Donnerstag, August 16, 2007

Parashat Shoftim

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Gestern und vorgestern feierten wir den Beginn des juedischen Monat Elul. Laut dem Koznitzer Maggid, Rabbi Israel Hofstein, wird die dieswoechige Parashat Shoftim immer im Monat Elul gelesen, denn Elul ist der Monat der Vergebung und die Zeit, in der wir G - tt am naechsten sein koennen. "The King is in the Field - Der Koenig ist im Feld", eine Metapher dafuer, dass G - tt sozusagen von Seinem "Thron" in die unteren Gefilde hinabstieg und wir Ihm anhand von Reue fuer unsere Vergehen (Teshuva) treffen koennen.

Elul nimmt jedes Jahr eine Sonderstellung ein, denn es ist der Monat vor Tishrei, in welchem wir das juedische Neujahrsfest Rosh HaShana und den hoechsten Feiertag Yom Kippur begehen. Beide Feiertage haben mit unserer Teshuva und der Vergebung G - ttes zu tun und Elul ist eine Vorbereitung darauf. Wer jetzt im Elul abends an die Klagemauer (Kotel) geht, der wird auf Hunderte, wenn nicht Tausende, von Menschen treffen.

In Shoftim werden wird angewiesen, Shoftim (Richter) und Shotrim (Exekutive) zu ernennen. Die Richter sollen ueber die Vergehen gegen die Halacha richten und die Aufgabe der Shotrim ist es, die Ausfuehrung der Strafe zu ueberwachen. Nur ehrliche und aufrichtige Richter garantieren die Sicherheit Israels im eigenen Land (Rashi und Sifre). Unter normalen Bedingungen beschuetzt G - tt die Juden mit all Seiner Macht vor Strafen. Selbst dann, wenn die Juden dessen unwuerdig sind. Aber solange Israel aufrichtige Richter hat, die ernsthaft und gemaess der Halacha und der Thora richten, ist die Shechinah (G - ttes Anwesenheit) immer praesent.
Sobald die Richter jedoch durch Korruption glaenzen sollten, entfernt sich G -ttes Shechinah und die Juden sind Seinem strengen Gericht ausgeliefert (siehe Gemara im Traktat Shabbat 139a und den Kommentar Iyun Yaakov).
Laut einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 10a werden Richter als Partner G -ttes in der Welterschaffung gesehen. Rabbeinu Perachya erklaert uns diese Aussage naeher: Diebe und Pluenderer tragen zur Zerstoerung der Welt bei. Aufgrund dieser Vergehen wurde die Welt schon einmal zerstoert, naemlich zur Zeit Noachs (siehe Talmud Sanhedrin 108). Nur ein gerechter Richter, der gestohlene Beute wieder an ihren urspruenglichen Eigentuemer zurueckgibt, traegt zur weiteren Existenz der Welt bei. So gesehen ist er ein Partner G - ttes.

Rabbi Yaakov Yosef von Polonoye (der Lieblingsschueler des Baal Shem Tov) sagt, dass alle Mitzwot (Gesetze) der Thora fuer alle Ewigkeiten Gueltigkeit haben. Dies betrifft auch die Shoftim und Shotrim. Bis heute haben wir Batei Din, rabbinische Gerichte, mit drei Rabbinern, die ueber die Ausfuehrung der juedischen Gesetze (Halacha) entscheiden.

G - tt befahl den Juden an jedem der folgenden Feiertage nach Jerusalem zu kommen: An Pessach, Shavuot und an Sukkot (Laubhuettenfest). Zu Tempelzeiten kamen Tausende Juden, aber auch Nichtjuden, nach Jerusalem und brachten Tempelopfer. Nicht selten kam es vor, dass die Angereisten dem Sanhedrin (Richterausschuss im Tempel) halachische Probleme und Fragen vortrugen, welche das Beit Din (rabbinisches Gericht) in ihrem Heimatort nicht loesen konnte. Hierbei handelte es sich um aeusserst komplizierte Fragen, auf die nur die Sanhedrin spezialisiert waren (Rabbeinu Bachya).

Hierzu ein Vergleich aus der Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 87a, wo es heisst das der Tempelberg zu Jerusalem (zusammen mit dem Tempel) der hoechste Punkt in ganz Israel sei. Der beruehmte Thora - und Talmudkommentator Rashi erklaert uns, wie die Aussage der Gemara zu verstehen ist. Bei dem hoechsten Punkt handele es sich nicht um eine geographische Angabe, sondern vielmehr um die Tatsache, dass das Jerusalemer Gericht, der Sanhedrin, alle anderen Gerichte im Land uebertrifft, also die hoechste Instanz ist.

