B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Immer und immer wieder laesst G - tt uns durch Moshe im Sefer Devarim (Deutoronomy) wissen, wie wichtig es fuer Juden ist, Seine Mitzwot (Gesetze) einzuhalten. Halten wir sie ein, so geht es uns gut, wir leben in Wohlstand und Frieden und natuerlich in unserem eigenen Land Israel. Halten wir G - ttes Gesetze nicht ein und wenden uns von Ihm ab, dann wird Er uns unter den Voelkern verstreuen.
Auch die Parashat Re' eh beginnt mit diesen Warnungen. Eine ganz wichtige Warnung, die von G -tt immer wieder in der Thora Erwaehnung findet, ist der Goetzendienst. Niemals sollen wir uns von dem EINEN G - TT abwenden und anderen Goettern dienen.
Gleich zu Beginn der Parasha gibt uns G - tt einen Segen und einen Fluch, wobei natuerlich der Goetzendienst eine grosse Rolle spielt. Wenn wir Gutes tun, dann geht es uns gut und beim Gegenteil geschieht etwas Negatives. Der "Ohev Israel" (Rabbi Avraham Yehoshua Heshel von Apta) sowie Rabbeinu Bachya verweisen hierbei auf unsere individuelle freie Wahl im Leben. Als G - tt unsere Welt erschuf, kreierte Er uns so, dass wir selbst im Leben entscheiden koennen, was fuer Menschen wir werden. G - ttesfuerchtig oder nicht. All das liegt in unserer eigenen Hand und wir haben dafuer die Verantwortung zu tragen.
Der hier angesprochene Segen bezieht sich auf die Gnade G - ttes (Rachamim) und der Fluch wiederum bezieht sich auf den richtenden G - tt (Din). Mit eben jenen zwei "Charaktereigenschaften" erschuf Er auch die Welt (Rabbeinu Bachya). Vor allem die Kabbalah beschreibt das Zusammenspiel jener zwei Charaktereigenschaften. Haette G - tt die Welt nur mit Gnade erschaffen, dann muesste Er dementsprechend nur Gnade walten lassen, was ein ausgewogenes Leben fuer uns unmoeglich machen wuerde. Wir koennten soviele Suenden begehen, wie wir wollen und braeuchten uns keinerlei Gedanken ueber Bestrafung zu machen, denn es herrscht ja nur Gnade.
Haette G - tt dagegen die Welt nur mit der richtenden Eigenschaft Din erschaffen, dann sehe es anders aus. Bei jedem suendhaften Gedanken werden wir sofort gerichtet und fallen auf der Stelle tot um. Beides allein funktioniert niemals. Bestrafungen muessen gleichzeitig unter einer gewissen Gnade stattfinden und genauso muss in der Gnade auch eine Art Din vorhanden sein. Der grosse Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria, hat in seiner Lurianischen Kabbalah dieses Zusammenspiel von Rachamim und Din erst richtig begreifbar gemacht.
Auch unterscheidet die Kabbalah und die Chassidut zwischen unterschiedlichen Leveln der Ausfuehrung der Mitzwot. Manche fuehren sie nur aus, weil es so geschrieben steht, andere wiederum mit Freude und andere, weil sie gezwungen werden oder Angst vor Bestrafung haben. Wie sich sicherlich jeder denken kann, wird der Ausfuehrung mit Freude die groesste Belohnung beigemessen.
Der Ohev Israel sowie Rabbi Elimelech von Lizhensk (im Buch Noam Elimelech) sagen uns, wie genau wir einen hohen Level bei der Mitzwot - Ausfuehrung erreichen. Naemlich indem wir sie mit Kavanah (Konzentration) und Kedusha (reinen Gedanken) ausfuehren und nicht im gleichen Moment an unsere g - ttliche Belohnung denken. In dem Moment, wo ich, z.B., einem Mitmenschen helfe, sollte ich nicht die Belohnung im Hinterkopf haben oder daran denken, was mir das jetzt einbringt. Im Judentum heisst es, dass die Belohnung fuer eine Mitzwa immer eine neue Mitzwa ist.
G - tt gab uns das Land unter der Bedingung, dass wir Seine Gebote und Seine Thora einhalten. Kein anderes Land auf der Erde wurde einem Volk unter diesen Bedingungen gegeben. Rabbi Samson Raphael Hirsch schreibt, dass erst die Erfuellung der Mitzwot den Juden zu einem Ganzen machen und wir uns selbst anhand von jeder Mitzwa segnen.
Weiter heisst es in der Thora: "Und sollte unter euch ein Prophet oder ein Traeumer auftauchen und euch Zeichen und Wunder tun, glaubt ihm nicht…. Er soll zum Tode verurteilt werden". Und weiter: "Glaubt selbst nicht euren Angehoerigen, wenn sie euch zum Goetzendienst ueberreden wollen".
