Mittwoch, August 26, 2009

Wer ist der wahre Zionist ?

B"H

Neulich saß ich morgens mit unserem Bäckereimanager draußen beim Kaffee als ein sephardischer Haredi (Ultra - Orthodoxer) stoppte und den Manager überreden wollte, doch Teschuva (Umkehr zu G - tt) zu machen. Schließlich befinden wir uns im Monat Elul und das sei die Zeit der Umkehr vor dem Neujahrsfest Rosh HaShana (Mitte September).

Unser Manager ist alles andere als relig. und versuchte sich taub zu stellen. Dann reichte es ihm und er fuhr mit den uralten Klischees auf: Ob denn der Haredi nichts anderes zu tun habe als ihn vollzulabern ? Habe er keine Arbeit oder so ?

Der ständig lächelnde Haredi lachte noch mehr und meinte, er helfe seiner Frau im Haushalt und gehe dann in die Yeshiva lernen.

"Nee, richtige Arbeit. Hast Du eine ?" fragte der Manager nach.

Der Haredi wurde einen winzigen Moment lang ernst und meinte, er jobbe und mit Familie und Lernen sei es halt dennoch schwer, durchzukommen und sein Leben zu gestalten. Aber G - tt helfe halt.

"Was ist am Chet (der 8.) Elul ?" fragte der Manager provokativ weiter.

Der Haredi schaute mich fragend an und man sah, dass er in seinem Kopf sämtliche relig. Daten durchging. Er kam nicht drauf und der Manager sagte triuphierend, dass vor unzähligen Jahren am 8. Elul der erste Yishuv (Siedlung) namens Nahalal in Israel gegründet worden sei. Und der 8. Elul falle auf diese Woche Freitag.

Die Absicht des Managers war dem Haredi zu zeigen, dass es halt die säkuleren Zionisten a la Theodor Herzl waren, welche dieses Land aufbauten und nicht die relig. Juden.

Der Haredi allerdings ging nicht auf das Vorurteil ein, sondern konterte historisch richtig: Die wahren Zionisten seien die Haredim gewesen, die schon vor 200 Jahren nach Israel kamen und ihre Siedlungen bauten. Jene Anhänger des Rabbi Nachman von Breslov, des Vilna Gaon oder diverser chassidischer Gruppen. Was sei denn Tel Aviv noch nach Kriegszeiten gewesen ? Genau, voll Haredim, die hier ihre Gemeinden hatten. Dies geschah bevor alle nach Bnei Brak (nahe Tel Aviv) abwanderten. Das chassidisch oder haredische Tel Aviv ist heute fast in der Vergessenheit versunken.

Der Manager gab auf und der Haredi ging nicht ohne den Manager zu segnen. Freudig zog er von dannen und der Manager meinte, er bewundere den Elan und die Begeisterung des Haredi.

"Naja, immerhin hast Du einen Segen bekommen", erwiederte ich.



Ein Motto der Chassidut Breslov: Be Happy, egal wie schlecht Du Dich fühlst. Auf dem obigen Bild sehen wir in der Mitte Rabbi Israel Odesser, das verstorbene spirituelle Oberhaupt der Breslover NANA - Bewegung.
Photo: Baal HaGan

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