Montag, September 12, 2011

Yeshiva Studenten sollen früh ins Bett

B”H 

Da plant doch die Jerusalemer Stadtverwaltung still und heimlich eine Schliessung von Restaurants und Geschäfte um 23.00 Uhr. In der Zwischenzeit bekam die Gastronomie sowie all jene Ladeninhaber, die ihre Tante – Emma – Läden entweder bis 1.00 Uhr nachts oder 24 Stunden lang geöffnet halten, Wind vom dem bevorstehenden Entschluss und gehen auf die Barrikaden. 

Initiator des Gesetzentwurfes ist das haredische (ultra – orthodoxe) Stadtratsmitglied Yossi Deutsch und der sagt, dass es sich ja lediglich um Restaurants und Geschäfte handele, die zu später Nachtstunde von überwiegend jungen Haredim (ultra – orthodoxe Juden) besucht werden. Von Yeshiva Studenten, die da Alkohol kaufen und sich vor den Fernseher in den jeweiligen Restaurants setzen. Zumeist Fussballspiele anschauen und dabei laut gröhlen. Unzählige Beschwerdebriefe habe die Stadtverwaltung erhalten und nun sei ein Handeln erforderlich. Restaurants und Geschäfte in überwiegend säkuleren Stadtteilen seien von dem neuen Gesetz nicht betroffen. 

Einerseits stimme ich Yossi Deutsch zu, denn seit Jahren benutzen viele junge Yeshiva Leute diverse Lokale und Lottoannahmestellen mit TV – Gerät als abendlichen Treffpunkt. Das Bier fliesst und der Fernseher läuft. Nachrichten, Fussball, Filme … all das, was ein Yeshiva Student nicht gerade anschauen sollte. Außer den Nachrichten vielleicht. Ein anständiger Yeshiva Bochur geht zu später Stunde nicht aus und soll auch gar nicht erst dazu animiert werden. Was ich jedoch seit Jahren in der Jaffa Road beobachte, sind Massenansammlungen diverser junger Haredim. Viele Sepharadim unter ihnen und die eigene haredische Gesellschaft würde die daran beteiligten aschkenazischen und sephardischen Juden “Schababnikim” nennen. Jene orthodoxen Juden, die es mit der Religion nicht mehr so haben, sich weltlicheren Interessen zuwenden, aber dennoch religiös gekleidet herumlaufen. 



 Im haredischen Stadtteil Ge'ulah / Jerusalem. Die Personen auf dem Photo haben nichts mit diesem Artikel zu tun !

Photo: Miriam Woelke


In der allabendlichen Realität funktioniert dies so: Mehrere Yeshiva Leute treten entweder gemeinsam oder allein auf. In einer kleinen Borekas Snackbar, zum Beispiel. Oder beim Burger bzw. an der Pizzabude. Man kaut halt auf dem Stück Pizza zwei Stunden lang herum und nippt nebenbei an der Coladose. Ohne etwas zu bestellen, läßt der Inhaber niemanden rein und deswegen wird das Billigste auf der Speisekarte bestellt. Und so wird die halbe Nacht abgehangen und morgend kriegt niemand den Hintern frühzeitig zum Morgengebet hoch. Diesem Verhalten also will der haredische Stadtrat einen Riegel vorschieben. 

Andererseits sehe ich nicht ein, warum jemandem ein wenig Vergnügen gestrichen werden soll, denn es saufen sich ja nicht alle zu.

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