Als ich das las, stellte ich mir die Frage, wie jemand denn zwischen einem richtigen Propheten und einem Schwindler unterscheiden soll. Theoretisch koennte die Aussage in der Thora auf fast alles zutreffen. Aber im Judentum richten wir uns neben der schriftlichen Thora genauso nach G - ttes muendlicher Ueberlieferung der Gesetze, der Mishna im Talmud. Und hier gibt uns, wie immer, die Mishna genaue Auskunft. Dort finden wir im Traktat Sanhedrin 89a die genaue Definition eines falschen Propheten:
Ein falscher Prophet ist jemand der prophezeiht, was er nicht gehoert hat oder was ihm nicht gesagt wurde und somit soll er zum Tode verurteilt werden. Das Todesurteil soll vom Gericht (Sanhedrin) ausgesprochen werden.
Sollte dagegen ein Prophet seine Prophezeihung unterdruecken, jemand die Worte eines Propheten missachten oder ein Prophet seine eigene Prophezeihung missachten, so wird das Todesurteil von G - tt selbst ausgefuehrt.
Grundsaetzlich wird im Judentum jemand als falscher Prophet angesehen, sobald dieser die Abschaffung oder die Aenderung der Thora bzw. deren Gesetze predigt. Hinzukommen sogenannte Weissagungen, in denen jemand neue Gesetze der Thora hinzufuegen will. Jegliche Aenderungen aller Art sind biblisch verboten (siehe unter anderem Deutoronomy 18:20 oder 29:28). G – tt wies mehrmals in Seiner Thora darauf hin, dass niemals etwas geaendert oder hinzugefuegt werden kann.
Wenn also demnach jemand behauptet, G – tt habe ihm gesagt, dass dies oder das nicht mehr gelte, stellt sich derjenige automatisch selbst als Schwindler heraus (Rashi). Selbst ein richtiger Prophet darf niemals neue Gesetze hinzufuegen (siehe Talmud Traktate Megillah 2b und Yoma 80a). Allerdings muss ich an dieser Stelle hinzufuegen, dass es verschiedene halachische Ansichten darueber gibt, ob ein wahrer Prophet ZEITWEILIG und BEFRISTET das Thoragesetz ausser Kraft setzen kann. Hierzu gibt es naehere Informationen bei Rashi, dem Rambam in der Mishna Thora – Hilchot Yesodei HaThora 9:3 und dem Talmud Yevamot 90b. Theoretisch koennte ein Prophet dies tun, doch NICHT im Fall in dem er zum Goetzendienst aufruft.
Das Thema Propheten und Prophezeihungen nimmt im Judentum ein sehr weites Literaturspektrum ein. Vor allem Kabbalisten beschaeftigen sich ausgiebig mit dem Thema, denn Prophezeihungen befinden sich auf unterschiedlichen Leveln. Nicht jede Prophezeihung ist gleich. Moshe, z.B., war der groesste Prophet, den wir jemals hatten und kein weiterer Prophet erreichte jemals seine Groesse. Er sah G – tt sozusagen von "Angesicht zu Angesicht" wogegen folgende Propheten nur Visionen in ihrer eigene Seele (Neshama) hatten. Aber auch andere Propheten unterscheiden sich massgebend. Normalerweise ist eine Vision kein Bild oder ein Film, der sich vor einem abspielt, sondern alles vollzieht sich in der eigenen Seele, wo zugleich die Loesung mitgegeben wird. Der Prophet kann also sofort seine "gesehenen Bilder" definieren. Andere Propheten glauben etwas zu sehen, doch kennen die Loesung nicht. Jeder ganz nach seinem Level. Der Rambam schreibt in seiner Mishna Thora – Hilchot Yesodei HaThora, Kapitel 7, dass nur ganz bestimmte Leute auf dem Level der Prophezeihungen sind. Jemand muss schon vollkommen religioes und weise sein. Die Chassidut verweist dabei auf den Zaddik (den Gerechten).
Im Talmud heisst es, dass es seit der Zerstoerung des Ersten Tempels keine Propheten mehr gibt. Viele Rabbis sind der Ansicht, dass es allerdings noch bis Bau des Zweiten Tempels diverse Visionen gab. Nach dessen Zerstoerung gehen wir von einer Bat Kol, dem Echo einer himmlischen Stimme (siehe Rashi), aus.
Eines aber ist im Judentum von unendlicher Bedeutung und Rabbi Samson Raphael Hisch sowie der Rambam (Hilchot Yesodei HaThora) bringen es auf einen Nenner. G – tt ist nur ein einziges "Wesen" und es gibt niemanden neben Ihm. Der Glaube an EINEN G – tt bringt einen Juden automatisch auf einen hoeheren Level, selbst wenn er nicht unbedingt alle anderen Mitzwot einhaelt. Womit ich jetzt nicht sagen will, dass alle nur an einen G – tt glauben und den Rest nicht einzuhalten brauchen. Aber die Grundlage fuer einen Juden ist der Glaube an EINEN G – tt, der die Welt erschuf.
Shabbat Shalom
Donnerstag, August 09, 2007
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