Montag, Juli 18, 2011

Halacha: Die Umarmung von Verwandten

B”H

Stellen wir uns einmal vor, ein Familienfest findet statt und die eintreffenden Verwandten wollen sich zur Begrüßung umarmen. Nun wissen wir ja, dass die jüdische Halacha das gegenseitige Anfassen von Männern und Frauen verbietet, wenn diese nicht miteinander verheiratet sind. Ein relig. orthodoxer Mann schüttelt also keiner Frau, mit der er nicht verheiratet ist oder die nicht seine Tochter ist, die Hand. Genau so im umgekehrten Falle tut dies eine verheiratete Frau nicht.

Normalerweise tut ein verheirateter Mann nur seine Frau, seine Tochter oder seine Mutter anfassen. Auch hier gilt dasselbe für die verheiratete Frau, die da ihren Mann anfassen darf, ihren Sohn sowie ihren Vater.

Was also sagt uns die Halacha im Falle des Familienfestes ? Wer darf wem die Hand schütteln bzw. zur Begrüßung umarmen ?

Laut den Rishonim (wichtige Rabbiner aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert wie der Rambam (Maimonides, Raschi, der Abarbanel, Rabbi Yitzchak Alfassi, Ibn Ezra und viele viele andere) ist es verboten, dass Männer und Frauen sich berühren. Auch gehe dies aus der Thora hervor und es gelten die obigen, von mir bereits aufgelisteten Regeln. Wobei einige Rabbiner es erlauben, wenn eine Bruder seine Schwester berührt. Jedoch nur wenn sie das dritte oder siebte Lebensjahr noch nicht überschritten hat. Manche Rabbiner sagen drei Jahre, andere sieben Jahre. 

Die einzigen Verwandten, welche umarmt oder geküsst werden dürfen sind die Eltern, Sohn / Tochter und Enkel / Enkelin. Tanten, Onkel, Schwiegereltern, Schwiegersohn oder Schwiegertochter, Cousins und Cousinnen sollte man im Falle des gegenteiliges Geschlechtes nicht anfassen.

Die Frage ist immer, wie man es den Leuten beibringt. Religiöse Familien haben damit keine Probleme, denn die Mitglieder wachsen in die Halacha hinein. Anders hingegenn schaut es bei Neureligiösen aus, wenn sie plötzlich ihren Onkels, Cousins oder Tanten nicht mehr die Hand schütteln dürfen. Im letzteren Falle finde ich es richtig, wenn derjenige Neureligiöse sein Gegenüber aufklärt und nicht einfach so bei ausgestreckter Hand ignoriert. Einige Rabbiner halten es so, dass wenn eine Frau auf sie zukommt, die offensichtlich nichts von dieser Halacha weiss, sie ihnen ja die Hand schütteln, um die Frau nicht in der Öffentlichkeit bloßzustellen.

5 Kommentare:

  1. Gestern gab es auf dem Sender Arte eine Doku über ultraorthodoxe Juden in Jerusalem. Man kann es auch online anschauen:

    http://videos.arte.tv/de/videos/gott_bewahre_-4031254.html

    Ich fand es sehr faszinierend muss ich sagen. Es gibt sovieles dort was mir in meiner eigenen Religion sehr nahesteht.

    Sonst hat man kaum Einblick in diese Kreise in Israel.

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  2. B"H

    Hallo Serdar,

    ich denke, dass man Ravitz kaum mit Shmuel Pappenheim vergleichen kann.:-)))

    Pappenheim gehoert zu den chassidischen Toldot Aharon und verkauft momentan an jeden Interviews, der ihm gerade ueber den Weg laeuft. Er war mal ziemlich gross in der antizionistischen Edah HaCharedit, hat sich dort aber ziemlich in die Nesseln gesetzt und macht seither mehr auf Public Relation. Seine Eltern stammen uebrigens aus Muenchen und zogen zur Hitlerzeit nach Jerusalem. Ich lernte einmal Pappenheims Schwester kennen, die etwas normaler zu sein scheint als ihr Bruder.:-)

    Ich denke, es gibt bessere Interviewpartner als Pappenheim oder selbst Yoelish Kroisz von der Neturei Karta in Mea Shearim.

    Uebrigens hat die Mehrheit der Haredim gar nichts mit Mea Shearim am Hut und nicht alle Bewohner Mea Shearims sind gegen den Staat Israel. Das ist immer so ein Klischee, was ich haeufig im Internet lese und was man auch nicht wegbekommt, es sei denn, die Leute sehen sich selber einmal um.

    Haredim sind normalerweise sehr engagiert und viele gehen in Israel waehlen. Obwohl nicht alle fuer den Staat sind, so will man dennoch politisch etwas bewirken.

    Ferner sind viele Haredim aeusserst modern und im Internet recht gross. Wer die regulaeren Sites nicht will, der schaue auf all die religioesen Sites, welche von Haredim geleitet werden.

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  3. B"H

    Ansonsten aber gebe ich Dir Recht: Im Bezug auf Moral gibt es im Judentum sowie im Islam viele Beruehrungspunkte.

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  4. Danke für deine Antwort. Kennst Du eigentlich irgendwelche Leute aus der Doku persönlich?

    Apropos Orthodox. In Deutschland gab es mal diesen lustigen Spielfilm "Allesu auf Zucker", in der säkularer Juden nach Jahren seinen orthodoxen Bruder wiedersieht, mit dem er verstritten ist. Es prallen zwei Welten aufeinander und es passieren die witzigsten Dinge.

    Ist auch in der Mediathek von Arte anzuschauen, garantiertem Lachfaktor:

    http://videos.arte.tv/de/videos/alles_auf_zucker_-4031248.html

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  5. B"H

    Ich berichte ja momentan in einer kleinen Serien

    http://hamantaschen.blogspot.com/2011/07/wie-fernsehproduktionen-die-ultra_19.html


    ueber einige Fakten, die in der Reportage verdreht und einseitg dargestellt werden. Die Orte und Geschaefte, die gezeigt werden, kenne ich und die Konflikte auch. Doch besagte Reportage pickt sich nur Negatives heraus, haelt sich jedoch von naeheren Erklaerungen fern.

    Nee, den Film kenne ich nicht, aber orthodox hat ja viele Farben und Facetten. Das duerfte im Islam genau so sein.:-)

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