Donnerstag, August 06, 2009

Der "Scheitel - Krieg"

Photo + Artikel: Kikar Shabbat


B"H

Manchmal frage ich mich tatsächlich, ob es nichts Dringlicheres auf der Welt als die Rechtmässigkeit eines Scheitels (Perücke) anzuzweifeln. Ist nichtjüdisches Haar, welches zur Perückenherstellung verwendet wird nun koscher oder nicht ? Unter jenen, die sagen, es sei durchaus koscher ist der Vilna Gaon. Andere Rabbiner sehen das heutzutage nicht mehr so, denn die Perückenherstellung habe sich verändert.

Eine verheiratete, geschiedene oder verwitwete jüdisch religiöse Frau muss ihre Haare bedecken. Vorwiegend haredische (ultra - orthodoxe) Frauen tun dies anhand einer Perücke, welche in der Jiddischen Sprache auch "Scheitel" genannt wird. Nationalrelig. Frauen sowie jene, der der chassidischen Gruppe Breslov angehören, bedecken ihr Haar nicht mit einem Scheitel, sondern lediglich mit einem Hut oder einer Midpachat (links im Bild).

Ich muss gestehen, dass ich mit dem Thema wenig auseinandersetze, eben weil ich Single bin und das Problem nicht habe. Wenn ich verheiratet wäre, dann täte ich mich ebenso für die moderne Form eines Hutes entscheiden, denn warum sollte ich mein Haar mit anderem Haar (entweder Kunsthaar oder eine Perücke aus echtem Haar) bedecken ?
Ich finde eine Perücke einfach ekelhaft. Außerdem ist sie teuer und muss ständig beim Perückenmacher gepflegt / gesäubert werden. Da bildet ein Hut die einfachere Alternative.

Natürlich ist es für mich leicht, solch eine Aussage zu machen, denn ich bein kein Teil der haredischen Gesellschaft mehr. Und ich komme immer mit den altbekannten Argumenten daher, dass es Haredim gibt, die da mit offenem Shirt, ggf. Sandalen und aufgerollten Ärmeln herumlaufen, während ihre Frauen mehr als zugeknöpft anständig herumlaufen müssen. Wieso sollte ich mir das antun ?

Andererseits verstehe ich den Sinn und Zweck innerhalb der haredischen Gesellschaft. Es bestehen dort halachische sowie gesellschaftliche Gründe.
Der ehemalige sephardische Oberrabbiner Ovadiah Yosef lehnt die Scheitel komplett ab und die Frauen der chassidischen Toldot Aharon hassen Perücken wie die Pest. Sie scheren sich die Haare vom Kopf und setzen eine Yasameh (Kopftuch) auf.

Toldot Aharon Frauen. Nicht nur diese Frauen scheren sich ihre Haare vom Kopf, sondern ebenso die Mehrheit aller chassidischen Frauen (außer Chabad und Breslov).

Seit Jahren läuft die Scheiteldiskussion in Israel und immer wieder laufen Hetztiraden gegen die Perücken hergestellt aus nichtjüdischem Haar. Bei Chabad trägt die Frau, soweit mir bekannt ist, nur Kunsthaarperücken und somit ist wenigstens Chabad von dem Thema befreit.:-)

Persönlich denke ich, dass es wichtigere Probleme innerhalb des Judentum gibt als darüber zu zoffen, welche Perücke nun koscher ist und welche nicht. Und schert sich G - tt darum, was ich für eine Perücke trage ? Die Haare bedecken, okay, aber wieso soll man solch eine immense Summe für eine Perücke aufwenden und hinterher wird einem dann gesagt, dass diese unkoscher ist und jetzt in den Müll geworfen wird.


Meine Lösung für alle zionistisch Eingestellten:



Links:

Cover your Hair

Headcoverings by Devorah

16 Kommentare:

  1. shoshi8:55 PM

    Also in diesem Punkt bin ich zufällig mit Toldot Ahron einig. Weg mit dem scheitel: er ist heiss, er ist heikel, er ist teuer (die besseren kosten 1000-2000$, man braucht pro Jahr sicher 1-2 neue), und hässlich finde ich ihn meistens auch - da ist Kopftuch viel gescheiter.

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  2. B"H

    Ich kann Peruecken nichts abgewinnen und finde es reine Geldverschwendung, wenn man nicht gerade auf Chemotherapie oder so ist.

    Im Sommer koennte ich mir sogar die Haare abscheren. Bei den Temperaturen in Israel und der hohen Luftfeuchtigkeit trieft das Haar eh nur die ganze Zeit ueber.:-)

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  3. Anonym12:18 PM

    In Israel würde ich auch nur Hütte / Kopftücher tragen, in Chutz Laretz Scheitel, weil man so weniger auf der Strasse / Arbeit auffällt.

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  4. Anonym1:16 PM

    Jüdische Frauen tragen Kopftücher oder Perücken, wenn und weil sie einem Mann anvertraut sind/waren und dies damit zum Ausdruck bringen wollen/sollen? Wo findet man die Anweisungen, die zu diesem Thema gegeben sind? Kannst du das zitieren?
    Gibt es noch andere Gründe?
    Dass man seine Schönheit verhüllen soll, um sie für den Mann aufzusparen, ist kein Grund?
    Seit wann werden Perücken getragen? Warum werden die Haare auch noch extra abgeschert? Im Neuen Testament stellt Paulus fest, dass es schändlich ist für eine Frau, sich das Haar/Haupt zu scheren. Ich weiß nicht, ob es zu der Zeit als Schande galt und die Sache mit den Perücken und Haare scheren etwas später entstand - ?

