Samstag, August 11, 2007

Tisch bei der Chassidut Belz in Jerusalem

B"H

In vielerlei Hinsicht ist die Chassidut Belz fuer mich anders. Erstens habe ich ganz persoenliche Beziehungen zu ihr, zweitens ist sie kein Mitglied der anti - zionistischen Dachorganisation aus Mea Shearim, der Edah HaCharedit, und drittens ist das Verhalten der Belzer Chassidim anders als jenes der Edah HaCharedit - Gruppen.

Belz ist seit weit mehr als zwanzig Jahren Mitglied der Agudat Israel, welche in der Knesset mit der Yahadut HaThora - Partei und fuenf Sitzen vertreten ist. Zuvor waren die Belzer Mitglied der Edah, doch sobald sie sie verliessen, kam es zum Krieg. Seither haben die Belzer keine Beziehungen mehr zu chassidischen Gruppen der Edah HaCharedit wie Toldot Aharon, Chassidut Dushinsky, Satmar, etc.

In Mea Shearim sieht man die Belzer seltener, dafuer haben sie ihren eigenen Stadtteil in Jerusalem: Kiryat Belz nahe Kiryat Mattersdorf.
Und nach Kiryat Belz zog es uns gestern Abend. Genau gesagt zum Tisch des Belzer Rebben, Rabbi Yissachar Dov Rokeach.

Es war ein warmer Abend und wir mussten ewig lange laufen, bis wir in Kiryat Belz und bei der immensen Synagoge der Belzer Chassidim ankamen. Weit mehr als eine Stunde waren wir unterwegs und stiegen ueber Treppen hinauf auf den Huegel. Da staendig gebaut und die Synagoge erweitert wird, fragten wir uns nach dem Fraueneingang durch. Eigentlich stehen Schilder an den Synagogentueren, doch findet der Tisch des Rebben NICHT direkt in der Synagoge statt, sondern nebenan im Untergeschoss. Ich fragte mich durch und die maennlichen Chassidim antworteten sogleich. Normalerweise sprechen bei der Chassidut Belz die Maenner mit Frauen und drehen sich nicht entsetzt um, wie anderswo. Man zeigte uns die Tuer und schon schoss uns die eiskalte Klimaanlage entgegen. Gut, dass wir Jacken dabei hatten.

Puenktlich um 23.00 Uhr waren wir dort, doch viel zu frueh, wie sich herausstellte. Nur wenige Chassidim standen unten im Maennerbereich und wir waren soweit die einzigen Frauen auf der riesigen Empore. Unten standen ein riesiger Tisch, der Stuhl des Rebben und einige Maenner liefen auf und ab. Schnell fuellte sich jedoch die Frauendempore und nach wenigen Minuten waren einige Hundert maennliche Chassidim anwesend. Ploetzlich ertoente ein lautes "Schschsch", denn der Rebbe war im Anmarsch.

Bei keinem Tisch zuvor habe ich solch ein Rennen gesehen. Alle Chassidim rannten auf ihre Plaetze und es war totenstill. Kurz darauf trat der Rebbe ein. Rabbi Yissachar Dov Rokeach ist von keiner grossen Gestalt, dafuer aber recht fuellig. Er platzierte sich vor dem riesigen Tisch, war in seinen Tallit (Gebetsmantel) gehuellt und betete mehrere Minuten lang.
Danach machte er Kiddush und begann zu essen. Die riesigen Challot (Shabbatbrote) wurden unter denjenigen Chassidim ausgeteilt, welche namentlich aufgerufen worden waren. Genauso ging es spaeter mit dem ausgeteilten Essen. Namen wurden ausgerufen und kleine Teller wurde durch die Reihen gereicht.

Viel ass der Rebbe nicht, sondern beschraenkte sich aufs Austeilen an die Chassidim. Fuenf Chassidim standen staendig um ihn herum und halfen ihm bei allem. Nichts musste er selbst tun; sogar sein Stuhl wurde ihm zurecht geschoben.

Bei den chassidischen Gruppen Belz und Gur ist es einzigartig; der Rebbe ist alles und alle haben ruhig zu sein und Respekt zu zeigen.
Zum Schluss gab Rebbe Rokeach eine Drasha ueber die dieswoechige Parasha. Aus akustischen Gruenden verstand ich nicht viel, nur das er darueber sprach, wie wichtig es fuer Juden ist, die Mitzwot (Gesetze) zu erfuellen. Danach gab es fuer viele Chassidim einen LeChaim bestehend aus Weintraubensaft. Der Rebbe prostete allen zu und rief in alle Reihen einzeln: “LeChaim”.
Wir Frauen bekamen, wie immer, nichts, was mich persoenlich nicht stoert. Klar, haetten wir gerne etwas von dem lecker aussehenden Gefillte Fisch gehabt, aber naja….

Unser Schlussfazit war, dass Belz einen Besuch wert ist. Schon allein des Rebben und der Shabbatlieder wegen. Die Leute waren nett, der Weg nach Kiryat Belz lang, aber bei dem Wetter auszuhalten.

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