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Dieser Tage wünschen sich Juden gegenseitig “Shana Tov – Ein Frohes Neues Jahr”, denn am Mittwoch abend beginnt das jüdische Neujahrsfest Rosh Hashana.
Trotz aller Neujahrswünsche wird das neue Jahr wird nicht mit Feuerwerk begonnen, sondern mit Freude und der Umkehr zu G – tt. G – tt nämlich “sitzt” und richtet die Juden sowie den gesamten Erdball. Wobei Juden erst am Yom Kippur ihr Urteil erhalten und Nichtjuden bereits am Rosh Hashana.
Außer dem “Shana Tova” wird sich gegenseitig eine “Chatima Tova – Gute Unterschrift” gewünscht.
Was soll das sein ?
In der Zeit von Rosh Hashana bis Yom Kippur (viele Kommentaroren sagen “bis Ende Sukkot”) sitzt G – tt und richtet. In Symbolsprache gesprochen liegen auf Seinem Tisch drei Bücher. In das erste, dem Buch des Lebens, kommen alle guten Leute, denen noch ein weiteres Lebensjahr gewährt wird. Mindestens bis zum nächsten Rosh Hashana.
In das zweite Buch schreibt G – tt all jene Personen, die weder zu gut noch zu böse sind und sich in der Mitte bewegen. Derlei Juden erhalten erst am Yom Kippur ihr endgültiges G – ttesurteil und können sich in den zehn Tagen zwischen Rosh Hashana und Yom Kippur bewähren.
Das dritte Buch ist das Gegenteil des Buch des Lebens. Wer ist dermassen schlecht, dass er schlimme Urteile zu erwarten hat ?
Die Mehrheit aber befindet sich in der Mitte und muss dich dieser Tage bewähren. Einmal seine gute Seite zeigen anhand von Gebet, weniger sündigen, nett zu seinen Mitmenschen sein, hilfsbereit oder Spendengelder geben.
Dafür, dass G – tt uns am Rosh Hashana eine gute positive Unterschrift in das Buch des Lebens in Aussicht stellt, darum bitten wir an dem Feiertag. Zehn Tage danach, am Yom Kippur, wird sich gegenseitig “Gmar ve’Chatima Tova” gewünscht. Eine gute Unterschrift ins Buch des Lebens und somit das endgültige Urteil inklusive dem Stempel G – ttes.
Was ist mir im ausklingenden Jahr 5771 wiederfahren und was will ich im neuen Jahr 5772 besser machen ?
Dabei sollten wir von zu übertriebenen Versprechungen lieber Abstand nehmen, denn wer ist letztendlich in der Lage, zuviel auferlegtes einzuhalten. Zwar hegen wir an diesen hohen Feiertagen die allerbesten Vorsätze, doch sind die Tage erstmal vorüber, sinken auch die Emotionen und Gelassenheit zieht auf.
Vielleicht ist es keine schlechte Idee, sich eine kleine Sache vorzunehmen. Zum Beispiel, jeden Tag mindestens einmal ein bestimmtes Gebet zu sagen oder einen Segen über das Essen. Einen Segen, eine gute Tat.
Wer gleich anfängt sich vorzunehmen, perfekt zu sein, der verliert nach ein paar Tagen die Lust und gibt auf.
Was jedoch ist Leben und wozu sind wir hier ? Besteht unsere Aufgabe darin, vollends religiös zu sein und nur der Perfekte kommt weiter ? Ganz sicher nicht, denn jeder von uns besitzt andere Aufgaben und ebenso unterschiedliche Fähigkeiten. Die Stärken des einen müssen noch längst nicht meine Stärken sein; so sehr ich mir dies vielleicht auch wünschen mag.
Leben bedeutet für mich, dass man eine gewisse Zufriedenheit mit sich selbst entwickelt. Auf die Religion bezogen trifft dies genau so zu. Herausfinden, was momentan geht und anderes als Zielsetzung für die Zukunft einplanen. Denn was nützt mir meine Liste mit all den Thoragesetzten, die ich erfülle, wenn ich zugleich als depressiver unzufriedener Mensch ende ?
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