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  5. B"H

    Ehrlich gesagt interessiert es mich einen feuchten Kehrricht, was der Ansisemit Paulus sagte oder meinte. Und noch ehrlicher bin gesagt bin ich es leid, mit christlichen Zitaten bombardiert zu werden.

    Dies ist ein juedischer Blog, gemacht fuer Juden sowie interessierte Nichtjuden und ich habe keine Lust, das Judentum gegenueber Christen rechtfertigen zu muessen.

    Es geht nicht um Schoenheit verhuellen, sondern vielmehr um noch ganz andere Sachen.

    Die Anweisung findet man in der Thora dort, wo Rivka (Rebekka) zum ersten Mal auf Yitzchak trifft.

    Das Haarescheren ist ein alter ungarisch / rumaenischer Brauch.

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  6. Anonym4:33 PM

    "Es geht nicht um Schoenheit verhuellen, sondern vielmehr um noch ganz andere Sachen."

    Um welche anderen Sachen?

    Was sind die Kommentare zu dem Abschnitt aus der Tora?

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  7. B"H

    Es geht insbesondere um den Anstand der Frau. Dieses Thema jedoch muss eigenstaendig behandelt werden und ich kann es nicht in Kurzform abfassen !

    Der Abschnitt in der Thora is dort, wo Rivka zum ersten Mal auf Yitzchak trifft. Nach dem Tode Sarahs.

    Im Judentum gelten nicht nur die geschriebenen Regeln, sondern ebenso die muendlichen aus dem Talmud. Und dort ist ebenso viel verankert, genauso wie spaeter im Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) !

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  8. Anonym2:49 PM

    Ein kluges Buch zum emotionalen Thema:

    Hide and Seek: Jewish Women and Hair Covering
    By Lynne Schreiber
    ISBN
    www.UrimPublications.com
    Dass verheiratete jüdische Frauen in den letzten Jahren vermehrt ihre Haare bedecken, wird im Buch zum Anlass genommen, der Frage nach der Stellung der Frau im Judentum nachzugehen.
    Ein sehr persönliches, engagiertes Buch.
    Rachel

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  9. Anonym12:13 AM

    Ja, ich wollte wissen, was nebst der Begegnung von Rivka und Yitzhak noch anderweitig an Kommentaren zum Thema Kopfbedeckung der Frau zu finden ist, auch Kommentare zu eben diesem Abschnitt, den du nennst, was es so in der mündlichen Tradition an Lehren gibt.
    Wo die Stelle zu finden ist, weiß ich. Und ich weiß, welche Bedeutung der mündlichen Lehre beikommt, auch wenn ich davon kaum etwas erfassen mag.

    Aber weil dies hier zu lang wäre, würde es mich freuen, wenn du daraus einmal einen extra Post machen könntest.

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  10. B"H

    Der Vorschlag mit dem Extrapost ist sehr gut. Ich werde einmal einiges dazu an Material sammeln.
    Der Rambam (Maimonides) geht schon auf die Kopfbedeckung der Frau ein und es war, meines Erachtens nach, stets so, dass eine verheiratete Frau ihr Haar bedeckte. Sei es aufgrund der jeweiligen Zeitepoche oder gemaess der Halacha.

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  11. Anonym6:57 PM

    Danke im Voraus =)

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  12. B"H

    Ich war heute nachmittag in der relig. Abteilung der Tel Aviver Bibliothek und habe einige Fakten und Gesetze zu dem Thema zusammengestellt. Morgen werde ich dies als Artikel in den Blog stellen.

    Ich muss sagen, dass ich eine ganze Menge dabei gelernt habe, doch tauchten schon wieder neue Fragen auf, die ich beantwortet haben will. Also muss ich nochmals in die halachischen Schriften. :-)

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  13. Shoshana12:57 AM

    ich sehe keinen unterschied im tragen eines scheitels, eines hutes oder eines kopftuches. fakt ist, dass eine kopfbedeckung generell unbequem sein kann - die meisten sind es - und der scheitel eigentlich noch, neben dem tiechel, am bequemsten ist - vorausgesetzt, er wurde dir angepasst, und ist nicht einfach per internet gekauft. jeder kopf ist schliesslich anders. ein scheitel besteht aus einem luftigen netz, in den die haare eingeknüpft sind - darum eine recht luftige angelegenheit, viel luftiger als z.b. ein hut. ein tiechel ist vielleicht am unkompliziertesten und am günstigsten zu erwerben, aber man kann nicht in jeder situation mit einem tiechel herumlaufen, schon gar nicht chuz la'aretz.
    ich habe alle drei bedeckungen ausprobiert, kann also schon was dazu sagen ;).

    dass chabadfrauen nur kunsthaar verwenden, ist ein gerücht.
    und dass man andauernd neue scheitel braucht, ist auch ein gerücht.
    ein guter scheitel ist in jerusalem für um die 5-600 euro zu erwerben, bestes europäisches haar.

    ansonsten denke ich, jede soll es so machen, wie es ihr am besten passt und da hat dann auch niemand abfällig drüber zu reden.

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  14. B"H

    Ich habe mehrfach von Chabad vernommen, der Rebbe habe bestimmt, nur Kunsthaar fuer die Peruecke zu verwenden.
    Um sicher zu gehe, sandte ich eine Anfrage an das Chabad Headquarter in Crown Heights und sobald die Antwort eintrifft, werde ich sie in den Blog stellen.

    In Israel koennen besonders Peruecken ziemlich unbequem sein, denn 1. kenne ich Frauen, die viele Haare verloren, weil keine richtige Luft ihr echtes Haar erreichte und 2. ist eine Peruecke im Sommer ganz einfach zu warm auf dem Kopf.

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  15. Mir sind etliche Chabad-Frauen persönlich bekannt, die ausschließlich Echthaarperücken tragen. Kunsthaar würden sie niemals aufsetzen.

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