Dienstag, August 28, 2007

Das G – ttesgericht – Eine Einfuehrung in das juedische Neujahrsfest Rosh HaShana

B"H

Der Talmud Traktat Berachot klaert uns auf, wie und wann wir zu beten haben. Es ist ein sehr interessanter Traktat und leicht zu erlernen. In frueheren Beitraegen schnitt ich das Thema "Gebet im Judentum" schon recht haeufig an. Unter anderem lehrt uns der Talmud Berachot 30b, dass wir vor dem Gebet unseren Kopf von fremden Gedanken freibekommen sollen. Schon die frueheren Zaddikim (Gerechten) pflegten vor dem Gebet zu meditieren und sich so ganz auf G - tt zu konzentrieren. Zu spaeterer Zeit fuehrte der Baal Shem Tov genau jene Ideen wieder ein und die Meditation spielt bis heute eine enorme Rolle im Chassidismus.

Anschliessend faehrt der Talmud fort mit der Geschichte Channahs, welche wir uebrigens in der Haftarah (Lesung aus den Propheten) am ersten Tag von Rosh HaShana in den Synagogen lesen, und ich will an dieser Stelle naehere talmudische Erklaerungen darueber geben, was genau wir von Channah lernen koennen und was ihre Geschichte mit dem juedischen Neujahrsfest zu tun hat.

Das Buch Samuel (Shmuel) 1 erzaehlt uns von Channah, der Frau des Elkanah und zugleich Mutter des grossen Propheten Shmuel (Samuel). Elkanah hatte zwei Frauen. Die erste hiess Channah und die zweite hiess Pnina. Allerdings war nur Pnina mit Kindern gesegnet und deswegen begab sich Channah zum Mischkan (Tabernakel) in Schilo, wo sie zu G - tt beten wollte, dass Er sie erhoeren und ihr Kinder schenke. Im Mischkan befand sich der Cohen HaGadol (Hohepriester) Eli, der Channah beten sah.

Im Buch Samuel (Shmuel) 1, 1:10, heisst es wortlich: "Und sie war von bitterem Geist und sie betete zu G - tt".
Sie wollte G - tt ihr Herz ausschuetten und darum beten, auch ein Kind gebaeren zu koennen. Wie zuvor schon unsere Vormuetter Sarah und Rachel war auch Channah unfruchtbar, aber dennoch lernen wir von beiden Vormuettern, dass Gebete Berge versetzen und Geschehnisse zum Positiven veraendern koennen.

Channah sprach ihr Gebet leise vor sich hin und bewegte ihre Lippen. Im Buch Samuel (Shmuel) 1, 1:12, heisst es, dass sie aus ganzem Herzen sprach. Die Gemara im Talmud Berachot 31a lehrt, dass wir von Channah das richtige Beten lernen. Auch wir sollen unser Herzen G – tt zuwenden und unsere Worte mit den Lippen formen. Einfach die Worte der Segen und Gebete zu denken, reicht nicht aus.
Die Gemara faehrt fort, dass sie zwar die Lippen bewegte, aber dennoch ihre Wort nicht zu hoeren waren. Hieraus lernen wir, dass es verboten ist, waehrend des Gebetes seine Stimme zu erheben. Der Shulchan Aruch (Code of Jewish Law) – Traktat Orach Chaim 101:2 verbietet das laute Beten. Ein Betender sollte seine Worte nur so laut sagen, dass nur er sie hoert und nicht seine umherstehenden Nachbarn in deren Gebet stoert.

Der Cohen HaGadol Eli sah sie und dachte, dass Channah betrunken sein muesse, weil sie auf diese Art und Weise betete. Die Gemara fuegt die Erklaerung ein, dass wir aus diesem Satz lernen, dass es Betrunkenen verboten ist zu beten.
Warum ? Einen der Gruende dafuer fuehrt der Talmud – Kommentator Etz Yosef auf: Betrunkene fehle jegliche Konzentration.

Eli ging auf Channah zu und sprach sie auf ihre "Trunkenheit" an. Aus diesem Satz lernen wir, dass wenn wir jemanden sehen, der sich nicht richtig verhaelt, ihn darauf hinweisen sollen (Berachot 31b).

Channah jedoch klaerte ihn auf, dass sie aus ganzem Herzen bete und nicht betrunken sei. Aber wie kam Eli ueberhaupt auf die Idee, dass sie betrunken sein koennte ? Der Gaon aus Vilna erklaert die beruehmte Gemara folgendermassen:
Der Hohepriester Eli hatte, bevor er Channah ansprach, das Urim ve Turim befragt. Bei dem Urim ve Turim handelt es sich um eine Schrift mit G – ttes Namen, welche in das sogenannte Choshen, die Brustplatte, die der Hohepriester trug, eingefuegt war. Auf dem Choshen befanden sich verschiedenfarbige Steine der israel. Staemme sowie Buchstaben.

Wer dieses Urim ve Turim befragte, dem leuchteten Buchstaben auf, welche Woerter ergaben. Allerdings konnte diese nur derjenige deuten, welcher eine Heilige Eingebung (eine Art Prophezeihung) hatte. Als Eli das Urim ve Turim befragte, leuchteten die Buchstaben "Heh, Chaf, Resh, Shin" auf. Eli aber deutete die Buchstabenkombination falsch und statt "K – Sarah - wie Sarah" zu lesen, las er "Shikora – eine betrunkene Frau".
Channah klaerte Eli ueber seinen Irrtum auf und als sie ging, segnete er sie mit dem Spruch, dass G – tt ihre Wuensche erfuellen soll. Kurz darauf gebar sie ihren Sohn, den Propheten Samuel (Shmuel).

Die Gemara in Berachot 31b macht ebenso klar, dass wir verpflichtet sind, Leute, die falsche Schluesse aus unserem Verhalten ziehen, ueber unsere wahren Gruende aufklaeren muessen. Es reicht nicht aus, dass G – tt allein unsere Intensionen kennt, sondern wir muessen ebenso jeden falschen Verdacht der Mitmenschen von uns weisen (Chidushei HaRa'ah).

Wie schon unseren Vormuetter Sarah und Rachel wurde auch Channahs Kinderwunsch letztendlich aufgrund ihres emotionalen Gebetes von G – tt erhoert und erfuellt (siehe auch Talmud Rosh HaShana 11a).
Und was hat das ganze jetzt mit Rosh HaShana zu tun, werden sich jetzt vielleicht einige von Euch fragen.
Ganz einfach, denn auch wir bitten G – tt an Rosh HaShana um ein weiteres erfolgreiches Jahr, in dem all unsere Wuensche in Erfuellung gehen sollen.

G – tt richtet die gesamte Menschheit an Rosh HaShana und nicht nur die Juden. Daher ist es wichtig, dass wir an den beiden Feiertagen des jued. Neujahrsfestes ernsthaft beten und unsere Vergehen bereuen. G – tt richtet die Menschen in jenem Augenblick, in dem sie beten und schaut nicht auf unsere neuen Suenden im folgenden Jahr. Natuerlich weiss jeder von uns, dass er, trotz aller Versprechungen, wieder G – ttes Gesetze brechen wird, aber dennoch schaut G – tt nicht auf die naechste Woche und das kommende Jahr, sondern auf den Augenblick des Gebetes an Rosh HaShana.

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