtet werden. Dort ist alles von der Parveherstellung getrennt. Selbst das Geschirrspuelmittel sowie der Besen.
Sollte der konvertierte Baecker parve und milchig backen, muss er zumindest wissen, das das Geschirr getrennt ist und das man mit einem Parvemesser keinen Kaese schneidet.
Aber glaube mir, saekulere israelische Baeckere kennen auch nicht alle Kaschrutvorschriften und ein koscherer Betrieb hat fast taeglich einen sogenannten MASCHGIACH kommen. Das Oberrabbinat schickt den Maschgiach nur einmal pro Woche oder Monat vorbei. Chassidische Kaschrutaufsichten jedoch entsenden ihren Maschgiach taeglich. Unsere Baeckerei hat zwei Belzer Chassidim als Maschgichimm die taeglich kommen und alles ueberwachen. Und wer halt Fragen haben sollte, der fragt. Von daher kann ein konvertierter Baeckere ganz normal weiterbacken und des Rest bekommt er eh gesagt.
Ausbildung & Diplom ist in diesem Kontext irrelevant.
AntwortenLöschenD.h. wenn er nach dem Giur plötzlich draufkommt, dass er backen kann (weil er vorher baecker war), dann wird man ihn mit Handkuss nehmen, denn es gibt nicht so viele koschere Bäcker, die wirklich backen können (bzw diesen Beruf richtig gelernt haben).
Du musst wissen: nicht überall legt man so viel Wert auf eine gute Ausbildung wie in Deutschland. In vielen Ländern gibt es besonders für klassische "Handwerks-Berufe" gar kein richtiges Ausbildungssystem, bzw. es schaut niemand auf die Ausbildung (in vielen Fällen: leider!!!!)
B"H
AntwortenLöschenIn Israel besteht weder das deutsche Ausbildungs - noch Berufsschulsystem. Baecker ist hier kein Ausbildungsberuf, sondern man faengt halt irgendwo an zu arbeiten und dann ist das Dein Beruf. Im Buero, inder Baeckerei, egal wo. Es sei denn, es handelt sich um einen qualifizierteren Job wie Steuerberater, Buchhalter, etc. Da bestehen dann schon Kurse und Ausbildungen.
Allerdings gibt es ebenso Baeckerkurse. Fuer einen Monat oder so. Die werden davon werden jedoch privat durchgezogen.
Unserem Backboss aus der Fabrik muss ich immer deutsche oder wienerische Backrezepte mitbringen. Aus dem Internet oder aus Zeitschriften. Aber irgendwie passt die Sachertorte nicht zu uns.:-)
Danke für die Antworten.
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