B"H
"So und was hat Dir gestern abend der chassidische Tisch des Rebben gebracht ?"
Diese Frage stellte mit eine gute Bekannte aus dem ultra - orthodoxen Mea Shearim und insgeheim begann ich nachzudenken. In der Nacht zuvor war ich in von zwei Familien im Stadtteil eingeladen gewesen, schaffte es jedoch nur zu einer davon. Beide Familien sind das, was wir so gerne "antizionistisch" nennen und noch vor der ersten Schabbatmahlzeit lernte ich, dass man dort nicht "Hebräisch" sagt, sondern es "die Heilige Sprache - Laschon HaKoidesch" nennt".
Zusätzlich lernte ich, dass die Bewohner von Mea Shearim die Neturei Karta (NK) alles andere als mögen. Dies betrifft beide in Mea Shearim ansässigen NK Gruppierungen. Wie die NK will man selbst als Antizionist nicht die Araber über einen herrschen wissen, sondern andere Völker ohne israelische Regierung. Bis der Meschiach kommt und sich eh alles ändern wird. A la "Dritter Tempel" und so. Andererseits aber ist gerade die Neturei Karta im Stadtteil für ihre Wohltätigkeit bekannt und nicht alles ist grundweg schlecht.
Nach dem Schabbatessen machte ich mich auf um die Ecke zum chassidischen Tisch der Chassidut Toldot Aharon. Dort hatte Rebbe David Kahn schon längst Kiddusch (Segen über den Wein) gemacht und man setzte ihm seine richtige Mahlzeit vor.
Bei Tisch eines Rebben versammeln sich die Chassidim um einen riesigen Tisch. Wer dort keinen Platz findet, der steht auf bankartigen Tribünen und schaut zu, was der Rebbe macht. Der wiederum redet von der Thora oder man singt Lieder. Meist herrscht eine unbeschreibliche Atmosphäre, die man umso mehr geniesst, wenn man chassidische Konzepte zu schätzen weiss.
Bis kurz nach 1.00 Uhr morgens (bis zum Ende) blieb ich bei Tisch der Toldot Aharon und genoss die neue weiträumigere Synagoge trotz der hohen Besucheranzahl. Irgendwie traf es sich, dass ich neben der Rebbitzen (Frau eines chassidischen Rebben) stand und nebendran mit einer Toldot Aharon Frau sprach, die ich schon länger kenne.
Was ich vom Tisch spirituell mitnahm ?
Beim Tisch ging es eher ruhig zu, denn Rebbe David Kahn ist gewiss nicht so entertaining wie sein Bruder, der Rebbe der Splittergruppe Toldot Avraham Yitzchak. Spirituelle Höhen fand ich am Freitag abend nicht unbedingt; stattdessen liess ich meine Gedanken umherwandern.
Wie sich wohl eine Newcomer in dieser so geschlossenen Gesellschaft der Toldot Aharon
fühlen täte ? Nicht, dass ich auch nur irgendwo Mitglied werden will, dennoch stellte ich mir die Frage, wie gerade Newcomer auf ihr vorheriges Leben verzichten und sich allein auf diese Gruppe und deren Inhalte ausrichten. Wie bringt man soetwas fertig ? Wie lege ich mein Schicksal in die Hände der Gruppe bzw. des Rebben ?
Anstatt vor mich herzuträumen und mich von chassidischen Gefühlen überwältigen zu lassen (wie das bei vielen Besuchern so der Fall ist), wog ich einige Realitäten sorgsam ab und habe so wohl doch einiges vom Tisch mitgenommen.
Shalom,
AntwortenLöschenin Antwerpen war ich auch beim Tisch des Rebben, mit Kippah Sruga.:) War aber kein Problem.
Für Aussenstehende ist das wirklich sehr befremdlich und man kann es nicht wirklich beschreiben.
Andere Sache mal, wie bestreiten diese Leute ihren Lebensunterhalt? Gibts da mal was zu berichten?
Joshua
B"H
AntwortenLöschenDu darfst nie vergessen, dass sich Chassidim oder Litvaks in Israel von denen im Ausland oft unterscheiden. Zum Beispiel weigern sich die Satmarer Chassidim in New York weitgehend die hebraeische Sprache im Umgang zu benutzen. In Israel hingegen redete ich unzaehlige Male mit den Satmerern auf Hebraeisch.
Wie man seinen Lebensunterhalt bestreitet ?
Darauf will ich heute noch genauer eingehen und jetzt nur soviel - Unzaehlige Chassidim arbeiten fuer ihre eigene Gemeinde.