Immer wieder aufs Neue hoere ich die Frage, warum immer alles so strikt nach der Halacha ablaufen muss und wieso soviele Rabbiner darueber entscheiden. Es stehe doch eh alles in der Thora und G - tt hat entschieden. Sind nicht die ganzen rabbinischen Regelungen gegen die Thora und somit auch gegen G - tt ? Ist das nicht alles zuviel ?
In Sefer Shemot, dem Buch Exodus 23:2, heisst es, dass viele Gesetzesauslegungen der Mehrheit zufolge entschieden werden sollen (siehe Talmud Bava Metzia 59b). Im Klartext bedeutet dies, dass bei Unklarheiten und je nach Problemfall die Mehrheit der Rabbiner ueber eine Loesung entscheiden muessen. Bei der Mehrheit handelt es sich nicht um 10 oder 50 Rabbiner, sondern es muss schon eine ueberwaeltigende Mehrheit erforderlich sein.

Ueber die Halacha wird von Menschen entschieden, was allerdings den Richtlinien Moshe's am Berg Sinai entsprechen muss. Es ist G - tes Wille, dass die Menschen (Thoragelehrten) die Gesetze gemaess ihres menschlichen Verstaendnises auslegen. Es gibt Faelle, in denen uns die rabbinischen Auslegungen und Entscheidungen viel zu uebertrieben vorkommen, doch lernen wir den Hintergrund der Auslegungen und erfahren Einzelheiten ueber der Warum und Weshalb, wird uns oft vieles klarer. Uebrigens gibt es einen Disput im Talmud, indem G - tt zugibt, dass ihn zwei Rabbiner mit ihren Entscheidungen "uebertroffen" haben.

Sobald die Israeliten das Land Cannan (Israel) nach den 40 Jahren in der Wueste eroberten, waren sie verpflichtet, drei Dinge zu tun (Mishna Thora - Hilchot Melachim vom Rambam sowie Talmud Sanhedrin 20b):

1. Einen Koenig zu ernennen.

2. Die Nachkommen Amaleks zu vernichten.

3. Einen Tempel zu bauen.

G - tt befahl ihnen, einen Koenig zu ernennen, doch wie wir aus den Propheten lernen, war es gerade G - tt, der sich wenig darueber begeistert zeigte als die Juden ihn um die Ernennung eines Koenigs baten. Der Rambam sieht den Grund fuer die Bitte darin, dass die Juden dem Propheten Samuel (Shmuel) ueberdruessig waren und einen richtigen Koenig haben wollten (Mishna Thora - Hilchot Melachim 1:2).

Laut Parashat Shoftim kann jemand nur dann Koenig werden, wenn G - tt diesen auserwaehlt hat. Siehe Samuel, der sich auf die Suche nach Saul (Sha'ul) machen musste. Bei dem Koenig muss es sich IMMER um einen Juden handeln und es muss ein Koenig und keine Koenigin sein, da G - tt in der Thora von einem Melech (Koenig) und nicht einer Malka (Koenigin) sprach (Mishna Thora - Hilchot Melachim vom Rambam).
Der Koenig Israels hat eine ganz wichtige und einzigartige Mitzwa, die kein anderer Seinesgleichen hat. Sobald er zum Koenig ernannt worden ist, muss er ein Sefer Torah, eine Thorarolle, schreiben. Er ist verpflichtet, die Thorarolle ueberall hin mitzunehmen, selbst in den Krieg und natuerlich dann, wenn er ueber das Volk richtet.

Genauso wie ein Richter ist auch der Koenig verpflichtet, sich nicht bestechen zu lassen oder voreingenommen zu sein. Grundsaetzlich sollte ein Mensch immer nur seiner Yetzer HaTov, seiner guten Seite in sich selbst folgen, und sich nicht durch seine schlechten Charaktereigenschaften (Yetzer HaRah) negativ beeinflussen lassen.
Als G - tt die Welt erschuf, geschah dies aufgrund Seiner Gedanken, die nichts Negatives enthielten. Heisst, wir sind durch Seine reinen Gedanken erschaffen worden und genauso sollten wir unsere Gedanken rein halten, um uns mit unserer Ursprungsquelle (G - tt) verbinden zu koennen (Rabbi Elimelech von Lizhensk in seinem Buch "Noam Elimelech").

Wer etwas Besonderes im Monat Elul tun will, der kann es dem Baal Shem Tov gleichtun, der das Beten des Psalm 27 empfahl.


Shabbat Shalom

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